„Streitkultur“

Hitzige Debatte um Ärztegehälter

In der Radio Kärnten „Streitkultur“ waren Montagabend die Ärztegehälter in den Landeskrankenhäusern Thema. Es diskutierten Vertreter aus Politik, Krankenhaus-Management und Gewerkschaft. Dabei stießen zwei Fronten aneinander: Politik und KABEG sprachen von Spitzengehältern, die Ärztevertretung von einer Mogelpackung.

Auf 4,5 Millionen Euro für das KABEG-Personal einigten sich Land, Gewerkschaft und Betriebsrat im März, um bei den Gehältern gegenüber Spitälern aus anderen Bundesländern attraktiv zu bleiben. Neben mehr Geld für die Ärzteschaft ist darin auch eine Einspring-Pauschale von 200 Euro für alle KABEG-Angestellten enthalten, die kurzfristig einen Dienst übernehmen.

Auch wurden die Oberarztgehälter nachgebessert, so Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ): „Genau das, was gefordert wurde, haben wir als erste Maßnahme festgeschrieben. Wir ziehen auch Gehaltssprünge vor, um wettbewerbsfähig zu sein.“

Beate Prettner
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Gesundheitsreferentin Beate Prettner

Ärztekammer: „Ärzte sind wütend“

Enttäuscht von den Ergebnissen zeigte sich die Ärztekammer, man sprach von einer Mogelpackung. Ärztevertreterin Petra Preiss: „Wir sehen in unserem tagtäglichen Leben, dass es Abteilungen gibt, die gut funktionieren, aber es gibt Abteilungen, in denen ist in manchem Bereich der Punkt erreicht, wo man sich wirklich fürchten muss, dass das komplett einbricht. Und was meine Kolleginnen und Kollegen wirklich zornig macht, ist, wenn wir dann aus den Medien ausgerichtet bekommen, dass alles wunderbar in Ordnung ist und wir alle unheimlich viel Geld verdienen.“

Jungärzte verdienen woanders mehr

Gerade junge Ärzte würden wegen der Gehaltsaussichten wechseln oder gar nicht erst kommen, sagte Ärztevertreterin Kim Haas. In Kärnten müssen Jungärzte mehr leisten, so Haas: „Ein Facharzt im ersten Jahr zum Beispiel muss im Vergleich mit der Steiermark ein Sechstel bis zu einem Viertel mehr Arbeit leisten. Das können etwa 30 Stunden pro Monat sein. Also das ist schon ein deutlicher Leistungsunterschied.“

Kim Haas
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Ärztevertreterin Kim Haas

KABEG: „Sind attraktiver Arbeitgeber“

Anders sieht das KABEG-Geschäftsführer Arnold Gabriel: „Ich wehre mich dagegen, das Unternehmen dauernd schlecht zu machen. Wir sind ein sehr attraktiver Arbeitgeber und wir wissen, dass wir mit unseren Gehältern durchaus wettbewerbsfähig sind. Wir sind auch bei den Besetzungszahlen, vor allem, was Jungmedizinerinnen anbelangt, sehr gut. Ich weiß, dass nicht alles Eitel-Wonne ist. Wir haben in manchen Bereichen Probleme, aber das versuchen wir intern zu lösen.“

Arnold Gabriel
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KABEG-Geschäftsführer Arnold Gabriel

Betriebsrat: „War jetzt ein erster Schritt“

Als ersten Schritt in die richtige Richtung sieht KABEG-Zentralbetriebsrat Ronald Rabitsch das kurzfristige Maßnahmenpaket: „Es geht um Gerechtigkeit und Fairness bei Gehältern, bei Arbeitsbedingungen, bei Arbeitszeiten, bei der Ausbildung. Das ist jetzt ein erster Schritt gewesen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und unserer Meinung nach betrifft das alle Berufsgruppen und wir werden das noch sachlich, fachlich, konstruktiv weiter diskutieren und verhandeln.“

Ronald Rabitsch
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KABEG-Zentralbetriebsrat Ronald Rabitsch

Abteilungsvorstand: „Muss eigene Identität entwickeln“

In Zukunft wird man jedoch nicht nur finanzielle Anreize schaffen müssen, sondern auch Anreize bezüglich der medizinischen Ausbildung, so der Abteilungsvorstand der Neurologie am Klinikum Klagenfurt, Jörg Weber: „Ich glaube, dass man ganz selbstbewusst eine eigene Identität entwickeln wird müssen, man wird dieses Projekt Uniklinik ernsthaft in Angriff nehmen müssen."

Jörg Weber
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Abteilungsvorstand der Neurologie am Klinikum Klagenfurt Jörg Weber

Nicht nur, dass man das drauf schreibe, sondern dass man eine intellektuelle Leistungsfähigkeit habe und vermitteln könne, dass man in der Neuzeit mit einer modernen Medizin die Patienten adäquat versorgen könne, so Weber. Und um eine gute medizinische Versorgung gehe es schlussendlich.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Streitkultur; 8.4.2024