Vor genau 100 Jahren begann in Österreich die Geschichte des öffentlichen Rundfunks. Im Februar 1924 wurde in Wien die RAVAG, die Radio-Verkehrs-AG gegründet. Schon ein Jahr davor strahlte ein Sender Namens „Radio Hekaphon“ Unterhaltungssendungen über einen 100-Watt-Sender aus. Damals illegal, aber geduldet. Daher entschied man sich, für Ordnung zu sorgen und vergab eine offizielle Rundfunk-Konzession, sagte Heidi Rogy vom Geschichtsverein für Kärnten.
Dieser damals illegale Radiosender Hekaphon begeisterte immer mehr Menschen in der Bundeshauptstadt. Man erzählte sich davon, auch in Kärnten, und so tüftelte man hierzulande daran, wie man denn Musik und Stimme über den Äther empfangen könnte, und nach einigen Versuchen gelang dies auch, sagte Rogy: „Am 26. Jänner 1924 wurde in der Klagenfurter Studienbibliothek zum ersten Mal eine positive Funkprobe mit einer eigens konstruierten Rahmenantenne durchgeführt. Viele waren von der neuen Technologie so begeistert, dass man sich immer mehr organisierte.“
Sendungshinweis:
Radio Kärnten Mittagszeit; 1.2.2024
Radioclubs wurden gegründet
Rundfunkempfangsgeräte gab es damals kaum oder sie waren unerschwinglich. Man wollte aber trotzdem gemeinsam Radio hören und gründete dafür eigene Clubs, sagte Rogy: „In Villach und in Klagenfurt wurden erste Ortsgruppen des Kärntner Radioclubs ins Leben gerufen. Der Kärntner Radioclub war eine Vereinigung von Radiofreunden aus dem bürgerlichen Lager.“
Aber auch die Arbeitergesellschaft organisierte sich, so Rogy: „1924 wurde in Klagenfurt eine erste Ortsgruppe des Arbeiterradiobundes Österreichs gegründet. Dazu gesellten sich später Ortsgruppen in Villach und Spital. Zu den ersten Schritten, die seitens des Kärntner Radioclubs gesetzt wurden, gehörte die Anschaffung von Empfangsgeräten und Antennen, um das gemeinsame Hören des Radioprogramms zu ermöglichen.“
Sender durfte auf Nikolaikirche angebracht werden
Viele bauten sich die Empfangsgeräte selber, in Villach wurde man sogar von der katholischen Kirche dabei unterstützt: „In Villach durfte die Ortsgruppe des Kärntner Radioclubs hierfür eine Antenne auf den Turm der Nikolaikirche installieren. So konnten im Kloster zu St. Nikolai die ersten praktischen Radioversuche in Villach durchgeführt werden“, sagte Rogy. Ende der 1920er Jahre kamen immer mehr erschwingliche Radioempfangsgeräte auf den Markt. Die Zeit des Selberbastelns war damit zu Ende.
Elektrische Geräte störten Empfang
Störungsfrei war der Empfang deswegen aber trotzdem noch nicht: „Denn die Anfälligkeit für Störungen war groß. Atmosphärische Störungen infolge eines herannahenden Gewitters oder Sturmes machten sich mit schrillen, pfeifenden Geräuschen beim Rundfunkempfänger bemerkbar. Dazu kamen dann noch Störquellen technischer Natur. Schon das Betätigen eines Lichtschalters konnte beim Radiohören Knackgeräusche verursachen. Auch der Einsatz von elektrischen Geräten beeinträchtigte den Radioempfang.“
Hörer wollten regionales Programm
Dennoch nahm die Zahl der Radionutzer stetig zu: „Waren 1924 in Kärnten offiziell erst 81 Rundfunkteilnehmer gezählt worden, so waren es 1935 dann bereits mehr als 16.000.“ Und die Hörer wollten von nun an mehr. Nicht mehr nur das Programm, das die RAVAG aus Wien sendete, so Rogy: „Ganz oben auf dem Wunschzettel der Kärntner Hörer stand die Forderung nach mehr Sendungen mit regionalen Inhalten. Dem kam die RAVAG allerdings nur in bescheidenem Maße nach.“ Das änderte sich dann in den folgenden Jahren. Spätestens dann aber, als in Kärnten der Rundfunkbetrieb mit eigens produzierten Sendungen aufgenommen wurde.