Andreas Langer leitet die Fachgruppe für Karst- und Höhlenkunde des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten. Er verbrachte schon viel Zeit seines Lebens in Höhlen: „Ich bin mit meinen Eltern bereits in Höhlen unterwegs gewesen seit meinem vierten Lebensjahr und habe immer wieder mitbekommen, wie man mit den Tieren in der Höhle umgeht, dass man sorgfältig ist, dass man aufpasst, dass man sich bewusst ist, dass man in einem besonderen Lebensrahmen unterwegs ist.“
Tiere dürften nicht geweckt werden
Das gilt auch beim Zählen der Fledermäuse im Winter. Langer und seine Kollegen müssen darauf achten, dass sie die Fledermäuse nicht aus ihrem Winterschlaf wecken. Sonst verlieren die Tiere viel Energie und überleben den Winter nicht: „Das heißt, wir schauen natürlich in der Winterzeit, dass wir die Anzahl der Befahrungen so gering wie möglich halten, damit wir die Tiere nicht stören. Im Normalfall kriegen die Tiere das nicht mit, das heißt, wenn wir sie nicht bewusst anleuchten, erwärmen oder viel Lärm machen, kriegen sie das nicht mit.“
In einer dunklen Höhle zu stehen und die Fledermäuse zu zählen, stellt man sich ziemlich mühsam vor, aber für Andreas Langer ist es einfach: „Ich persönlich habe so einen Handzähler mit, das heißt, einmal draufdrücken, dann klickt es um eine Zahl weiter und dann gehe ich einfach durch die Höhle. Jede Fledermaus, die ich erblicke, ist dann ein Klick und am Ende kann ich dann draufschauen und dann steht dort eine Zahl.“
Zählungsergebnisse für ARGE Naturschutz
Diese Zahl bekommt dann die ARGE Naturschutz. Klaus Krainer ist einer der Experten, die diese Daten auswerten: „Einerseits, um festzustellen, ob diese Winterquartiere überhaupt noch geeignet sind als Winterquartier. Es ist auch für uns wichtig, festzustellen, welche Fledermäuse in diesen Quartieren vorkommen. Anhand der Zahlen kann man dann auch feststellen, ob die Populationen im Umfeld gleichbleibend sind, abnehmen oder größer werden“, so Krainer.
25 Fledermausarten sind in Kärnten nachgewiesen, ungefähr ein Drittel davon gilt als gefährdet. Viele Fledermäuse finden nicht mehr genug zu Fressen, weil die Zahl der Insekten durch die intensive Landnutzung zurückgeht. Um die Fledermäuse zu schützen, kann man jetzt im Winter zumindest eines tun: Sie in ihren Winterquartieren einfach in Ruhe lassen. Wenn man eine Fledermaus findet, sollte man sie laut Krainer mit Handschuhen oder einem Tuch aufheben und in eine Schachtel geben. Die Schachtel mit Luftlöchern versehen und die ARGE Naturschutz anrufen. Dort kümmert man sich dann um den Findling.
Unterschiedliche Winterquartiere
Krainer beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit Fledermäusen und untersucht, wo sie ihren Winterschlaf verbringen: „Das können zum Beispiel Höhlen sein, aber auch ehemalige Bergbaustollen. Es können auch klassische Erdkeller sein, falls es solche noch gibt. Auch ehemalige Militärbunker, aber auch Baumhöhlen. Und dann gibt es noch eine Vielzahl von Spaltbewohnern von Fledermäusen. Die können zum Beispiel in Felsklüften, Felsspalten, in Grobblockschutthalden überwintern.“
Hohe Luftfeuchtigkeit wichtig
An solchen Orten findet die Fledermaus alles, was sie im Winter braucht. Eine konstante Temperatur zwischen sechs und zehn Grad und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Sonst würde sie austrocknen. Um den Winter gut zu überstehen, muss sich die Fledermaus im Herbst eine ordentliche Fettreserve zulegen. Bis zu einem Drittel ihres Körpergewichts nimmt sie vor dem Winter zu. Sie bekommt aber keinen dicken Bauch, sondern legt das Fett im Nackenbereich an, so Krainer.
„Sie fährt auch ihren Körper komplett runter. Eine ruhende Fledermaus hat im Sommer ca. 400 Herzschläge pro Minute. Im Winter sind es zwischen 20 bis 80 Schlägen. Und auch die Atemfrequenz reduziert sich massiv. Die Zeit zwischen dem Atemholen dauert manchmal bis zu 90 Minuten. Auch die Körpertemperatur wird drastisch reduziert. Die normale Körpertemperatur unserer heimischen Fledermaus beträgt im Sommer ca. 40 Grad. Im Winter geht sie auf bis zu zwei oder drei Grad über die Umgebungstemperatur“, sagte Krainer.
Sendungshinweis:
Tier und wir; 19.2.2024
Fledermäuse keinesfalls stören
In dieser Phase seien die Tiere extrem gefährdet, so Krainer. Denn jede Störung bedeute eine Aufwachphase, wo sehr viel Energie verbraucht wird. Gebe es keine Gefahr falle sie wieder in ihren Winterschlaf, wozu auch wieder Energie benötigt werde. Dieser Energieverlust könne dazu führen, dass die Tiere im Frühjahr unter Umständen gar nicht mehr aufwachen, sondern in ihrem Winterquartier versterben. Fledermäuse sollte man im Winter also am besten in Ruhe lassen.