Vor zwei Jahren machte ein Grundeigentümer im Bezirk St. Veit/Glan in seinem Wald einen großen Fund: Er entdeckte 2.000 Silbermünzen. Der Grundeigentümer handelte gesetzeskonform und meldete den Fund dem Bundesdenkmalamt. Archäologin Astrid Steinegger sagte, man sei grundsätzlich immer sehr froh über solche Fundmeldungen: „Man muss auch sagen, dass das sehr häufig passiert. In der Regel handelt es sich aber nur um einzelne Funde und nicht, wie in diesem Fall, um ein ganzes Konvolut von Münzen.“
Dann der nächste außergewöhnliche Moment für den Waldbesitzer, als er von der Archäologin erfuhr, dass die Münzen nicht echt sind: „Wir haben es hier mit einer unglaublichen Anzahl von knapp 2.000 Münzen unterschiedlicher Größenordnung zu tun. Die, wie wir im Nachhinein erst festgestellt haben, allesamt zeitgenössisch gefälscht sind“, so Steinegger.
Man müsse sich vorstellen, im frühen 16. Jahrhundert habe wahrscheinlich ein Fälscherring diese Münzen nachgebildet. Sie hätten auch versucht, die Prägungen, diese sogenannten Zehner aus Regensburg und Augsburg, aber auch die kleineren Prägungen aus Tirol und Salzburg, nachzubilden um den Eindruck zu erwecken, dass sie echt seien, sagte die Archäologin.
Münzfund
Das sei eine Sensation und Einzigartigkeit bei vergrabenen Funden: „Es ist deswegen so besonders, weil wir es hier mit einem Konvolut von knapp 2.000 Münzen unterschiedlicher Größe zu tun haben, bei denen es sich durchwegs um Fälschungen handelt. Und zwar zeitgenössische Fälschungen der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.“
Archäologen wüssten gerne mehr
Zeitgenössische Münzfälschungen in dieser Größenordnung aus dem Mittelalter stellen Expertinnen und Experten vor ein Rätsel. Fast wie in einem Kriminalroman ergeben sich viele Fragen: „Wir würden natürlich gerne wissen, wer hat die Münzen gefälscht, wo wurden Münzen gefälscht, wurde das im größeren Stil gemacht, wie wurden die verbreitet. Hat man da mehrere auf einmal unter das Volk gebracht, oder hat man sie einzeln unter das Volk gebracht. Das können wir aufgrund dieses Befundes natürlich nicht sagen. Das wären die archäologischen Fragen“, sagte Steinegger.
Prüfung im Naturwissenschaftlichen Labor
Andere Fragen haben die Fachleute aus der Numismatik. Sie arbeiten mit den wissenschaftlich geprüften Laborberichten und Befunden, so wie Robert Linke vom Naturwissenschaftlichen Labor in Wien: „Wir gehen davon aus, dass der Besitzer der Falschmünzer war, der aus welchen Gründen auch immer diesen Schatz vergraben hat und dann offensichtlich auch nicht mehr die Möglichkeit hatte, diesen Schatz wieder abzuholen.“ Das lasse natürlich auch im archäologischen oder historischen Kontext viele Spekulationen oder Theorien offen, die das Ganze auch interessant oder spannend machen, so Linke.
Spannend und interessant ist auch, wie sich die Münzen als Fälschungen herausgestellt hatten: „Nach der Bergung des Fundes wurden diese zunächst der Akademie der Wissenschaften zur numismatischen Bearbeitung übergeben und dort kamen schon die ersten Verdachtsmomente auf. Es zeigte sich, dass einige Münzen im Gewicht nicht ganz korrekt waren. Es zeigten sich Anomalien in dem Münzbild oder Vorder- und Rückseite passten nicht zusammen.“
Wertvolle Schicht nur hauchdünn
Die Münzen dieser Zeit bestanden aus Silberlegierungen mit ganz charakteristischen Silber- und Kupfergehalten und einigen Spurenelementen, so Linke. „Bei diesen Münzen zeigte sich, dass sie einen Kern aus Messing oder aus Kupfer und in manchen Fällen auch aus Eisen hatten, der dann dünn überzogen wurde. Der Fälscher muss damit gerechnet haben, dass diese Fälschungen sehr schnell aufflogen, weil diese Versilberungen teilweise nur Mikrometer dünn sind. Das heißt, durch den Umlauf oder durch die Zirkulation oder einfach durch die Handhabung reibt sich diese Oberfläche sehr schnell ab.“
Aber wenn die Münzen frisch in den Umlauf kommen, merke man das nicht sofort, sagte Linke: „Der Münzfälscher musste eigentlich, sobald diese Münzen in den Umlauf gebracht wurden, schnell das Weite suchen, weil sonst wäre er wahrscheinlich entlarvt worden.“ Dass Münzfunde vereinzelt Fälschungen enthalten sei an sich nichts Ungewöhnliches, aber dass hier ein gesamter Schatzfund aus Fälschungen besteht, sei eine Sensation.
Münzen werden auf Burg Liebenfels ausgestellt
Die Münzen und die ungewöhnliche Geschichte kann man auf der Burg Liebenfels erleben. Burgherr Dietmar Messner sagte: „Für uns ist es das Besondere, dass der Fundort des Schatzes in der Nähe von der Burg liegt. Es ist daher der passende Rahmen, um diesen besonderen Schatz der Öffentlichkeit zu präsentieren.“ Für ihn klingt die ganze Geschichte wie ein alter Kriminalfall. „Zuerst freut man sich, dass man da Münzen findet, dann schickt man sie ein, lässt sie untersuchen, dann kommt heraus, Moment, die sind vielleicht sogar gefälscht, wer tut sich das an?“
Wären die Fälschungen entdeckt worden, hätte man sie vernichtet, so blieb der historische Wert aber erhalten.