Stift Sankt Paul
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„Kennst du Kärnten“

Letzte Ruhestätte für Habsburger

In St. Paul im Lavanttal sind überraschenderweise auch 14 Habsburger begraben. Ihre Gebeine wurden von Mönchen aus der Schweiz mitgebracht, als sie das Stift St. Paul wieder besiedelten. Neben den Gebeinen brachten die Mönche auch Kunstschätze mit, die heute noch in der Schatzkammer zu besichtigen sind.

Es sind große Habsburger Namen, die in St. Paul im Lavanttal ihre letzte Ruhe fanden, sagte der Historiker Peter Wiesflecker: „Unter anderem die erste Frau Rudolfs von Habsburg, der 1273 zum deutschen König gewählt wurde. Begraben ist dort seine Schwiegertochter Elisabeth von Görz und Tirol, die Tochter des Kärntner Herzogs Meinhard II. Begraben ist dort auch Leopold III., der 1386 sein Leben in der Schlacht bei Sempach gegen die Eidgenossen verlor.“

Die erste Frau von Rudolf I. war Gertrud von Hohenberg, Gräfin von Habsburg, Kyburg und Löwenstein.

Elisabeth von Görz und Tirol in der Hofkirche zu Innsbruck
Daderot/Wikipedia gemeinfrei
Elisabeth von Görz und Tirol in der Hofkirche zu Innsbruck

Reichsabtei in Napoleonische Kriegen aufgelöst

Um die Frage zu beantworten, warum diese Habsburger in Kärnten begraben wurden, muss man ins Jahr 1809 zurückgehen. In diesem Jahr wurde das Stift St. Paul wieder besiedelt, so Wiesflecker: „Durch Jahrhunderte waren sie zum Teil in Basel und auch im Kloster Königsfelden in der Schweiz begraben. Um 1770 wurden diese Särge bzw. Gebeine der Habsburger nach St. Blasien, eine Reichsabtei, überführt. Dort sollte auf Wunsch der Mönche eine habsburgische Grablege eingerichtet werden.“

Diese Reichsabtei wurde aber im Zuge der Napoleonischen Kriege und der Neuordnung des Heiligen Römischen Reiches aufgelöst: „Ein Teil der Mönche hat die Abtei verlassen in Richtung Habsburger Monarchie. Zuerst nach Spital am Pyhrn. 1809 hat ihnen dann Kaiser Franz I. das Stift St. Paul übertragen, das unter seinem Onkel aufgehoben worden ist. Sie haben dort diese klösterliche Tradition wieder aufgenommen.“

Kunstwerke und Gebeine mitgenommen

Die Mönche nahmen viele Wertgegenstände aus St. Blasien mit ins Lavanttal, die man noch heute im Schatzhaus sehen kann: „Aus St. Blasien stammt ein Gutteil der Kunstschätze, die wir heute in St. Paul bewundern können, die das Schatzhaus Kärnten ausmachen.“

Aber nicht nur die Kunstwerke hatten die Mönche aus St. Blasien im Gepäck, so Wiesflecker: „Sondern auch die Gebeine dieser frühen Habsburger, die aus Süddeutschland über Spital am Pyhrn dann nach Kärnten mitgenommen wurden und in St. Paul beigesetzt worden sind. Sie wurden mehrfach umgelegt, zuletzt 1936 in einen eigenen Gruftraum. Sie erinnern an die Frühzeit der Habsburger in Österreich, nunmehr festzumachen an der Grablege in St. Paul.“

Sendungshinweis:

„Kennst Du Kärnten“, 14.3.2024

Habsburger siedelte sich in Kärnten an

Aber nicht nur die Gebeine einzelner Habsburger-Mitglieder kamen nach Kärnten, auch zu Lebzeiten ließen sich Mitglieder des Kaiserhauses im Lavanttal nieder: „Erzherzog Heinrich Ferdinand, der Sohn des letzten Großherzogs von Toskana, hat 1919 auf die Zugehörigkeit zum Kaiserhaus verzichtet und ist in Österreich geblieben. Sein Sohn Heinrich hat in Wien auf der Hochschule für Bodenkultur studiert und dort eine junge Lavanttalerin, Helwig Schütte, kennengelernt. Die Tochter des Gutsbesitzers Schütte, die den Forstbetrieb Schütte im Lavanttal hatten. Die beiden jungen Leute haben sich ineinander verliebt und schließlich geheiratet.“

So kam ein Zweig der Habsburger durch die Heirat nach Kärnten: „Heute wird dieser Forstbetrieb vom Enkel dieses Paares, Dominik Habsburg-Lothringen, geführt. Also in unmittelbarer Nähe zu seinen Ahnen, die in St. Paul begraben worden sind“, so Historiker Peter Wiesflecker.