Rund 180.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wählen von 4. bis 13. März ihre Interessensvertretung. Sechs Listen kämpfen diesmal um die insgesamt 70 Sitze in der Arbeiterkammer-Vollversammlung, also quasi dem Arbeitnehmer-Parlament.
Streitkultur zur AK-WAHL
Stärkste Fraktion sind mit 56 Sitzen die Sozialdemokratischen Gewerkschafterinnen. Dahinter folgen die Freiheitlichen Arbeitnehmer mit neun Sitzen. Der ÖAAB, die ÖVP-Christlichen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, haben vier Mandate, die Grünen eines.
Sie treten heuer aber nicht mehr an. Die weiteren drei Listen, die heuer noch mit dabei sind, sind zum ersten Mal die alternativen und unabhängigen GewerkschafterInnen (AUGE), weiters der Gewerkschaftliche Linksblock und auch neu ist die Allgemeine Liste Gesundheitspersonal.
Für generelle Arbeitszeitverkürzung
Roland Ressmann von der Liste Alternative Unabhängige Gewerkschafterinnen will die Arbeitszeit für alle verkürzen: „Wir merken, dass einfach die Arbeit immer mehr belastender wird, die Menschen werden krank, brennen aus und da sagen wir ganz klar, Arbeit darf nicht krank machen und deswegen sind wir für eine Arbeitszeitverkürzung sukzessive in Richtung 30 Stunden bei vollem Lohnausgleich.“
„Fleißige belohnen“
Gegen eine generelle Arbeitszeitverkürzung sprach sich in der Runde nur Christian Struger von den christlichen Gewerkschafterinnen aus: „Wie soll, wenn weniger gearbeitet wird, der Wohlstand in Österreich, bei uns in Kärnten, überhaupt gehalten werden und auch, dass das Sozialsystem aufrechterhalten wird. Es ist wichtig und das ist für uns auch wesentlich, dass man die Fleißigen belohnt. Das heißt, Überstunden sollen steuerfrei sein.“
Augenmerk auf Pflegekräfte
Besonders unter hoher Arbeitsbelastung leiden Pflegekräfte. Sie würden aber von der Arbeiterkammer zu schlecht vertreten, kritisiert Roswitha Tomic. Deshalb will sie mit ihrer Allgemeinen Liste Gesundheitspersonal eine eigene Gesundheitskammer gründen: „Es geht darum, dass wir uns alle gemeinsam in einer Kammer vereinen, damit wir stark sind auch als Gegenpol zur Ärztekammer und diesen Kreis der Gesundheitsversorgung schließen. Wir sind die unterste Ebene in der Arbeitsausführung. Wir sehen, wie es den Betroffenen geht, wo es hapert.“
Gegen eigene Liste
Der amtierende Arbeiterkammerpräsident Günter Goach und Spitzenkandidat für die sozialdemokratischen Gewerkschafterinnen kann diese Forderung nicht verstehen: „Es muss dann eine eigene Finanzierung sein und so weiter, aber das wäre der größte Schaden für jene, die Hilfe brauchen, nämlich das Gesundheitspersonal. Das ist die erste Geschichte. Die zweite, wir haben hier einen eigenen Gesundheitsausschuss mit Professionisten. Auch aus dem Klinikum, die hervorragende Leute sind, die die Probleme der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einbringen.“
Freiheitliche mit Anti-Teuerungsmaßnahmen
Neben der Pflege war auch die Teuerung großes Thema. Hier will Manfred Mischelin von den freiheitlichen Arbeitnehmern mit Maßnahmen eingreifen: „Wir schlagen die Halbierung der Werbesteuer und der Mineralölsteuer auf Benzin und Diesel vor. Die Streichung der CO2-Abgabe gehört natürlich dazu, und Preisstopp bei landeseigenen Energieversorgern. Keine Gebühren oder Abgabenerhöhungen.“
„Kein Vertrauen zum Geldsystem“
Christina Tamas vom gewerkschaftlichen Linksblock könnte sich staatliche Energiegutscheine oder mehr Dienstwohnungen als Inflationsbremse vorstellen: „Wir haben kein Vertrauen mehr zu diesem Geldsystem. Die Inflation überwältigt uns und keine einmalige Zahlung hilft jemandem. Das ist viel zu viel Geld, was da investiert wird. Das ist rein Löcher stopfen und verpufft alles.“
Ziel aller Listen ist der Einzug in die AK-Vollversammlung oder der Ausbau ihrer Sitze. Die Diskussion wurde geleitet von ORF-Kärnten-Chefredakteur Bernhard Bieche.
Sendungshinweis:
Radio Kärnten Streitkultur; 19.2.2024