Tiertrainerin Kati Kohoutek aus Semering bei Nötsch beschäftigt sich seit fünf Jahren mit den Ängsten von Hunden und versucht diese – gemeinsam mit ihren Besitzern – in den Griff zu bekommen. Geduld ist gefragt, auch bei Lagotto Samu. Er lässt sich schnell abgelenken, sagt sein Frauchen Petra Drabosenik aus Latschach: „Wenn ein Rad vorbeifährt, wenn ein Jogger kommt, wenn etwas laut ist, wenn etwas auf den Boden fällt oder es an der Türe klingelt. Das üben wir ständig und es funktioniert.“
Samu soll Assistenzhund werden
Samu ist sechs Monate alt und möchte am liebsten mit einem Atemzug die ganze Welt erschnuppern. Durch das Training mit Kati Kohoutek wurde der Hund schon etwas ruhiger und hört auf viele Kommandos, so seine Besitzerin. Noch ist Samu in Ausbildung und es wird noch ein bisschen dauern, aber wenn er etwas größer ist, hat er eine besondere Mission: Petra Draboseniks Tochter Elly ist Diabetikerin und er soll sie unterstützen, eine gefährliche Unterzuckerung rechtzeitig zu erkennen.
Katzen an Transport gewöhnen
Aber nicht nur Hunde, selbstverständlich haben auch Katzen ihre Eigenheiten. Im Alltag können sich diese auch oft genug als hinderlich erweisen. Für Katze Squeeky zum Beispiel zählte die Transportbox früher nicht unbedingt zu ihren Lieblingsplätzen. Gerade bei Ortswechseln und Tierarztbesuchen ist sie aber unerlässlich.
Katze soll freiwillig in die „mobile Höhle“
Tiertrainerin Laura Gentile verbrachte viel Zeit damit, das Tier davon zu überzeugen, dass die mobile Höhle gar nicht so schlecht ist: „Natürlich ist es wichtig, die Katze nicht hinein zu heben, also nicht mit Zwang zu arbeiten, sondern ihr wirklich beizubringen, auf Kommando in die Box zu gehen. Außerdem muss man darauf achten, dass man es nicht nur macht, wenn sie zum Tierarzt muss, sondern als alltägliches Training.“
Zittern, knurren, Flucht: Hunde wittern beim Arzt Gefahr
Für viele Haustiere beginnt mit dem Betreten einer Tierarztordination eine Ausnahmesituation. Intensive Duft-Botschaften in der Luft, die andere vierbeinige Patienten hinterlassen haben, lassen darauf schließen: Hier droht Gefahr. Zittern, Knurren und Fluchtversuche sind die Folge. Tierärztin Elke Zimmermann ist täglich mit solchen Reaktionen konfrontiert, wenn vierbeinige Patienten bei ihr in der Ordination in Nötsch vorbeischauen. Umso wichtiger ist es, dass die Tiere idealerweise schon im Welpenalter lernen, dass der Tierarzt nur helfen will.
Welpen an Ordination gewöhnen
Die Ärztin nimmt sich bewusst Zeit für Jungtiere und lässt sie zwei, drei Mal nur zum Beschnuppern und Anfreunden bei sich in der Ordination vorbeikommen, bevor es dann zur ersten richtigen Untersuchung kommt: „Weil es dem Hund langfristig den Stress nimmt. Das ist super wichtig, weil die Hunde weniger Stress empfinden. Gerade wenn es dann zu so Untersuchungen wie Ohren oder Krallenuntersuchungen geht. Da sind die Hunde sehr sensibel darauf.“
Je öfter man das im frühen Welpenalter trainiert habe, umso besser sei es. Sollte es dann ernst werden, und das Tier Schmerzen haben, könne man durch die frühe Gewöhnung schneller und einfacher gewisse Krankheiten festhalten, diagnostizieren und therapieren, so Zimmermann.
Mensch muss Zeit „investieren“
Auch das Verabreichen von Medikamenten oder die Fellpflege sind Dinge, die nicht unbedingt jedes Tier von vorne herein mag oder problemlos mitmacht. Auch hier braucht es viel Geduld, bis die Vierbeiner ihre Angst vor den unbekannten und zunächst bedrohlich erscheinenden Gegenständen – wie der Bürste – abbauen, sagt Kati Kohoutek: „Lernen kann das jeder Hund. Es ist ein bisschen Zeit, die der Mensch mit dem Tier investieren muss. Es dient aber auch dazu, seinen Hund besser kennenzulernen. Man lernt mehr, an seinem Hund zu lesen, wie er sich fühlt und auf Stressanzeichen zu achten.“
Ein grinsender Hund ist gestresst
Dazu zählt laut Kohoutek zum Beispiel „starkes Hecheln, wenn der Hund wie grinsend ausschaut, wenn er die Lefzen nach hinten zieht, wir Menschen deuten es als Grinsen. Das ist Stressgrinsen, sagt man beim Hund. Kratzen, also wenn sich der Hund mit der Hinterpfote im Schulter- oder Achselbereich kratzt. Das kann eine Übersprungshandlung aus dem Stress heraus sein. Über die Schnauze schlecken ist auch ein Anzeichen, dass er beschwichtigt, dass ihm die Situation unangenehm ist.“
Bei Katzen auf Körperhaltung achten
Bei Katzen ist es ähnlich. Auch sie zeigen durch ihre Körperhaltung eindeutig an, wie es ihnen geht, erklärt Tiertrainerin Gentile: „Wenn eine Katze schon offensichtlich sagt, ich mag jetzt nicht mehr, dann muss man ihr die Pause auch geben. Das ist genau das, was ich in meinem Training möchte. Man muss Katzen besser kennen als Hunde. Ganz oft funktioniert die Verlockung von Futter nicht mehr. Man braucht auch mehr Zeit, aber man kann auch mit Katzen alles lernen.“
Egal ob Leckerlis, ein Spiel oder Streicheleinheiten – eine Belohnung muss sein, wenn eine Übung gut gelingt. Dann behält sie das Tier in positiver Erinnerung und sie klappt auch beim nächsten Mal. Egal ob Hund, Katze oder andere Haustiere – die Tiertrainerinnen sind überzeugt: Geduld und liebevolles, aber konsequentes Einwirken der Besitzer wirken Wunder. Sie tragen dazu bei, dass angstbehaftete Situationen von den Tieren nur mehr als halb so schlimm empfunden werden.