Der Kater auf seinem Baugerüst
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Kultur

Kindertheater: Ein Kater ist kein Sofakissen

Das Kindertheater Rakete in der Villa for Forest in Klagenfurt spielt bis 10. März ein Stück von Christine Nöstlinger. „Ein Kater ist kein Sofakissen“ ist geeignet für Kinder ab sechs Jahren. Als Kater, der selbst über sein Leben bestimmt, steht Michael Kuglitsch auf der Bühne.

Christine Nöstlingers Bücher erzählen Geschichten, die ans Herz gehen, klug und ein bisschen frech sind. So auch die Geschichte vom Kater, der sich selbst so beschreibt: „Ich habe einen weißen Fleck auf der Brust. Ich habe vier weiße Pfoten. Um das linke Auge herum habe ich ein weißes Ringerl. Alles andere an mir ist kohlrabenschwarz. Namen habe ich keinen. Ich ‚heiße‘ nicht. Ich bin ein freier Kater. Das war nicht immer so. Früher einmal hieß ich ‚Miez-Miez‘, dann ‚Samuel‘, später ‚Muzibu‘, aber das ist vorbei. Ich will auf keinen Namen mehr hören. Ich will auf nichts und niemanden hören. Freie Katzen sind so!“

Michael Kuglitsch als Kater
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Der Kater hat die Menschen satt

Kater bestimmt über sein Leben

Schauspieler Michael Kuglitsch und Regisseur Marcus Thill bringen Nöstlingers Stück auf die Bühne. Dieser Kater hat es faustdick hinter den Ohren und einen eigenen Kopf. Am Ende wird er bestimmen, wie sein Leben ausschaut und sonst niemand, schon gar kein Mensch.

Die alte Frau überfütterte den Kater
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Die alte Frau überfütterte den Kater

Sein Zuhause auf der Bühne ist ein Baugerüst. Wie ein richtiger Kater fetzt der gebürtige Klagenfurter mit größtem Vergnügen über die Bühne und erzählt dabei seine Lebensgeschichte. Auf einem Bauernhof geboren, hatte der Kater als Kleinster oft das Nachsehen: „Daran gewöhnt man sich so sehr, dass man gar nicht mehr versucht, ein Stückchen Maus zu bekommen. Und zur Milchschüssel geht man erst, wenn sich alle anderen ihre Bäuche voll geschlumpert haben und schleckt auf, was übrig ist.“

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Servus Srecno Ciao, 2.2.2024

Andere Lebewesen haben andere Bedürfnisse

Nöstlingers Text erzählt ganz nebenbei auch sehr viel über Menschen. Denn der Kater macht mit seinen „Dosenöffnern“ einiges durch. Eines ist ihnen allen gemeinsam: Sie haben keine Ahnung von den Bedürfnissen einer Katze und wollen es eigentlich auch gar nicht wissen. Genau hier wird der Text für Michael Kuglitsch besonders spannend: „Es hat nicht nur mit Gehirn zu tun, sondern auch mit Menschen, aber allgemein einfach mit Lebewesen. Was Nöstlinger da beschreibt, ist, dass man ein bisschen mehr hineinspürt und vielleicht nicht nur glaubt, dass das, was man von sich selbst glaubt, das Richtige ist.“

Alle Personen werden von Kuglitsch gespielt

Michael Kuglitsch ist der Kater, stellt aber auch alle anderen Personen dar. Das junge Pärchen, die alte Frau und alle anderen Menschen, denen er im Laufe der Zeit begegnet, und das alles ohne Kostümwechsel. Es funktioniert tatsächlich perfekt, mit viel Witz, Hirn und Herz. Die alte Frau füttert ihn, bis er kugelrund ist. Sie stirbt und stürzt sein Leben erneut ins Chaos.

Der Kater legt seinen Bauch ab
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Der Kater legt sein Gewicht ab

Dass es auch den Menschen so gehen kann, dass man zu träge für alles wird, kennt jeder. Nöstlingers Texte schauen genau hin und benennen Dinge. Diese Direktheit lieben auch die Kinder, denn hier wird über Themen geredet, die sie beschäftigen. In der Villa for Forest ist das Publikum der Bühne sehr nahe, so Michael Kuglitsch: „Der Augenkontakt ist natürlich etwas Wichtiges und gerade hier ist das Publikum ja direkt an der Rampe. Das heißt, die sind ja zum Angreifen nahe. Genauso wie ich für sie zum Angreifen nahe bin, ist es umgekehrt genau so.“

Kinder sind kritisches Publikum

Kinder sind, dass weiß Regisseur Marcus Thill sehr gut, ein sehr begeisterungsfähiges aber auch sehr kritisches Publikum, das sich leicht langweilt: „Wenn man ein Kinderstück spielt und alle sitzen da und sind gebannt von Anfang bis zum Ende, dann hat man was richtig gemacht. Es muss nicht immer nur Gaudi sein. Es kann auch Gaudi sein, es wird auch genug gelacht werden bei dem Stück, bin ich sicher.“

Thill will dem kleinen Publikum viel Raum für Phantasie lassen: „Ich habe schon auch viele Ideen. Ich schaue ihm zu und nehme seine Angebote an und dazu fallen mir wieder 15 Sachen ein. Und so war das eine sehr, sehr intensive Zusammenarbeit, aber es war auch sehr spannend, weil wir nur zu zweit waren.“

Darsteller mag den Strizzi-Kater

Katzenallergie hin oder her, Michael Kuglitsch mag diesen wunderbar schrägen Kater sehr: „Ja, natürlich. Was mir sehr gefällt an dieser Figur ist, dass er frech ist, dass er ein Strizzi ist, dass er die Freiheit liebt, dass er dafür auch kämpft. Dass er sich für viele andere Dinge interessiert und nicht den bequemen Weg wählt.“