Schloss Wasserleonburg heute
„Kennst du Kärnten“

Die reichste Familie Villachs

Einst war in Villach die Familie Wieltschnig eine der reichsten ihrer Zeit. Lorenz Wieltschnig hinterließ ein riesiges Vermögen, das sich der Bauernbub hart erarbeitet hatte. Es war eine Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär auf kärntnerisch. Als er 1846 starb, galt der Unternehmer als der reichste Villacher.

Die erste sichtbare Spur findet man an einem Ort der Stille, gleich hinter der Kreuzkirche in der Ossiacher Zeile. Es ist ein aufgelassener Friedhof, der zu einem Park umfunktioniert wurde. Dennoch entdeckt man heute noch vereinzelt Grabdenkmäler, so auch das der Familie Wieltschnig, sagte Historiker Peter Wiesflecker vom Geschichtsverein für Kärnten: „Lorenz Wieltschnig war ein Großkaufmann in Villach, der im Jahr 1846 gestorben ist und zum Zeitpunkt seines Todes als reichster Mann der Draustadt gegolten hat. Sein Nachlassvermögen hat damals fast eine Million Gulden betragen, eine exorbitante Summe. Das reine Nachlassvermögen, um die Dimensionen ein wenig zu erklären, war rund 460.000 Gulden. Das war der vierfache Betrag, den eine österreichische Erzherzogin in dieser Zeit als Mitgift in die Ehe bekommen hat.“

Typische Unternehmerfamilien

Lorenz Wieltschnig stand und steht immer noch für ein Segment des Villacher Bürgertums, das für die damalige Zeit sehr typisch war, so Wiesflecker: „Das Villacher Bürgertum hat sich durch Jahrhunderte ergänzt durch den Zuzug von außen. Zum Teil durch italienische Familien, wie die Milesi oder auch die Gohn. Zum Teil durch Familien, die aus Krain, aus der Untersteiermark, gekommen sind, wie die Clementschitsch. Arnold Clementschitsch, der bekannte Maler, ist ein Spross dieser Familie. Aber auch durch Familien, die aus dem Villacher Umland gekommen sind, ein solcher war Lorenz Wieltschnig.“

Sohn eines Kleinbauern aus dem Gailtal

Er war ursprünglich Gailtaler, 1778 als Sohn eines Kleinbauern geboren. Um 1800 zog es ihn nach Villach, wo er sich emporarbeitete. Heute würde man sagen, vom Tellerwäscher zum Millionär: „Er war zuerst Gastwirt, hat dann mit einem Eisenhandel begonnen, ist dann quasi in ein frühes Bankgeschäft eingestiegen und hat so seine Geschäftsfelder immer mehr und mehr erweitern können.“

Sendungshinweis:

„Kennst du Kärnten“, 25.1.2024

Mitte der 1820er Jahre wurde Lorenz Vater von zwei Töchtern. Eine verstarb im Alter von 25 Jahren sehr jung. Die jüngere, Josefine, hinterließ für die österreichische Literatur und im unteren Gailtal wichtige Spuren: „Josefine Wieltschnig heiratete 1853 den Bleiberger Gewerken Romuald Holenia, der später Bürgermeister wurde. Einige Jahre später hat sie auch das Schloss Wasserleonburg erworben mit der dazugehörigen Herrschaft. Man sieht also, dass sie in besonders günstigen finanziellen Verhältnissen gelebt hat. Und mit ihrem Schlossbesitz ist sie sozusagen in die Heimat ihres Vaters wieder zurückgekehrt.“

Romuald Holenia Denkmal in Bleiberg von Jakob Wald
Neithan90/Wikipedia
Denkmal in Bad Bleiberg für Romuald Holenia

Urenkel wurde ebenfalls Schriftsteller

Aber auch der Urenkel von Lorenz Wieltschnig hinterließ Spuren, die noch heute sichtbar sind, ebenfalls in gedruckter Form: „Der Schriftsteller Alexander Lernet-Holenia“, sagte Wiesflecker.

Lorenz Wieltschnig hatte sein für die damalige Zeit unfassbares Vermögen vorwiegend mit dem Eisenhandel erwirtschaftet: „Fortgesetzt haben diese geschäftliche Tätigkeit zwei seiner Neffen, die er nach Villach geholt hat. Unter anderem auch der Gründerzeitfabrikant und Mitbegründer der Kärntner Maschinenfabrik, Anton Moritsch, der ähnlich erfolgreich war wie sein Onkel. An diese Familie erinnert heute auch noch die Moritschstraße beim Parkhotel. Auf dem Areal des Parkhotels hat sich das Geschäfts- und Familienhaus von Lorenz Wieltschnig befunden. Später hat Anton Moritz dieses Haus übernommen und dort bis zu seinem Tod die Geschäfte geführt.“

Ehemaliges Parkhotel in Villach
Mefusbren69/Wikipedia
Wo sich das frühere Parkhotel, heute ein Geschäftshaus, befindet, war früher der Familiensitz der Wieltschnigs

An Lorenz Wieltschnig und seine Familie erinnert noch heute die Gruftkapelle bei der Kreuzkirche: „Bis heute hat sich diese Gruftkapelle erhalten mit schönen klassizistischen Grabmälern. Sie erinnern an eine außergewöhnliche Karriere in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und an eine faszinierende, facettenreiche Familiengeschichte.“