Schlafendes Baby
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„Kennst Du Kärnten“

Hebammen: Zwischen „Hexerei“ und Technik

Ab 23. September wird der neue Hebammen-Lehrgang an der Fachhochschule Kärnten angeboten. Geburtshilfe war einst nur Frauen vorbehalten, von Männern misstrauisch beäugt und sogar mit Hexerei in Verbindung gebracht. Die Anfänge der Lehranstalten für Hebammen reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück.

Bevor es Schulen für Hebammen gab, war der Beruf jenen Frauen vorbehalten, die das größte Wissen rund um Kräuter hatten und vorzugsweise auch noch selbst kinderreiche Mütter waren. Die allererste Hebammen-Lehranstalt der Monarchie gab es 1753 in Laibach in Slowenien. „Knapp 20 Jahre später, 1771, wurde die Hebammen-Lehranstalt in Klagenfurt am Heuplatz gegründet, in direkter Nachbarschaft zum alten Krankenhaus, das heute die Bezirksmusikschule ist“, so Kärnten Guide Astrid Legner in der Radio-Kärnten-Sendung „Kennst Du Kärnten“.

Babygesicht seitlich liegend mit Händen
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Hebammen von Männern kritisch betrachtet

Hebammen wurden zur damaligen Zeit allerdings eher skeptisch betrachtet, sagte Legner: „Ihre Fähigkeit Leben auf die Welt zu bringen, wurde vor allem von der männlichen Welt kritisch beäugt und nicht selten mit Zauberei und mit Hexerei in Verbindung gebracht.“ Um die Hebammen besser kontrollieren zu können, seien im 18. Jahrhundert erste Hebammen-Lehranstalten gegründet worden, erläuterte Legner.

In diesen Lehranstalten wurde das Wissen, das bis dahin aus den Erfahrungen der einzelnen Geburtshelferinnen bestand, auf den neuen Stand gebracht. Legner sagte, man habe begonnen, die Geburt technisch zu analysieren. Damals hätte man sogar eine Gebärmaschine konstruiert, eine künstliche Gebärmutter aus Leder, um dieses Körperteil anschaulich zu machen und zu erforschen. Die Gebärmaschine wurde von einer Frau entwickelt. Das erwies sich als zu viel für die Männer, die fortan mitreden wollten.

Liegend Gebären von Männern „erfunden“

Die Einmischung des Mannes sei nicht immer gut und richtig gewesen, sagte Legner: „Mit dieser Einmischung des Mannes in die Geburtshilfe kommt auch das liegend Gebären. Davor las man in allen Büchern und Handbüchern, in denen die Hebammen ihre Erfahrungen beschrieben haben, von der hockenden, knienden Geburt“.

Die Umstellung auf das liegend Gebären habe den Grund, dass Männer – wenn sie bei der Geburt anwesend waren – nicht vor einer Frau knien wollten, sagte Legner. Heute entwickle sich der Trend wieder da hin, sich wieder der Schwerkraft zu bedienen und seltener liegend zu gebären.

Klagenfurter Institution: Josefa Fograschy

Eine wahre Institution in Klagenfurt sei die in Deutschland geborene Josefa Fograschy, sagte Legner. Nachdem Fograschy einen Kärntner geheiratet hatte, führte sie ihr Lebensweg schlussendlich im Jahr 1902 nach Klagenfurt.

„Sie hat schon in Deutschland eine Hebammen-Ausbildung gemacht, war zertifiziert als Hebamme nach deutschem Gesetz. Als sie dann in der Schweiz Aufenthalt gemacht haben, hat sie die Schweizer Prüfung gemacht und schlussendlich hat sie sich auch in Österreich zertifizieren lassen“, erzählte Legner. Aufgrund des Gesetzes und der Registrierungspflicht musste diese dreifache Zertifizierung auch an ihrer Praxis am Klagenfurter Pfarrplatz gut leserlich angebracht sein.

„Bedingungen für Hebammen stark verändert“

„Im Jahre 1926 schreibt die Klagenfurter Zeitung, dass die Frau Fograschy nicht weniger als 4.000 Kinder auf die Welt geholfen hat und sie hat noch 20 Jahre länger gelebt. Sie hat gewusst, was sie macht, weil sie selbst 16 Kinder gehabt hat“, sagte Legner. Die Bedingungen für den Beruf der Hebamme haben sich im Laufe der Jahre stark verändert. Damals war man rund um die Uhr Hebamme.

Fograschy wäre Tag und Nacht erreichbar gewesen, sagte Legner, sie hätte sogar eine Hebammen-Glocke gehabt, mit der man sie jederzeit herausläuten habe können. „Sie hat ja keine fixen Arbeitszeiten gehabt natürlich. Also dementsprechend war die Frau Fograschy bei uns eine Institution“, so Legner. Eines hat sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht geändert, Lohn der Arbeit waren der erste Schrei des neuen Erdenbürgers und die glücklichen Eltern.

Kärnten droht massiver Hebammen-Mangel

In den nächsten Jahren steht Kärnten vor einem Problem: Von den derzeit rund 170 aktiven Geburtshelferinnen geht bald ein Drittel in Pension. Seitens des Landes hat man bereits auf den bevorstehenden Hebammen-Mangel reagiert. Ab 23. September startet ein neuer Hebammen-Lehrgang an der FH-Kärnten.