Christoph Pucher mit einem andere Lehrling an einer Maschine
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Wirtschaft

Maturanten für Lehre begeistern

Drei von vier Kärntner Unternehmen klagen über Fachkräftemangel, gleichzeitig ist von Betrieben zu hören, dass sie nur schwer geeigneten Berufs-Nachwuchs finden. Man will daher Maturanten für eine Lehre nach der Matura gewinnen. Das AMS unterstützt die Aktion finanziell.

Christoph Pucher ist einer, der das Angebot annahm. Er maturierte an der HTL für Tischler und macht nun eine Lehre als Maschinenbauer. Seine Lehrzeit ist um ein Jahr kürzer als die jüngerer Lehrlinge, in der Berufsschule entfallen für ihn Fächer wie Deutsch und Englisch. „Lehre nach Matura deswegen, weil ich nicht unbedingt studieren gehen wollte und alles von der Pike aus lernen wollte.“

Maschinenbaulehrling Christoph Pucher im Internview
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Christoph Pucher ist der älteste in seiner Berufsschulklasse

Lehre statt Studium

Auch Anna Maria Schöffmann macht eine Optikerlehre nach der AHS-Matura. Ihre Lehrzeit ist um ein Jahr kürzer: „Ich habe zuerst ein Jahr studiert, das hat mir aber nicht so gefallen und ich habe zuerst ein anderes Studium überlegt. Aber dann hab ich mir gesagt, ich versuche es mit einer Lehre.“ Ihre Chefin Ines Hrassnig sagt, erstens gebe es eine Lehrzeitverkürzung, zweitens seien sie älter und schneller bei den Kunden einsetzbar.

Vorbild Deutschland

Eine solche Lehre nach der Matura beginnen derzeit in Österreich nur wenige Maturantinnen und Maturanten, in Deutschland ist es jeder Vierte. In Kärnten sind es derzeit nur rund 50 Maturanten, in den kommenden Jahren soll die Zahl auf 400 gesteigert werden, sagt der Bildungsbeauftragte der Wirtschaftskammer, Andreas Görgei. Befragungen hätten gezeigt, dass 200 bis 300 Betriebe extra für Maturanten Lehrstellen zur Verfügung stellen würden. Man brauche mehr Fachkräfte in Kärnten.

Anna Maria Schöffmann im Optiker-Beratungsgespräch
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Anna Maria Schöffmann berät eine Kundin

Anreize schaffen soll ein Einstiegsgehalt, das höher als die Lehrlingsentschädigung ist, sagte Peter Wedenig, der Leiter des Arbeitsmarktservice (AMS): „Das hängt von den Kollektivverträgen der einzelnen Branchen ab, im Durchschnitt sind das zwischen 1.300 und 1.500 Euro brutto. Da gibt es auch Unterstützung für die Betriebe vom AMS von 700 Euro monatlich für das erste Lehrjahr, angedacht ist auch, das zweite Lehrjahr zu fördern.“

Zusätzliche Lehrstellen geschaffen

Das soll aber nicht dazu führen, dass Maturanten jüngere Lehrstellen-Suchende verdrängen, sondern zusätzliche Lehrstellen schaffen, heißt es von der Wirtschaft. So sagt der Ausbilder von Christoph Pucher, der Villacher Unternehmer Bernhard Plassounig, es werden von der Wirtschaft ja zusätzliche Lehrlinge gesucht. Es gebe das Problem, dass es derzeit geburtenschwache Jahrgänge gebe, so sei es eine Chance, Lehrlinge zu bekommen, die in der Entwicklung schon weiter seien. Sie stehe den Betrieben rascher als Facharbeiter zur Verfügung, so Plassounig.

Ziel der Wirtschaft ist, künftig eigene Berufsschulklassen für Maturanten in der Lehre anzubieten, wie es sie beispielsweise für Optikerlehrlinge mit Matura in Tirol bereits gibt. Die Bildungsdirektion zeigt sich gesprächsbereit.