Glockenhütte im Nockalmgebiet
Eva Mrazek
Eva Mrazek
Tiere

Wildtiere und Menschen im Biosphärenpark

Im Biosphärenpark Nockberge, der Anfang Mai wieder für Besucher öffnet, geht es um das Miteinander von Tier und Mensch. In einer Broschüre wurde zusammengefasst, wie Respekt für die Tierwelt im UNESCO Biosphärenpark aussehen sollte und was man bei einem Ausflug beachten muss.

Dietmar Rossmann, Leiter des Biosphärenparks Nockberge, sagte, der Biosphärenpark sei ein Konzept, das das Miteinander von Natur und Kultur darstelle: „Es ist eine Region für nachhaltige Entwicklung. Das heißt, es haben die Nutzung und der Schutz der Natur denselben Stellenwert. Diese Ausgewogenheit darzustellen, das ist die Kernaufgabe des Biosphärenparks Nockberge.“

Sensible Lebensräume bei Projekt ausgeforscht

Viele Menschen besuchen den Biosphärenpark, um die Schönheit der Natur zu genießen. Dabei spielt die Besucherlenkung eine große Rolle. „In den Nockbergen sind wir sehr stark im touristischen Bereich unterwegs, haben vor allem in den Sommermonaten einen starken Besucherdruck. Wir sehen die Notwendigkeit, dass wir die Besucher lenken, um Schäden in der Natur und in der Tierwelt möglichst klein zu halten“, so Rossmann.

Bach auf der Grundlalm
ORF/Petra Haas
Silva-Magica-Wanderweg im Biosphärenpark

Kinderbuch auch für Erwachsene

Vor drei Jahren habe man ein Pixibuch entwickelt, das eigentlich für Kinder gedacht sei. Es finde jedoch auch unter erwachsenen Besuchern großen Anklang, sagte Rossmann: „Wir haben beobachtet, dass das Buch, wenn es jemand in die Hand nimmt, von vorne bis hinten durchgelesen wird.“ Darin enthalten sind Verhaltensregeln in der Natur, um die Tierwelt möglichst wenig zu strapazieren. Speziell im Winter komme das bei Skitourengehern zum Tragen, die viel Schaden anrichten können, wenn sie nicht wissen, wie man sich richtig verhält.

Lebensbereiche der Tiere schützen

So habe man sich im Biosphärenpark drei Jahre lang angesehen, wo die sensiblen Lebensräume der Wildtiere seien, um so herauszufinden, wo die Besucher und Besucherinnen hingelenkt werden sollen, um die wichtigen Lebensbereiche der Wildtiere zu schützen, sagte Rossmann: „Das war ein Gemeinschaftsprojekt, wo von der Gemeinde über den Tourismus, über die alpinen Vereine bis zu den Behörden alle gemeinsam gearbeitet haben. Auch die Jägerschaft war mit eingebunden, und natürlich auch die Grundbesitzer. Im Zuge dieser wildökologischen Erhebung ist dann die Idee geboren worden, dass man auch über ein Pixibuch diese Informationen vermittelt.“

Weidevieh korrekt begegnen

Die Besucher und Besucherinnen werden vom virtuellen Ranger Andi sowohl durch das Büchlein, als auch durch die Videos auf der Homepage des Biosphärenparks, begleitet, sagte Rossmann: „Zuerst bekommen sie einen Gesamtüberblick, dass wir uns – gemeinsam mit den Salzburger Kollegen – im größten Biosphärenpark Österreichs befinden. Dann geht es um das Eingemachte und man erfährt, wie ein Biosphärenpark zoniert ist. Wo sind wir im sensiblen Bereich unterwegs? Und vor allem, wie verhalte ich mich dort?" Dabei gehe es nicht nur um die Wildtiere, denn – gerade im Sommer – komme es auch immer wieder zu Zusammentreffen mit Nutztieren, also mit Weidevieh. Auch da wird erklärt, wie man sich da richtig verhält.“

Nockalm
ORF/Daniela Winkler
Almrausch im Biosphärenpark

Die wichtigsten Regeln

Ranger Johannes Napokoj erklärt die wichtigsten Punkte, die man generell bei einem Ausflug in die Natur beachten sollte:

1. Das Wegegebot

„Das Wegegebot heißt, dass ich den Markierungen folge und die angelegten Wanderwege nicht verlasse. Das gilt für den Bauern und eigentlich auch für den Jäger, weil sie für die Tiere unberechenbar sind. Die berechenbare Gefahr wäre, wenn sich das Wildtier an die Touristen gewöhnt. Wenn er vom Weg abweicht, ist es für das Tier was Neues. Das ist genau das Problem“, so Napokoj.

