Männer beim Milchkannenschießen
ORF
ORF
Lifestyle

Wo zu Ostern Milchkannen schießen

In Tibitsch, hoch über Techelsberg, gibt es seit 1983 eine ganz eigene Ostertradition: Das Milchkannenschießen. Diese Art des Böllerns löste die gefährlichen Eisenböller mit Schwarzpulver ab. Die Nachbarschaft wird in der Nacht geweckt und zum Schießplatz eingeladen, außerdem gibt es auch in Tibitsch ein großes Osterfeuer.

Thomas Dollenz ist Obmann der örtlichen Brauchtumsgruppe und schon in dritter Generation dabei: „Das liegt ja in den Genen, mein Opa war schon Schießmeister, mein Papa hat schon immer geschossen und dann hat mein Bruder angefangen. Wir sind halt als kleine Buben da oben gewesen und haben uns nicht von dem Schießen erwehren können. Dann haben wir gesagt, wir müssen das auch machen und so ist es weitergegangen.“

Thomas Dollenz ist Obmann der örtlichen Brauchtumsgruppe
ORF
Thomas Dollenz

Schießen mit Eisenböllern war gefährlich

Sein Vater – der heute 84-jährige Hansi Dollenz – war schon dabei, als es früher noch erlaubt war, mit Eisenböllern und Schwarzpulver zu schießen: „War auch gefährlich irgendwie. Man musste aufpassen, dass kein Funken zum Schwarzpulver dazu kommt und das dann explodiert.“ Seine Enkel Adrian und Julian führen die Tradition fort. Ihr Vater Thomas sorgt dafür, dass alles unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen abläuft. So schicke er alle, die am Osterschießen teilnehmen, zu einem eigenen Kurs.

Milchkannenschießen zu Ostern

In Tibitsch, hoch über Techelsberg, gibt es seit 1983 eine ganz eigene Ostertradition: Das Milchkannenschießen. Diese Art des Böllerns löste die gefährlichen Eisenböller mit Schwarzpulver ab. Die Nachbarschaft wird in der Nacht geweckt und zum Schießplatz eingeladen, außerdem gibt es auch in Tibitsch ein großes Osterfeuer.

Deckel wird mit Kette befestigt

Geschossen wird heute mit adaptierten Milchkannen: „In die Milchkannen kommt Calciumcarbid und das wird mit Wasser in Verbindung gebracht. Dadurch entsteht Acethylengas und dann kommt der Deckel rauf. Die Kanne wird umgelegt, die Lunte wird in Benzin und Öl getränkt und dann geht es zum Feuer.“ Der Deckel wird vor dem Abfeuern gut festgehämmert. Damit er nicht zu Geschoss wird, ist er an der Kanne mit einer Kette befestigt.

Die unter Druck stehenden Kannen werden erhitzt
ORF
Die Kannen stehen unter Druck und werden mit der Lunte erhitzt

Es rummst oberhalb des Wörthersees

Es kracht ordentlich in Tibtisch, wenn die Lunte an den Boden der unter Druck stehenden Milchkanne gehalten wird. Das Osterböllern hier ist nicht nur Männersache, sagte Bettina Knaus: „Bei uns in der Brauchtumsgruppe war es früh schon so, dass auch die Frauen mitgeschossen haben. Da hat es eigentlich nie einen Unterschied gegeben zwischen Männern und Frauen. Und das ist auch richtig so. Es ist natürlich anstrengend, weil so eine Kanne natürlich ein bisschen Gewicht hat. Mit dem Hammer draufschlagen fordert mit der Zeit auch ein bisschen Kraft. Wir haben verschiedene Gruppen, dass da keiner stundenlang alleine schießen muss.“

„Es ist immer was los“

Auch die Dorfjugend ist mit Begeisterung dabei, so wie Fabian Schniederitsch: „Wenn man schon von Klein auf dabei ist dann ist das für einen normal und macht Spaß. Bei uns ist immer was los. Man kann eine Gaude haben mit jungen Leuten, mit älteren Leuten, ganz egal.“

Fotostrecke mit 9 Bildern

Der Schießplatz hoch über Techelsberg
ORF
Der Schießplatz in Tibitsch
Der Schießplatz
ORF
Die Kannen werden mit der Lunte von unten erhitzt
Die unter Druck stehenden Kannen werden erhitzt
ORF
Die Lunte sorgt dafür, dass sich Druck aufbaut und die Kanne den Deckel wegsprengt
Männer beim Milchkannenschießen
ORF
Mehrere Kannen werden nebeneinander abgeschossen
Der Osterhaufen wartet aufs Anzünden
ORF
Der Osterhaufen wartet schon auf das Anzünden
Hansi Dollenz zeigt seinen Enkeln alte Bildern
ORF
Hansi Dollenz zeigt seinen Enkeln alt Bilder
Hansi Dollenz zeigt ein Foto vom Böllerschießen
ORF
Die Jugend in den 60er Jahren beim befüllen der Böller
Fabian Schniederitsch mit dem speziell geschmückten Hut
ORF
Fabian Schniederitsch erklärt den geschmückten Hut
Der Hut der Brauchtumsgruppe
ORF
Zu Ostern werden Palmzweige in den Hut gesteckt

Mit Stolz tragen die Mitglieder der Brauchtumsgruppe auch ihren besonders geschmückten Hut. Wie aussieht erklärt Fabian Schniederitsch: „Drauf sind Palmkätzchen, aus der Osterzeit bekannt von den Palmbuschen. Es soll ein bisschen repräsentieren, was zu der Saison passt. Zu Krampus tun wir da ein paar Haare ein, für die Krampe. Und zum Kirchtag geben wir Blumen rein oder so.“

Viel Brauchtum zu Ostern

Am Ostersamstag ab 11.00 Uhr geht es los. Einer der Höhepunkte ist das Osterfeuer ab 20.00 Uhr. Und dann gibt es in Tibitsch noch einen weiteren Brauch, sagt Thomas Dollenz: "Das „Wecken" beginnt ab 1.00 Uhr Früh. Wir gehen von Haus zu Haus, wünschen Frohe Ostern und laden sie auf den Schießplatz ein.“ Geschossen und gefeiert wird bis zum Ostermontag. und dann wartet auf die Mitglieder der Brauchtumsgruppe noch ein besonderes Festmahl, so Dollenz.

„Die Schießer sind dann immer eingeladen worden von den Nachbarleuten. Die Tradition hat sich weiter fortgeführt. Und jetzt werden auch wir eingeladen zum Seppi und zur Rosi. Da kriegen wir nachher ein komplettes Menü: Unsere liebgewordenen Rindsrouladen und Frittatensuppe. Das kriegen wir jetzt schon seit 38 Jahren. Das darf nicht fehlen.“