Hacker Cyber Code
pixabay
pixabay

Was wirklich gegen Cybercrime hilft

Während die analoge Kriminalität stagniert, ist die Internetkriminalität seit 2016 um mehr als 50 Prozent gestiegen. Internetexperten der Polizei raten dazu, sich im Fall des Falles nicht unter Druck setzen zu lassen und zu versuchen, Zeit zum Reflektieren zu gewinnen.

2016 hat es im Jahr in Österreich etwa 13.000 Anzeigen zur Internetkriminalität gegeben – heuer rechnet das Bundeskriminalamt mit doppelt so vielen Anzeigen. Dreiviertel aller Betrugsfälle im Land betreffen diese Form der Kriminalität. Es gibt immense Steigerungen von Jahr zu Jahr, so Reinhold Jank vom Landeskriminalamt Kärnten, er ist stellvertretender Leiter der Gruppe Informationstechnologie und Beweissicherung.

Täter sitzen vielfach im Ausland und sind kaum „greifbar“

Die Chance, Täter dingfest zu machen besteht zwar, aber die Erfahrung zeige, „dass von jenen Tätern, die wir ertappen, ein Drittel im Ausland beheimatet ist. Ganz zu schweigen von jenen, an die wir gar nicht erst herankommen, weil sie so clever sind, moderne Verschlüsselungstechnologien zu verwenden. Teilweise muss man auch sagen, dass die Täter bewusst in Ländern tätig sind, wo die Polizei keinen oder sehr schwer Zugriff auf Serversysteme hat.“

Cyberpolizisten tragen selbst „Computervirus“ in sich

Die im Bereich Cybercrime tätigen Polizisten seien gezwungen, ständig selbst am Ball zu bleiben und sich weiterzubilden, so Jank: "Wenn man es als Hobby betrachtet, den Tätern auf die Spur zu kommen, dann entwickelt man ein gewisses Jagdfieber. Bei uns arbeiten eigentlich nur Leute, die den Computervirus ohnehin in sich tragen.“

Für seine Daten sei prinzipiell jeder Mensch selbst verantwortlich – diese im Internet preiszugeben, sei immer gefährlich. Jank: „Die Daten werden gehackt und sind massenhaft im Darknet verfügbar. Das führt ja auch zu diesen Massenphänomenen, wo Betrugsmails tausendfach ausgesendet werden in der Hoffnung, irgendjemand wird schon darauf anspringen und zu Schaden kommen.“

Opfer unter Druck haben keine Zeit nachzudenken

Es sei generell ein Phänomen der Zeit, sehr unter Druck zu stehen. Viele Menschen würden sich nicht die Zeit nehmen, über die Sinnhaftigkeit ihres Tuns nachzudenken – etwa wenn es darum geht, geheime Bankdaten wie den PIN preiszugeben. Viele hätten erst hinterher ein ungutes Gefühl. „Ich kann nur jedem raten: Vertrauen Sie auf dieses Gefühl rufen sie einmal mehr die Bank an und fragen nach – was soll ich jetzt tun.“

Wichtig sei aber gerade, sich nicht unter Druck setzen zu lassen, so Jank. „Gerade die Microsoft-Betrügereien gab es im letzten Jahr öfter – hier hat jemand mit der Original-Nummer der Firma Microsoft angerufen. Diese kann man auch im Internet recherchieren, diese Nummern sind fälschbar – und den Opfern wird eingeredet, sie müssten sofort handeln, sonst gingen alle Daten verloren.“

Das Gehirn mit PC und Handy „miteinschalten“

Was Computer, Handys und Internetkriminalität anbelange, sei jederzeit Vorsicht geboten., sagt Jank: "Vorsicht ist geboten, sobald man das Gerät einschaltet. Außerdem sollte man wie es landläufig heißt, das Gehirn miteinschalten. Dann ist man schon auf einem sicheren Weg, nicht zu Schaden zu kommen.“

Jank erinnert an folgenden Fall: Ein Mann ruft bei einer Frau an und gibt sich als Polizist aus. Eine Angehörige habe einen Unfall gehabt und könne deswegen nicht ans Telefon kommen. Man muss dringend Geld überweisen, weil das Auto unterversichert sei und diese Person deswegen in Haft gehen müsse. „Es wird extremer Druck aufgebaut“, so Jank – im ersten Schock würden dann oft Handlungen gesetzt, die in eine Falle münden. „Hier kann ich nur den Tipp geben, zuerst einmal tief durchzuatmen, und vielleicht zu überlegen, wie man weiter vorgehen kann.“

Hilfreich sei auch, sich eine Telefonnummer geben zu lassen um später zurück zu rufen, „damit man sich die Zeit geben kann, logisch darüber nachzudenken, was mache ich als Nächstes oder wen könnte ich zur Hilfe heranziehen, wenn ich überfordert bin?“

Täter sind psychologisch geschult

Die Polizei stehe jederzeit zur Verfügung – auch ein Verwandter oder Bekannter sei in solchen Situationen oft eine große Reflexions-Hilfe. Die Täter seien allesamt psychologisch geschult – auch Notlügen seien deshalb hilfreich, um Zeit zu gewinnen, so Jank. „Für den Fall, dass ich keine Telefonnummer bekomme, kann ich ja darum bitten, dass der Anrufer sich in zehn Minuten noch einmal meldet – auch dann habe ich die Zeit, über die Situation entspannt nachzudenken."

Wie suchen sich die Täter die Opfer aus? Jank: „Speziell beim Neffentrick haben wir die Erfahrung, dass die Täter aus dem Telefonbuch anhand der Namen darauf schließen, dass diese Person vielleicht schon älteren Baujahres ist. Diese Person sind oft nicht so internetversiert. Teilweise kommt es auch vor, dass aus Adressbüchern Namen herausgesucht werden oder das Internet nach Geburtsdaten älterer Personen durchforstet wird.“

Informationsveranstaltung

Im Katholischen Bildungshaus Sodalitas in Tainach findet am Dienstagabend um 19.00 Uhr eine Veranstaltung der Polizei zum Thema Computer- und Internetkriminalität" statt. In diesem Vortrag werden aktuelle Fälle, Computer- bzw. Handysicherheit und Gefahrenstellen im Zusammenhang mit dem Internet angesprochen. Die Teilnehmer werden in dem Vortrag auf die häufigsten Gefahren im Internet hingewiesen. Referent ist Revierinspektor Christian Grießer von der Polizei Völkermarkt.