Das EU-Interreg-Projekt wurde grenzüberschreitend mit Partnern aus Italien, Tirol und Kärnten durchgeführt. Auf mehreren Versuchsflächen der Saatbau Kärnten in St. Kanzian und Umgebung wurden verschiedene Sorten Hirse und Buchweizen getestet, sie sind von Natur aus glutenfrei. Saatbau-Kärnten-Geschäftsführer Rainer Frank: „Wir haben diese Sorten angebaut, beschrieben, bewertet und analysiert. Für die Landwirte haben wir einen Leitfaden zusammengestellt und hoffen, dass sie die alten Kultursorten wieder verstärkt anbauen.“
Alte Sorten gerieten in Vergessenheit
Hirse und Buchweizen werden von der glutenfreien Lebensmittelindustrie verstärkt nachgefragt. Doch die einst beliebten Sorten sind in Vergessenheit geraten und wurden Jahrzehnte nicht züchterisch bearbeitet. Dementsprechend schwach ist der Ertrag und das Risiko sei hoch, zum Beispiel, dass Vögel das Feld leer fressen, klagen Landwirte wie Fritz Katz: „Wenn der Mais 30 Cent pro Kilo in Bioqualität kostet, muss die Hirse zwei Euro kosten, damit die Ertragsdifferenz und das Anbaurisiko bezahlt werden.“
„Landwirte werden Nutzen erkennen“
In Klagenfurt-Feschnig hat der Marktführer der glutenfreien Mehl- und Broterzeuger mit Hauptsitz in Südtirol einen Standort. Man würde künftig gern mehr Buchweizen und Hirse aus Kärnten ankaufen und verarbeiten. Geschäftsführer Gerald Seiler sagte, die Menge beeinflusse den Preis. „Früher oder später werden die Landwirte erkennen, dass die Nutzflächen durch die Fruchtfolge große Vorteile haben, weil sie der Monokultur entgegenwirken.“
Glutenfreie Lebensmittel: Marktführer forscht in Klagenfurt
Der Marktführer bei glutenfreien Lebensmitteln erforscht an seinem Standpunkt in Klagenfurt die Einsatzmöglichkeiten von Buchweizen und Hirse. Die Auswahl der beliebten Produkte auf dem Markt wird immer größer.
Die Firma war Initiator des EU-Projekts in Österreich und Italien. Im hauseigenen Labor wurde geforscht und getüftelt, welche Sorten und welche Mahlgrade sich am besten eignen. Eine neue Backmischung mit Buchweizen konnte entwickelt werden und soll demnächst serienreif sein. Durch ein spezielles Verfahren wurde daraus ein Sauerteig entwickelt, das fertige Produkt sei laut Seiler sehr nahe am Geschmack eines normalen Brotes.
Am Klagenfurter Standort gebe es pro Jahr ein moderates Absatz-Wachstum in zweistelligen Prozentbereich, wie es heißt. In den nächsten zwei Jahren sollen hier sieben Millionen Euro investiert werden. Die Mitarbeiter werden von 36 auf 50 aufgestockt.
Handel reagiert auf Nachfrage
Die großen Handelsketten wie REWE oder DM verdoppelten in den vergangenen Jahren ihr glutenfreies Sortiment in etwa, Absatzzahlen gibt es keine. Laut REWE sei das mengenstärkste Produkt Brot, man biete aber auch Mehl und Teigwaren, Kekse, Snacks oder auch Bier an. Es gebe laut REWE zwar nicht allzuviele Personen, die an einer diagnostizierten Weizenunverträglichkeit leiden, doch der Kreis der potenziellen Kunden sei wesentlich größer. Daher erweitere man auch das Sortiment.
Von SPAR heißt es in einer Aussendung, dass der Kundenanteil jener, die glutenfreie Lebensmittel kaufen, sich im einstelligen Prozentbereich eingependelt habe. Für Zöliakie-Kranke seien die Produkte aber enorm wichtig, daher biete man sie auch an.
Nutzen muss hinterfragt werden
Als Gluten bezeichnet man Klebereiweiß, das wiederum eine Mischung aus Proteinen in Getreide ist. Kommen sie mit Wasser in Berührung, werden sie zu einer zähen Masse, dem Teig. Glutenfrei müssen sich nur Personen mit Zöliakie ernähren, das ist eine autoimmunbedingte Darmerkrankung, bei dem sich im Darm beim Essen von Gluten die Darmzotten zurückbilden und der Körper nicht mehr genügend Nährstoffe aufnehmen kann. Sie müssen auf Gluten verzichten, das ist für sie überlebensichtig.
Daneben gibt es noch die Glutensensitivität. Das ist eine Unverträglichkeit, bei der die Betroffenen über Beschwerden klagen, es kommt aber zu keiner Schädigung der Darmschleimhat. Dennoch können diese Menschen auf Gluten verzichten, wenn es ihnen damit besser geht. Auch bei Schuppenflechte könnte Gluten eine Rolle spielen.
Der Nutzen von glutenfreier Ernährung für gesunde Personen wird angezweifelt. Laut GKK könne die glutenfreie Ernährung auch zu Defiziten an Spurenelementen und Vitaminen führen. Man isst zu wenig Vollkorn und mehr Fleisch bzw. Milchprodukte, was wiederum für das Herz schlecht sein könnte – mehr dazu in Glutenfrei: "Für Gesunde nicht zu empfehlen“ (sciense.ORF.at; 25.4.2019).