Unterrichtet werden alle auf naturwissenschaftlicher Basis stehenden Anwendungen, die laut Berufsbild der Wirtschaftskammer dem Tiermasseur erlaubt sind: „Das wären verschiedene Massagearten wie klassische Massage, Sportmassage, aber auch Lymphdrainage“, sagte Dagmar Zorn. Die Juristin und Tiermasseurin ist eine der Vortragenden in dieser Ausbildung. Zur Gerätetherapie zählt zum Beispiel ein Unterwasserlaufband für Kleintiere während eines Reha-Trainings. Die ganze Rehabilitation erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Tierärzten und Ärztinnen. „Es gibt regelmäßige Überprüfungen und die Behandlung wird eventuell angepasst.“
Behandlungen am gesunden und kranken Tier
Tiermasseure, -bewegungslehrer und -trainer dürfen am gesunden Tier selbstständig arbeiten: „Das heißt, wenn wir Sporthunde haben, die wir in der Leistungssteigerung oder Leistungsbereitschaft unterstützen oder auch Sportpferde, bei denen wir Turnierbetreuungen machen, dann ist das unsere selbstständige Arbeit und wir arbeiten ohne Tierarzt.“
Am kranken Tier dürfe man nur in Zusammenarbeit mit einem Tierarzt tätig werden, erklärte Zorn. Der Tierarzt erstelle die Diagnose und gebe das Ziel vor, was eine bestimmte Behandlung erzielen solle. Absolventen und Absolventinnen verstehen sich als Fachkräfte auf dem Gebiet der Tiermassage, Bewegungslehre und auch des speziellen Tiertrainings. Laut Tierarzt Andreas Sendlhofer erzielen sie durch ihre Behandlungen wesentliche Verbesserungen in der Rehabilitation oder verkürzen den Genesungsprozess. Viele Methoden würden präventiv am Bewegungsapparat arbeiten, um Erkrankungen hintanzuhalten. Das sei zum Beispiel bei Turnierpferden sehr wichtig, weil diese sehr beansprucht werden.
Wellness für Vierbeiner immer gefragter
Das Tierwohl stehe immer an erster Stelle. In diesem Zusammenhang ist auch der Entspannungsfaktor für die Vierbeiner nicht unwesentlich. „Es gibt immer mehr Wellnessangebote, zum Beispiel werden in Hundehotels spezielle Packages angeboten werden, die zum Beispiel verschiedene Arten der Tiermassage beinhalten“, so der Mediziner.
Tierarzt Andreas Sendlhofer sieht in der Arbeit der Tiermasseur eine wesentliche Bereicherung für das Tätigkeitsfeld des Tierarztes, „weil hier eben reproduzierbare Erfolge zu erwarten sind, durch Massagen, Tiefenbehandlungen, Elektro-, Thermo- und Ultraschallanwendung, Unterwasserlaufband, aktive, passive Bewegungsübungen, die gerade den Arthrose-Patienten zugutekommen.“
Alternde Hunde mit Bewegungstherapien unterstützen
Erfolgsgeschichten in Zusammenarbeit mit Tierärzten und Tierärztinnen erzählt der Vortragende Armin Pinter am Beispiel eines geriatrischen Hundes: „Wenn der Hund ein gewisses Alter erreicht hat kommen altersspezifische Beschwerden, also sei das in den meisten Fällen Bewegungsapparat betreffend. Die von uns ausgebildeten Fachkräfte können den Tierbesitzer durch spezielle Trainingstechnologie, auch in der Futterberatung, unterstützen. Sie können auch ein Ansprechpartner für die Begleitung dieses alten Hundes sein. Das sind alles Tätigkeiten, die am tierärztlichen Sektor derzeit, zumindest zum Großteil in Österreich, noch nicht vertreten sind.“
Sendungshinweis:
„Radio Kärnten“, 1.3.24
Am Anfang stehen Anatomie und Physiologie
Deshalb möchte man auch mit dieser Ausbildung den Patienten – Hund, Katze oder Pferd – unterstützende therapeutischen Möglichkeiten durch ausgebildete Fachkräfte in direkter Zusammenarbeit mit dem Tierarzt zukommen lassen. Zorn sagte, das Jahr beginne mit Biologieunterricht: „Dass wir eine Idee haben, wie schaut dieser ganze Zellapparat überhaupt aus, wie ist das Tier aufgebaut, gefolgt von Anatomie und Physiologie.“
Die Ausbildung sei sehr intensiv, weil sich die Teilnehmer innerhalb sehr kurzer Zeit an die lateinische Sprache gewöhnen und sich sehr viele Ausdrücke merken müssen: „Vor allem die erste Zeit ist schon recht intensiv“, sagte Zorn. Schlussendlich sei aber eine gute Ausbildung auf höchstem internationalem Niveau nötig, um am und mit dem Lebewesen Tier zu arbeiten. Die Ausbildung läuft über mehrere Monate und kostet bis zu 10.000 Euro.