Soziales

Misshandlungen schneller erkennen

Ärzte in Kärnten sollen in Zukunft stärker für möglicherweise vernachlässigte oder misshandelte Kinder sensibilisiert werden. Derzeit kommt nur ein Prozent der gesamten Mitteilungen auf Verdacht von Kindeswohlgefährdungen aus dem Kreis niedergelassener Ärzte. Ihnen soll eine Broschüre als Leitfaden dienen.

Knapp 3.000 Meldungen, dass bei einem Kind oder bei der Erziehung von Kindern etwas nicht passt, bekam die Kinderwohlfahrtseinrichtung des Landes im Jahr 2018. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 waren es etwas mehr als tausend Meldungen. Allerdings sind bei weitem nicht alle Meldungen auch tatsächlich begründete Fälle, in denen das Jugendamt aktiv werden musste.

Petra Preiss und Beate Prettner bei einer Pressekonferenz zum Thema Kinderschutz
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Petra Preiss und Beate Prettner bei der Pressekonferenz zum Thema Kinderschutz

In Ärzte-Ausbildung bis jetzt kein Thema

Künftig sollen auch Ärzte vermehrt auf das Thema Kinderschutz sensibilisiert werden, sagt Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ). Denn nur rund ein Prozent aller Informationen an die Schutzeinrichtungen über mögliche Kindeswohlgefährdungen kommen von Medizinern. Es gehe ihr darum, dass sich die Beteiligten in das bestehende Netzwerk einbringen, früh Meldungen machen und auch Hilfestellungen in Anspruch nehmen.

Eine Broschüre soll auch den Ärzten helfen, Kindeswohlgefährdungen früher und besser zu erkennen. Ärztekammerpräsidentin Petra Preis sagt, das Thema komme in der Ausbildung derzeit noch nicht vor. „In Folge dessen tendieren die Kolleginnen und Kollegen dazu, es auch nicht in der Form wahrzunehmen, weil sie es nie gelernt haben.“

Sensiblere Wahrnehmung führt zu mehr Meldungen

Auch bei der Unterstützung von Familien durch die Wohlfahrtseinrichtung gibt es eine Steigerung von rund 50 Prozent, sagt Raphael Schmidt, Leiter der Fachstelle: „Es ist zwar ein Anstieg und man könnte meinen, dass die Situation der Familien in Kärnten immer schlimmer wird. Dem möchte ich entgegnen: Nein. Wir haben eine Steigerung der Sensibilisierung und Wahrnehmung. Wir sehen die Fälle öfter und das ist gut so.“

In einigen Fällen werden die Kinder auch aus dem Familienverband gelöst, etwas mehr als tausend waren es letztes Jahr. Diese Kinder wurden in einer sozialen Einrichtung oder in einer Pflegefamilie in Kärnten betreut.