Bunte Bänke Klagenfurt Lendhafen
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Soziales

Verein will Stadt frauengerechter machen

Für ein frauengerechteres Klagenfurt macht sich der Verein Visible stark. Mehr Sichtbarkeit von Frauen, besser beleuchtete Wege, Straßen, Unterführungen und konsumfreie Zonen sind nur ein paar Forderungen, die erst kürzlich dem Klagenfurter Stadtsenat präsentiert wurden.

Im Norbert-Artner-Park im Zentrum Klagenfurts sind heute nur noch kleine Steinreste in einer grünen Wiese zu finden. Bis vor wenigen Jahren erinnerte hier noch eine Büste an die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann, bis das Kunstwerk gestohlen wurde. Zwar machte die Stadt Klagenfurt eine Zeit lang mit einer möglichen Ausschreibung für einen Ersatz Schlagzeilen, letztlich dürfte das Interesse aber doch zu gering gewesen sein. Eine neue Bachmann-Büste gibt es bis heute nicht.

Grüne Ecke Villach
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Gesetz und Realität weichen stark voneinander ab

Wenig überrascht davon zeigen sich Ute Liepold, Gründerin des Vereins Visible und Raffaela Lackner, Leiterin des Architekturhauses Kärnten. Erst kürzlich waren die beiden zu einer Sitzung des Klagenfurter Stadtsenats eingeladen, um gesammelte Forderungen von Frauen zu präsentieren, die sich mehr Gleichberechtigung in der Stadt wünschen. Liepold sagte dazu: „Inzwischen hat sich gesetzlich sehr viel geändert. Wir leben inzwischen in einer gleichberechtigten Gesellschaft. Wir leben in einer Gesellschaft, in der es gesetzlich sogar verlangt ist, Geschlechtergerechtigkeit herzustellen. Und trotzdem treffen wir auf eine Realität, in der das noch lange nicht der Fall ist.“

Kiki Kogelnik Brunnen Klagenfurt
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Kiki-Kogelnik-Brunnen in Klagenfurt

Männer „führen“ bei Führungspositionen

Führungspositionen im politischen und wirtschaftlichen Sektor werden nach wie vor in erster Linie von Männern bekleidet. Das trifft nicht nur auf Kärnten, sondern auf ganz Österreich zu. Würden geschlechtlich ausgewogenere Strukturen etwas ändern? Ja, ist sich Liepold sicher: „In Gremien, in denen Frauen sitzen, sind es Banken oder Aufsichtsräte, da passieren Entscheidungen, die auch zugunsten von Frauen gefällt werden. Es gibt auf einmal Betriebskindergärten, es gibt andere Arbeitszeiten, es gibt Themen, die behandelt werden, die nicht so sehr im männlichen Radar und männlichen Fokus verortet sind. Und ich glaube, unsere Gesellschaft würde bunter und vielfältiger.“

Wenig „weibliche“ Straßennamen und Denkmäler

Der öffentliche Raum einer Stadt darf als ein Abbild gesellschaftlicher Strukturen begriffen werden. Weibliche Straßennamen und Denkmäler sind in Klagenfurt rar. Die Stadt wisse um die Problematik Bescheid und sei darum bemüht, den öffentlichen Raum frauengerechter zu gestalten. Gleichbehandlungsbeauftragte der Stadt Klagenfurt, Astrid Malle: „Wir sind in der Stadt natürlich bemüht, einerseits neue Straßen mit Frauennamen zu benennen, allerdings gibt es immer das gleiche Problem. Also das ist dann an der Peripherie oder es sind kleine Straßen, weil im Zentrum schon alles belegt ist. Wir überlegen jetzt, wie kann man Plätze, wie kann man Schulen, wie kann man einen Campus benennen, was gibt es für neue Ideen?“

Frauengerechte Stadt

Städte sollen im besten Fall ein repräsentatives Abbild der Gesellschaft sein – zu der natürlich auch Frauen gehören. Dahingehend besteht in den Städten großer Aufhol-bedarf.

Stadtplanung bislang meist nur für Männer

Neue Ideen müsste es auch für die Baukultur geben, die nicht geschlechtsneutral ist, so Raffaela Lackner: „Der öffentliche Raum ist nicht nur in Klagenfurt oder in Kärnten männlich dominiert, sondern eigentlich überall. Er ist für einen Mann geplant, der allein mit dem Auto in die Stadt fährt, arbeiten geht und wieder nach Hause fährt. Bei einer Stadt geht es aber um alle. Nicht nur Frauen oder Männer, sondern auch ältere Menschen, Kinder und das sollte eben in einem gendergerechten Leitfaden für Stadtplanung zusammengefasst werden.“

Sendungshinweis:

Radio Kärnten, Kärnten heute; 28.3.2024

Nicht nur in Klagenfurt, sondern auch in anderen Städten Kärntens gibt es also dringenden Aufholbedarf, um der von vielen ersehnten Sichtbarkeit von Frauen zumindest schrittweise näher zu kommen.

Frauen Dauerausstellung „Drautöchter“ Villach
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Ausstellung „Drautöchter“ in Villach

„Grüne Ecken“ werden vorzugsweise nach Frauen benannt

Ein Beispiel ist die Dauerausstellung „Drautöchter“ im Rathaus in Villach. In den nächsten Jahren sollen auch noch weitere „Grüne Ecken“ entstehen. Es handelt sich dabei um frei zugängliche Parkanlagen, die vorzugsweise nach Frauen benannt werden sollen. Eines steht jedenfalls fest: Gleichberechtigung darf als ein Weg verstanden werden, dessen Ende noch lange nicht in Sicht ist.