Romana Seunig mit Kind in ihrem Kräutergarten am Radsberg
Romana Seunig
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Lifestyle

Römische Gärten am Radsberg

Am Radsberg hat sich die Gesundheitswissenschaftlerin und Kräuterbäuerin Romana Seunig vor Jahren den Pflanzen verschrieben und versucht auch immer wieder, altes Wissen der Römer neu aufzuarbeiten und in Erinnerung zu rufen. Ihr Kräuterland ergänzte sie heuer um Tafeln mit Weisheiten der alten Römer.

Viele neue Erkenntnisse der modernen Welt wussten die alten Römer bereits vor Jahrtausenden. Die Römer, ihre Gärten, und ihre hohe Kunst zu kochen und zu würzen, können im Kräuterland von Romana Seunig am Radsberg bewundert werden. Mit ihrem umfassenden Wissen um Pflanzen und Geschichte führt Seunig durch eine Pflanzenwelt, die schon vor Jahrtausenden bekannt war und heute als römisches Erbe in unseren Gärten existiert.

„Wir erfinden nichts neu, wir wiederholen nur Vieles“

Bereits römische Agrarschriftsteller hatten sich über die Gepflogenheiten ihrer Zeit, über die Würzgewohnheiten und über die Landwirtschaft im Allgemeinen Gedanken gemacht und sie zu Papier gebracht. Das war schon vor 2.000 Jahren und trotzdem klingt Manches sehr vertraut, „Manches lädt ein zum Schmunzeln, sowie eine Gourmetkritik aus dem Jahr 250 vor Christus, wie eben das massenhafte Würzen aus der Wiese. Manche füttern die Gäste wie Weidevieh, wird da gesagt“, so die studierte Juristin Romana Seunig. Die Römer entnahmen alle Kräuter und Gewürze aus dem natürlichen Umfeld aus der Wiese.

Kräutergarten von Romana Seunig mit Schild „Römische Stimmen“
Romana Seunig
In ihrem Kräuterland hat Romana Seunig heuer Holztafeln mit der Aufschrift „römische Stimmen“ aufgestellt

„In unseren heutigen Tagen erfinden wir nichts neu, wir wiederholen nur Vieles“, sagte Seunig. Heute weiß man zwar mehr über die Inhaltsstoffe, aber beim Geschmack und Ausprobieren waren die Römer viel weiter als wir, so Seunig. Heute beschränken sich Viele sehr stark auf Salz und Pfeffer. Die Römer hatten beim Würzen mehr ausprobiert und sich mehr getraut. Sie hatten Fenchel, Knoblauch, Pastinaken, Mangold und Kohl nicht nur als Gemüse, sondern auch als Gewürz noch zusätzlich hineingenommen und noch einmal abgeschmeckt. Seunig sagte: „Sie haben sehr viel bunter die Tische gestaltet, mit dem was sie an Grün gehabt haben im Garten.“

„Die Römer waren Gourmets“

Die Römer kannten damals schon viele Pflanzen und ihre Verwendungen. „Die Römer waren Gourmets“, sagte Seunig. Es gibt eine Geschichte aus der Zeit, als Rom noch von den umliegenden Stämmen bedroht wurde. Man sei zu einem damaligen ehemaligen Senator gekommen und wollte ihn einladen, dass er doch wieder nach Rom komme, um die Stadt zu verteidigen. Man habe ihn im Garten angetroffen, wo ein Kochtopf mit Rüben brodelte und die Herren aus der Stadt wollten dem Senator Geld für das Essen geben, doch „der hat sich dann umgedreht und gesagt, also wenn jemand mit dem Essen hier zufrieden ist, dann nützt ihm das ganze Gold nicht.“

Romana Seunig in ihrem Kräutergarten am Radsberg
Romana Seunig
Die Gesundheitswissenschaftlerin Romana Seunig in ihrem Kräuterland am Radsberg

Als die Römer über die Alpen kamen, waren sie entsetzt darüber, dass es meterweise nur Boden gab, der unbenützt war. Ein Boden, der keine Ernte bringt, war für die Römer unvorstellbar. Daraufhin wurden eigene Berufsarten, die sich beispielsweise nur mit Zwiebel- und Knoblauchanbau beschäftigten, entwickelt. Selbst heute kann man von den damaligen Wissensaneignungen noch profitieren.

Vom römischen Landgut zum heutigen Bauerngarten

„Die Gemüse sind hier geblieben und natürlich auch die Kräuter überwiegend. Was sich schwer getan hat am Anfang waren solche mittelmeerorientierten Kräuter, wie zum Beispiel der Thymian“, laut Seunig. Auf den Thymian war man jedoch nicht vollkommen angewiesen, denn als Ersatz hat man schon den Quendel gehabt. Auch der Rosmarin war eher zögerlich in die Klostergärten und in die Bauerngärten übergegangen. Die Vielfalt der Römer, dazu zählten Liebstöckl, Minze, Weinraute, Salbei und Bohnenkraut, ist auch heute noch gegeben. Der Bauerngarten ist sozusagen das Ende einer langen Entwicklung. Vom römischen Landgut, zu den Klostergärten, in die Burggärten und schlussendlich in die Bauerngärten.

Romana Seunig mit Kind in ihrem Kräutergarten am Radsberg
Romana Seunig
Die Kräuterbäuerin gibt ihr Wissen über die Koch- und Würzkunst der Römer auch an die Kleinsten weiter

Der Andorn sei ein Heilkraut, mit dem alle Generationen in der Antike, aber auch noch im Mittelalter, Teemischungen zubereitet haben, so Seunig, „genauso wie die Weinraute.“. Das heißt, wenn die Römer bei einer Einladung Angst vor einer Vergiftungen hatten, dann tranken sie ein Getränk mit Andorn oder Weinraute. Der Tee wirkte gesundheitsförderlich und beruhigend.

Ebenso konnten Römer bereits im ersten Jahrhundert nach Christus sagen, wie man verhindern konnte, dass ein Salat in die Höhe schießt, oder dass eine Gurke bitter wird. Wenn der Salat anfängt ein Herz zu bilden, müsse man eine Tonscherbe darauf geben, dann wird das Wachstum in der Mitte gedämpft und er schieße später als normal, laut Seunig. Es gibt noch Einiges von den Römern aufzuholen.