Über die „fleißige“ Biene freuen sich viele, die Hummel wird oft als gemütlicher Brummer wahrgenommen, die Wespe ärgert Menschen immer wieder bei diversen Grillereien oder beim Frühstück auf der Terrasse und wenn dann noch eine Hornisse auftaucht, tritt manchem der Angstschweiß auf die Stirn.

Gelb/schwarze Färbung heißt Achtung!
Zoologisch gehören Bienen, Hummeln, Wespen und Hornissen zur Ordnung der Hautflügler (Lateinisch: Hymenoptera) sagte Christian Wieser, der Leiter der Zoologischen Abteilung des Landesmuseums: „Das ist eine der größten Insektengruppen bei uns in Europa mit mehr als 10.000 verschiedene Arten.“
Wespen und Hornissen, die auch zur Familie der Wespen zählen, haben eine gelb-schwarze Warntracht, sagte Wieser. „Die zeigen schon von außen ‚Achtung, greift mich nicht an‘.“

Wespe hat zu Unrecht schlechten Ruf
Hummeln und Bienen hingegen seien nicht so auffällig gefärbt, können aber genauso stechen. Den Wespen eilt zu Unrecht der schlechteste Ruf voraus, sagte Wieser: „Sie sind nicht aggressiver als Bienen.“ Wenn man als Laie zu einem Bienenstock geht und sich falsch verhält, wird man genauso gestochen, wie wenn man sich einem Wespennest unvorsichtig nähert. „Die meisten Stiche bei Wespen sind eben Unfälle, wenn man versehentlich in die Nähe des Nestes kommt, natürlich verteidigen die Wespen ihren Lebensraum und ihre Jungen und je mehr man herumfuchtelt, umso schneller werden sie stechen, aber das machen die Bienen genauso.“ Wespenstiche passieren aber auch, wenn man in Speisen beißt und übersieht, dass Wespen darauf sitzen.

Hummeln wärmen sich durch Muskelzittern auf
Die Hummeln verfügen über außergewöhnliche Fähigkeiten, so Wieser. „Insekten sind ja eigentlich temperaturabhängig nach außen. Aber Hummeln können schon um sechs in der Früh unterwegs sein. Sie können sich über Muskelzittern so aufwärmen, dass sie auch im Frühling sehr früh unterwegs sind, oder sich – auch wenn keine Sonne scheint – hoch aktiv zeigen.“
Und diese längeren Arbeitszeiten weiß sich der Mensch wiederum zu Nutze zu machen und lässt sich von den Hummeln, zum Beispiel in den Tomatengewächshäusern, beim Bestäuben der Pflanzen helfen.

Bienen und Hummel lieben Nektar und Pollen
Bei der Nahrung gibt es bei den Bienen, Hummeln, Wespen und Hornissen Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede: Bienen und Hummel lieben Nektar und Pollen. Die Wespen hingegen brauchen für die Aufzucht der Jungen tierisches Eiweiß. Selbst bevorzugen Wespen Nektar oder zum Beispiel überreifes Obst. Da kann man auch schon einmal eine betrunkene Hornisse beobachten.
Auf Grund dieser Unterschiede haben sich auch die Fresswerkzeuge angepasst. „Also Bienen und Hummeln, die trinken in erster Linie Nektar, die haben so eine Art Saugrüssel, mit dem sie leckend Flüssignahrung aufnehmen können. Wespen oder Hornissen, die haben richtige beißende Mandibeln. Mit denen können sie ihre Beute zerkauen, aufmischen und so mitnehmen.“
Jause im Freien lockt Insekten an
Dann kommt noch hinzu, dass Menschen sich im Sommer auch gerne im Freien aufhalten und dort auch essen. Die Wespen finden einen Frühstückstisch ganz leicht, sagte Wieser. „Das finden sie natürlich über den Geruch. Sie haben Chemorezeptoren, mit denen können sie Fleisch oder Süßes von der Ferne riechen und wenn der Wind weht und die Wespen in der Nähe sind, wissen sie sofort, wo es Beute geben könnte.“
„Wenn man ein Wespennest natürlich direkt neben dem Haus hat und kleine Kinder spielen, oder irgendjemand allergisch ist gegen derartige Gifte, muss man reagieren, das ist klar. Aber im Prinzip reicht es, die Tiere in Frieden zu lassen, „dann wird am wenigsten passieren“.