2. Abstand halten zu den Tieren und nicht unnötig stören

Will man etwas genauer sehen, kann man auch Hilfsmittel zur Hand nehmen. „Mit dem Fernglas kann man Tiere beobachten, ohne sie zu stören. Sie finden einen vielleicht nicht, sie können dich nicht riechen, beziehungsweise auch schwerer eräugen und die Beobachtung ist ganz, ganz toll.“

3. Uhrzeit im Auge behalten

„Auch in Landesgesetzen bei den Pilzen, bei der Pilzverordnung, geht man darauf ein, dass man die Zeit in der Früh, die erste Stunde, die Stunde vor Sonnenuntergang, den Wildtieren überlässt. Warum ist das wichtig? Das ist sozusagen die Hauptäsungszeit, die Hauptverbreitungszeit der Tiere. Da sind die Störungen natürlich auch gravierend, weil die Tiere aus den Wäldern auf die Almen ziehen und auf die Äsungsflächen austreten. Da kommt es dann immer wieder zu Kontakt mit Wildtieren und mit großen Fluchten. Sie müssen wieder weit in den Einstand zurück flüchten.“

4. Rücksicht auf Paarungszeit und Kinderstube

Napokoj erklärt es anhand der Wildschweine und ihrem Nachwuchs, den Frischlingen: „In den Wurfkessel, also das Nest oder Bett, wo die Frischlinge auf die Welt kommen, sollte man als Waldspaziergänger nicht geraten. Denn in den ersten Tagen ist es sehr wichtig, dieses Band oder diese Gemeinschaft nicht zu stören. Beim Bärlauchsammeln kann es etwa passieren, dass man plötzlich in diese Geburtsstätte hineinschreitet und dann warnt die Bache, das Muttertier, den Eindringling.“

In der Fachsprache wird das als „Blasen“ bezeichnet. Damit will das Tier zum Ausdruck bringen, dass es besser sei, ihm fern zu bleiben: „Bleib mir und meinem Wichtigsten, also meinem Nachwuchs, bitte fern. Wenn man diesen Warnhinweis übersieht, überhört oder nicht wahrnimmt, nicht kennt und den überschreitet, dann wird es gefährlich.“

Bache mit Frischlingen
Xalanx – stock.adobe.com
Bache mit Frischlingen

Keine unnötigen Aufregungen während Ruhezeit im Winter

Auch der Winter bringt für die Tiere viele Herausforderungen. „Die Tiere fahren ihren Organismus, ihren Stoffwechsel in der kalten Jahreszeit deutlich herunter. Das sieht man an den eher langsamen, ruhigen, bedachten Bewegungen. Es ist alles schwieriger. Das Wildtier versucht, wenig Energie zu verbrauchen, weil es auch wenig Energie zu sich nehmen kann“, so der Experte.

Jede Störung durch zum Beispiel Skitourengeher oder Schneeschuhwanderer beunruhigt die Tiere, zum Beispiel an den Futterstellen, so Napokoj: „Dem Rotwild ist nur der Jäger, der es füttert, vertraut. Kommt eine externe Person an die Fütterung – ein Wanderer, ein Spaziergänger, ein Naturinteressierter – wird das ganze Wild, dieser Wildstock oder dieses Wildrudel, die Hirsche, flüchten. Es ist eine Gefahr, die sie nicht kennen.“ Diesen unvorhersehbaren Energieverbrauch können die Tiere oft nur schwer kompensieren.

Mann mit Hund inmitten einer Kuhherde
ORF
Hunde sollten beim Überqueren von Weiden an die Leine

Im Sommer können Menschen auch noch auf Weidevieh treffen. Dabei gelte die Regel: „Hunde an die Leine, Abstand halten und zumindest, wenn es möglich ist, das ganze Gebiet umgehen. Wenn es nicht unbedingt notwendig ist, da durchzugehen, dann gehe ich doch um den Zaun herum, mache das gleiche schöne Foto und steige nicht durch die Weide durch“, sagt Napokoj.