Wolfgang Walkensteiner
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Kultur

Wolfgang Walkensteiner: Leben für die Kunst

Der Künstler Wolfgang Walkensteiner wird heuer 75 Jahre alt – aus diesem Anlass gibt es derzeit in der Alpen-Adria-Galerie in Klagenfurt eine Ausstellung. Ein Leben ohne Malerei kann sich der gebürtige Kärntner nicht vorstellen. Dementsprechend langfristig sind auch seine Pläne.

Wolfgang Walkensteiner kommt ursprünglich aus Klagenfurt, lebt aber seit vielen Jahren in Wien. Über eine Ausstellung in seiner Heimat freut er sich immer ganz besonders. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Auch nach seinem 75. Geburtstag wird er jeden Tag ins Atelier gehen. Nur das Wochenende gehört der Familie.

„Ich habe mir meine Arbeit dahingehend zurechtgelegt, dass die wichtigsten Sachen erst noch gemalt werden sollten und dass ich in etwa noch 40 Jahre brauche, um all das, was ich noch vorhabe, auszuführen. Das heißt, ich werde mein Werk unvollendet abschließen müssen“, so Walkensteiner.

Kunstwerke von Wolfgang Walkensteiner
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Werke müssen auch außerhalb des Ateliers bestehen

Mit 27 Jahren wurde er schlagartig berühmt. Er war bei der 37. Biennale in Venedig der jüngste Österreicher, der je teilgenommen hatte. Auf diesem Erfolg hätte sich der Künstler ausruhen können. Seine Bilder verkauften sich sehr gut, Geld war plötzlich kein Thema mehr. Walkensteiner fing aber noch einmal von vorne an. Stehenbleiben und sich dabei langweilen wollte er um keinen Preis. Sein großes Ziel war es, seine Kunst zu etwas völlig Unverwechselbarem zu machen, was ihm mit Bravour gelang.

Gleichzeitig ist er selbst aber auch sein größter Kritiker. „Der Blick darauf ist natürlich auch meinerseits viel unbarmherziger. Im Atelier ist bald einmal etwas gut. In der Aura des Ateliers, in der Stimmung des Ateliers, im Umraum von Farben und Arbeitsprozessen. So ist eben der White Cube oder die Ausstellungshalle, oder wo immer die Sachen gezeigt werden, eine wesentlich unangenehmere Angelegenheit.“

Künstlerische Überraschungen durch Eitempera

Wolfgang Walkensteiners Bilder sind schon von der Art her, wie sie gemacht sind, wahre Zeitreisen. Der graue Hintergrund wird mit dem Grafitstift gezeichnet. Modelle aus Ton machen die dreidimensionalen bunten Formen erst möglich. Eitempera ist die Farbe, durch die die Formen in den Bildern zu schweben scheinen, sie wird mit Ei gebunden: „Ich habe die Eitempera dahingehend schätzen gelernt, weil sie ein enormes Eigenleben hat und eigentlich niemals wirklich bewältigbar ist, glaube ich. Das macht mir sehr viel Freude, weil es spannend bleibt und interessant bleibt, zu arbeiten, zu malen. Es sind ja im Laufe der Zeit einige weitere formale Möglichkeiten für mich dazugekommen.“

Kunstwerk von Wolfgang Walkensteiner
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Dann verbindet der Künstler die Vergangenheit mit der Gegenwart. Er zerschneidet alte Bilder und fügt die Teile in die neuen Bilder ein.

Alte Techniken in neuer Aufmachung

Walkensteiners Bilder sind wie fremde und faszinierende Welten. Sie brauchen beim Betrachten Zeit. Auch Kurator Roman Grabner ist begeistert: „An diesen Mut, sein eigenes Werk dann zu zerstören, gegen seine eigenen Vorstellungen vorzugehen, diese jugendliche Neugier, die dahinter steht, das hat mich schon ziemlich berührt und beeindruckt. Und gerade in dieser Kombination von Zeichnung, Malerei, Intarsien kommen genau so alte Techniken mehr oder weniger in einer Kombination zum Tragen, die ich einzigartig finde.“

Roman Grabner Kurator
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Kurator Roman Grabner

Die bunten Formen auf den Bildern können die verschiedensten Formen und Gestalten annehmen. Trotzdem hat diese Kunst einen ganz starken Bezug zur Wirklichkeit. Walkensteiner faszinieren Giraffen und Schwäne. Eines ist seine Kunst nicht: plakativ. Kriege und die toten Flüchtlinge im Mittelmeer beschäftigen den Künstler ebenso und sind Thema seiner Kunst.

Sendungshinweis:

„Radio Kärnten“, 9.2.24

Für Roman Grabner ist das ein wichtiger Bestandteil des Werkes: „Mag das teilweise durch realistische Analogien sein, wie dass plötzlich Waffen, Zäune oder Schlauchboote auftauchen, oder mag das abstrakt sein. Es ist auch, wie er das mehr oder weniger ausformuliert, dass er alte Techniken, alte Medien nimmt – wie Graphit-Zeichen, die Eitempera-Malerei – die er zu einer neuen Bildlösung mehr oder weniger verbindet, wo eine Aussage über die Gegenwart, aber auch über die Zukunft der Kunst getroffen wird.“

Kunstwerk von Wolfgang Walkensteiner
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„Das Unsichtbare macht das Werk aus“

Wie hart Walkensteiner arbeitet, zeigt sich auch daran, dass in seinem Wiener Atelier 4.000 Bilder lagern. Seit seinem 70. Geburtstag sind wieder vermehrt Ausstellungen zu sehen. Neben der kritischen Überprüfung durch den Künstler selbst spielt natürlich die Erfüllung aller Wünsche und Sehnsüchte von Walkensteiner eine Rolle. Auch er wünscht sich, zwar ganz vorsichtig, aber dennoch Zustimmung: „Naja, das hoffe ich. Das kann ich nur hoffen. Ich sehe Sachen in den Bildern, die ich nicht gemalt habe. Dort wird sich wahrscheinlich das Werk wohl auch ansiedeln à la longue oder vielleicht darüber, dass man eine Sprache dafür findet, dahingehend, das zu erklären. Das Unsichtbare ist ja das, was das Kunstwerk ausmacht.“

Wolfgang Walkensteiner
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Wolfgang Walkensteiner

„ZZOT“ bis 7. April in Klagenfurt

Wolfgang Walkensteiner erlaubt sich bei seinen Ausstellungen gerne auch einen Scherz. Diese Ausstellung trägt den rätselhaften Titel „ZZOT“. Das heißt nicht mehr und nicht weniger als „zurzeit ohne Titel“ und meint, dass ein Teil der gezeigten Bilder derzeit noch keinen Titel hat. Eines heißt dann doch „Angry Swan“, wütender Schwan, ein anderes nennt sich „Leuchtturm“.

Wolfgang Walkensteiners Ausstellung ZZOT ist bis 7. April in der Alpen-Adria-Galerie in Klagenfurt zu sehen.