Gail
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„Kennst du Kärnten“

Frühe Versuche zur Zähmung der Gail

Kärnten ist immer wieder von Unwettern und Hochwasser betroffen, hier besonders das Gailtal. Zuletzt trat die Gail 2018 über ihre Ufer und sorgte für großflächige Überschwemmungen. Bereits in der Vergangenheit wurde versucht, die Gail zu zähmen, als einen der ersten Alpenflüsse.

Das Gailtal zählt nicht nur zu den niederschlagsreichsten Gebieten Österreichs, sondern auch zu den Tälern mit der größten Dichte an Wildbächen, was zur Folge hatte, dass die Talböden versumpften und die Wiesen sauer waren. Ungeeignet also für die Rinderhaltung, so Historikerin Heidi Rogy: „Darum wandten sich die Bauern der Pferdezucht zu. Der damit in Zusammenhang stehende Saumhandel und Fuhrwerksverkehr waren lange Zeit eine lukrative Einnahmequelle der hier ansässigen Bevölkerung.“

Sendungshinweis:

„Kennst du Kärnten“, 2.5. 2024

Erstes Projekt im Jahr 1823 ausgearbeitet

Dennoch wollte man die Situation im Gailtal verbessern. Die Gail musste reguliert werden, wie schon Erzherzog Johann im Jahr 1807 erkannte: „Nicht nur, weil auf diese Weise Hochwassereignisse hintangehalten werden könnten, sondern auch, weil sich dadurch zusätzliche Kulturflächen gewinnen lassen würden. Nach dem Hochwasser 1823 wurde ein erstes Regulierungsprojekt ausgearbeitet, jedoch nicht umgesetzt", so Rogy.

Gail im Gemeindegebiet von Nötsch
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Die Gail im Gemeindegebiet von Nötsch im unteren Gailtal, vom Dobratsch aus gesehen

Erste Verbauung im Jahr 1875

Es dauerte dann bis ins Jahr 1872, in dem das Gailtal wieder einmal von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht wurde. Der Ruf, die Gail endlich zu regulieren, wurde immer lauter. „Die enormen Mittel, die für dieses Regulierungsprojekt veranschlagt wurden, konnten von den betroffenen Gemeinden nicht allein aufgebracht werden. Im Gailtal hoffte man daher auf die Unterstützung des Staates. Es gab bereits einige Präzedenzfälle, auf die man sich berufen konnte. Kurz zuvor waren vom Staat bedeutende Summen für die Regulierung der Mur und der Narenta bewilligt worden“, sagte Rogy.

Der Druck wurde größer. 1875 einigten sich dann Staat und Land über die Unterstützung. Auch ein entsprechendes Gesetz wurde verabschiedet, so Rogy: „Die Gail war somit der erste Fluss in Kärnten und einer der ersten in den österreichischen Alpenländern, den man durch Verbauungsmaßnahmen zu bändigen versuchte.“ Zuerst konzentrierte man sich auf das obere Gailtal, nicht zuletzt auch aus strategischer Sicht, denn der damals wichtige Weg über den Gailberg sollte dadurch gesichert werden. „Als letztes wurde der Abschnitt zwischen Dellach, Egg und Nötsch in Angriff genommen.“

Gail bei Vorderberg
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Die Gail bei Vorderberg

Gefahr konnte deutlich reduziert werden

Es gab aber auch immer wieder Rückschläge bei den Regulierungsarbeiten, denn es gab am Beginn noch keine Wildbachverbauung. Das sorgte für zusätzliche Probleme. „Es kam zu einer Hebung der Flusssohle und zu einer weiteren Verschotterung und Versumpfung des Talbodens, insbesondere im oberen Gailtal. Das Gailtal war, um einen damaligen Politiker zu zitieren, gleichsam eine Schule der Wasserbautechnik.“

Man erkannte über die Jahre, dass die Wildbäche verbaut werden müssten. Auch die Technik änderte sich, was den Erfolg brachte. „Es ist gelungen die Gefahr von Hochwässern im Gailtal deutlich zu reduzieren.“ Ganz ausmerzen konnte man die Gefahr von Hochwässern aber nicht, wie die jüngere Geschichte zeigte.