Wespen produzieren Papier als Baumaterial
Bei der Wahl ihrer Behausung können sich die Arten sehr unterscheiden, abhängig auch davon, ob sie alleine oder in Staaten leben. Manche Wildbienen bevorzugen hohle Pflanzenstengel, andere Löcher im Boden oder in Mauernischen. Auch Wespen können alte Mäusenester im Boden verwenden, adaptieren Vogelhäuser oder beziehen Hohlräume jeglicher Art. Unterschiede gibt es auch beim Baumaterial der Nester, sagte Wieser. „Die Bienen machen das Wachs und die Wespen und Hornissen produzieren aus Zellulose, aus Holzteilen, eine Art Papier, aus denen die Wespennester bestehen.“
„Also im Prinzip bei den ganzen staatenbildenden Hautflüglern überwintert immer nur die befruchtete Königin, anders ist es bei der Honigbiene, da überwintert der ganze Saat. Aber Wespen müssen ihren Staat jedes Jahr im Frühling neu aufbauen. Je nachdem, wie das Wetter im Frühjahr ist, gibt es viele Wespen oder wenige Wespen. Wenn es im April und Mai sehr nass, feucht und kühl ist, dann werden die Staaten nicht sehr groß werden. Anders ist es, wenn es richtig heiße Frühlingssaisonen gibt, dann können die Wespen große Staaten bilden. Dann ist auch genug Nahrung vorhanden. „Je wärmer es ist, umso aktiver können die Wespen sein.“

Hornissen sind nicht aggressiv
Die Hornissen schrecken die meisten schon durch ihre Größe ab. „Hornissen sind überhaupt nicht aggressiv. Da muss man schon definitiv zum Nest direkt dazu gehen, dass die sich zu verteidigen anfangen und sie kommen auch nicht zum Frühstückstisch. Einziges Problem bei Hornissen ist, sie sind tagaktiv, aber auch nachtaktiv und kommen dann zum Licht. Sie schwirren um Lampen herum und da kann es schon passieren, wenn jemand darunter sitzt, dass ein Unfall passiert. Aber sie sind nicht aggressiv, sie greifen den Menschen nicht an, sondern sie wehren sich nur, oder verteidigen sich, wenn sie bedroht sind."
Eine Wespe sei nicht weniger fleißig, als eine Biene und für die Menschen auch nicht weniger positiv nützlich, sagte Wieser. "Sie wehren sich halt mehr, nur sind sie im Kreislauf der Natur massivste Insektenvertilger, also sie machen die Balance. Sie sind insofern genauso nützlich und positiv zu sehen wie eine Biene.“
Nicht alle Bienen sind fleißig
Ehrlicherweise muss man sagen, dass wir Menschen bei der Imagefrage nicht ganz uneigennützig agieren. „Warum freut sich der Mensch darüber? Weil er halt einen direkten Nutzen davon hat, also mit Honig.“ Hummeln und Bienen verbindet nicht nur ihr eher gutes Image. „Die gehören im Prinzip zusammen, also Hummeln sind im weiteren Sinne zu den Bienen, zu den Apiden zugehörig.“
Und so ganz nebenbei: Nicht alle Bienenarten sind „Fleißige Bienen“. „So wie überall gibt es auch eigene Bienenarten die gelernt haben, sich bei ihren Nachbararten zu bedienen. Die legen dann ihre Eier zu der sogenannten fleißigen Biene dazu und wie ein Kuckuck entwickelt sich eine ‚Kuckucksbiene‘ daneben. Das sind aber eigene Arten die das gelernt haben.“