Silhouette des Kahtreinkogels
ORF
ORF
„Kennst du Kärnten“

„Kärntner Pyramide“ mit Steinzeitfunden

Der Kathreinkogel in der Gemeinde Schiefling ist ein für die Wissenschaft immens interessanter und spannender Ort. Denn der Berg mit der fast perfekten Pyramidenform gab im Zuge von Ausgrabungsarbeiten schon viel Geschichte aus längst vergangenen Tagen preis. 9.000 Jahre, bis in die Steinzeit, reichen die Funde zurück.

Schon die Optik des Kathreinkogels sei beeindruckend, sagte Archäologin und Historikerin Renate Jernej vom Geschichtsvereins für Kärnten: „Wenn man sich von Norden nähert, dann fällt zuerst einmal diese spitze, kegelige Form auf. Er schaut wie eine perfekte Pyramide aus. Wenn man dann hinauf geht, dann gibt es ganz viel zu entdecken. Nicht nur eine sehr schöne Aussicht über den halben Wörthersee, sondern auch sehr viel Historisches.“

9.000 Jahre alte Steinklingen wurden zufällig entdeckt

Die Gegend hat eine Besiedelungsgeschichte von rund 9.000 Jahren, so Jernej: „Wir kennen erste Funde aus der Steinzeit. Das sind ganz kleine Steinklingen, die man zufällig gefunden hat. Wo die Menschen wirklich gelebt haben, wissen wir nicht, aber recht nahe zum Kathreinkogel gibt es ja den Keutschacher See mit den Pfahlbauten, das einzige UNESCO-Welterbe Kärntens. Also da gibt es auf alle Fälle einmal eine Verbindung.“

Mauerreste und Kirche
ORF
Museum auf dem Kathreinkogel

Feuerstellen erzählen vom Leben aus der Bronzezeit

Aus der Bronzezeit wurden viele beeindruckende Zeitzeugen zu Tage gefördert: „Da können wir dann schon erste Grundrisse von Häusern fassen, was halt damals so gebaut wurde. Das waren in erster Linie einfache Holzbauten, wobei die Holzsteher dann auf Steinplatten gestellt wurden. Die Steinplatten haben sich im Gegensatz zum Holz erhalten in der Erde. Und das hat man in den Ausgrabungsphasen in den 1980er Jahren gefunden. So konnte man sogar einige Grundrisse der Häuser rekonstruieren. Vor allem, weil man auch einige Feuerstellen drin gefunden hat.“

Schadensfeuer überraschte Bewohner beim Kochen

In den Feuerstellen gab es weitere Funde, sagte Jernej: „Wo die Erde verbrannt ist – das verziegelt dann – wird es hart, rot und lehmig. Dort waren zum Teil auch Keramikfragmente, fast ganze Töpfe, natürlich zerscherbt, wo auch zum Teil noch Reste des Getreides drin waren, das die Bewohner aufbewahrt bzw. auch gekocht haben. Wenn das drin war wissen wir natürlich, das war ein Schadensfeuer.“ Wegen dieses Feuers mussten die Menschen damals möglicherweise den Ort auch verlassen. Das dürfte laut Forschungsergebnissen rund 3.000 Jahre her sein.

Römische Zisternen sicherten Wasserversorgung

Danach wurde es ruhig am Kathreinkogel, bis um die Zeit von Christi Geburt: „Da geht es dann aber wirklich los. Wenn man hinauf geht kann man auch Einiges davon entdecken oben, nämlich rekonstruierte Steinmauern aus der römischen Zeit. Da gab es oben eine Siedlung mit verschiedenen Häusern, später dann auch einer frühchristliche Kirche aus dem 4., 5. Jahrhundert nach Christus. Und was man noch gebaut hat, weil die Römer hervorragende Infrastrukturbauer waren, zwei Zisternen. Weil der Berg keine Quelle hat war natürlich die Wasserversorgung ganz etwas Wesentliches.“

Römische Zisterne
ORF
Zisterne auf dem Kathreinkogel

Museum wurde 1980 über Zisterne gebaut

Über einer dieser Zisternen wurde dann in den 1980er Jahren als Schutzmaßnahme ein kleines Museum errichtet, das in den Sommermonaten zugänglich ist: „Man kann jeden Tag zwischen 10.00 und 16.00 Uhr hinaufgehen und sich die Funde, die dort oben präsentiert werden, inklusive Zisterne, anschauen.“

Derzeit ruhen die Ausgrabungen: „Das heißt aber nicht, dass dieser Berg nicht noch ganz viele Geheimnisse in sich bergen würde. Also wenn man jetzt tatsächlich noch graben würde, könnte man noch einige Dinge zum Kathreinkogel und zu seiner 9.000-jährigen Geschichte entdecken.“

Slawische Herrschaft löste Römisches Reich ab

Die Erkenntnisse sind bislang von enormem Wert, so Jerney: „Gerade in dieser Zeit der Spätantike, so um 400, 500, 600 nach Christus, war das eine ganz spannende Zeit, eine Umbruchzeit. Das Römische Reich bricht quasi zusammen. Es etablieren sich verschiedene andere Herrschaftsstrukturen bis hin zur slawischen Herrschaft und all das kann man an Einzelfundplätzen am Kathreinkogel ablesen. Das macht natürlich die ganze Geschichte schon sehr spannend.“

Veränderungen gab es schon immer: „Das ist richtig und man muss natürlich dazu sagen, dass auch die Geschichtswissenschaften und die Archäologie nicht gefeit vor sogenannten Moden sind. Das heißt, gerade die Migrationsforschung hat natürlich in den letzten zehn, 15 Jahren auch in diesen Wissenschaften einen gewissen Aufschwung genommen.“