Die Kirche Sankt Steben auf dem Felsvorsprung
Hangman’sDeath/Wikipedia
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„Kennst du Kärnten“

Filialkirche Steben hoch auf dem Berg

St. Stefan im Gailtal ist die östlichste Gemeinde des Bezirks Hermagor. Dort befindet sich in Sichtweite zum Pressegger See auf einem Felsvorsprung auf 1.003 Meter Seehöhe eine kleine Kirche: das Kirchlein Steben. Gebaut gegen die Plage der Ruhr ist sie auch ein Platz für Heiratswillige.

Die Bauherren im Mittelalter wussten um die schönen Plätze. Schon der Aufstieg zur Kirche über den Wanderweg beeindruckt einen durch den Blick auf die Gailtaler und Karnischen Alpen. Heidi Rogy vom Geschichtsverein für Kärnten über die kleine Filialkirche Steben: „In den Dörfern in der Gegend des Pressegger Sees soll einst die Ruhr viele Bewohner dahin gerafft haben. Mit dem Bau einer Kirche verband man die Hoffnung, der Krankheit Einhalt gebieten zu können.“

Erster Bauort wurde aufgegeben

Dafür wählte man anfangs einen Standort in der Nähe des Förolacher Mooses, so Rogy: „Während der Bauphase kam es jedoch zu zahlreichen Unfällen, sodass man bald zu der Überzeugung gelangte, den falschen Platz für das Vorhaben gewählt zu haben. Als ein Ziegenhirte schließlich blutige Späne auf dem Platz, an dem die heutige Kirche steht, fand, hielt man dies für einen Wink Gottes und verwirklichte das Vorhaben an dieser Stelle.“

Filialkirche Sankt Steben
Die Filialkirche Steben

In exakt 1.003 Metern Höhe auf einem Felsvorsprung wurde die Kirche schließlich gebaut. Es war ein beschwerlicher Weg hinauf, so Rogy: „Jahrhundertelang war die Kirche nur auf schmalen Wegen erreichbar. Erst nach dem Erdbeben vom Mai 1976, bei dem die Kirche beschädigt wurde, entschloss man sich zum Bau eines Fahrwegs. Dieser ist gegenwärtig aufgrund von Unwetterereignissen mittlerweile wieder abschnittsweise zerstört.“

Beliebte Rituale der Gläubigen

Trotzdem zieht es viele Wanderer und vor allem Gläubige hinauf. Grund ist nicht zuletzt ein damals wie heute beliebtes religiöses Ritual: „Bis ins 20. Jahrhundert war es üblich, dass Gläubige, die Steben besuchten, sich von gelben Zugwachskerzen ein Stück abschneiden ließen, das sie dann für ihre Verstorbenen entzündeten. Die Höhe des gespendeten Opfergeldes richtete sich nach der Größe des abgeschnittenen Kerzenstücks.“

Aber auch Heiratswillige zieht es hinauf zur Kirche: „Am Ostermontag wird in Steben das Kirchweihfest gefeiert. Tradiert ist, dass sich für ledige Mädchen und Burschen, die an diesem Tag hier dem Gottesdienst beiwohnen und um einen passenden Partner bitten, angeblich bald eine Ehe anbahnen würde.“

Wichtige Rolle bei Brandwache

Das Kircherl oben auf dem Berg soll aber nicht nur beim Finden des Partners helfen, sondern war damals auch so etwas wie ein Wach- und Leuchtturm: „Steben kam bei der Warnung vor Feuersgefahr eine besondere Rolle zu. Die Mesnerfamilie, die hier wohnte, hatte früher die Aufgabe, im Brandfall durch läuten der Kirchenglocken die Bevölkerung der umliegenden Dörfer unten im Tal zu alarmieren.“

Darum ist ein Altar auch dem Heiligen Florian, dem Schutzpatron der Feuerwehrleute, gewidmet. Die kleine, auf den ersten Blick unscheinbare, Kirche Steben ist laut Rogy reich mit Altären und Malerei ausgestaltet. Man findet in ihr auch ein buntes Ensemble religiöser Volkskunst.