Kloster Wernberg aus der Luft gesehen
ORF
ORF
Soziales

47 Alltagsimpulse für mehr Achtsamkeit

Schwester Silke Andrea Mallmann ist Missionsschwester vom Kostbaren Blut, einem katholischer Frauenorden, im Kloster Wernberg und engagiert sich als Psychologin am Rand der Gesellschaft. Sie erhielt den Menschenrechtspreis des Landes. Ihr neues Buch heißt: „Manchmal muss ich mich suchen gehen – 47 Alltagsimpulse für mehr Achtsamkeit“.

Am Anfang des Buches heißt es „Es gibt Tage, da muss ich mich wirklich suchen gehen.“ Mallmann sagte, das seien die Tage, die vielleicht jeder kenne, wo man so eingetaktet sei von Begegnungen, von Aktivitäten, dass man durch den Tag laufe und abends ankomme und sich frage, ob man überhaupt noch mitkomme: „Komme ich überhaupt mit meinem eigenen Lauftempo mit, komme ich überhaupt mit dem mit, was ich da alles vollbracht habe und bin ich überhaupt selber nicht nur körperlich, sondern vor allen Dingen auch geistig und seelisch da angekommen, wo ich hin wollte.“

SIlke Mallmann
Hendrik Mallmann
Silke Andrea Mallmann

Sich seiner selbst bewusst werden

Im Buch geht es um 47 Impulse, um mit sich selbst in Kontakt, ins Gespräch zu kommen. 47 Alltagsimpulse für mehr Achtsamkeit: „Für mich ist Achtsamkeit das Sich-Bewusstwerden meiner selbst, des anderen oder des Gegenstandes, mit dem ich mich jetzt beschäftige. Aber auch des Sich-Bewusstwerdens von Gott in meinem Leben, ein Moment der Verwurzelung in mir selber, in Gott, auch mit dem Gegenstand oder mit der anderen Person, wo ich das Gefühl habe, ich komme jetzt ganz kurz noch einmal aufs Wesentliche und bleibe nicht so an der Oberfläche.“

Aufmerksam und behutsam

Achtsamkeit habe sehr viel zu tun mit Aufmerksamkeit, auch mit Behutsamkeit, mit einer gewissen Zärtlichkeit und mit einem guten Beobachten. Wie kann ein Hinhören auf den Moment im Alltag gelingen? Dazu sagte Mallmann: „Ja, das ist das große Problem und das ist auch die Idee dieses Büchleins. Entstanden ist das in einer Fastenzeit, wo ich gedacht habe, wir müssen wieder irgendwie diese Verbindung schaffen im Alltag mit uns selber, aber auch mit dem Göttlichen.“

Sendungshinweis:

Radio Kärnten; 22.1.2024

Wie begegne man Gott und sich selbst im Alltag, da sei sie auf die Idee gekommen, Alltagsgegenstände zu nutzen, die man unbewusst in der Woche sicherlich vier, fünf, sechs, sieben Mal in der Hand habe oder noch öfter. Ein Löffel oder Zündhölzer oder die Brille. Und sich da ganz bewusst zu werden, in dem Moment, an diesen Symbolen ein kurzes Innehalten zu ermöglichen.

Szenen aus dem Alltag

„Eine Situation in dem Buch oder eine Geschichte ist, wo ich beobachtet habe, dass Kinder in der Schule sich streiten um einen Bleistift. Ein stinkgewöhnlicher Bleistift, aber der hatte außen ein Schmetterlingsmuster. Und die Behauptung der Kinder war dann, der, der mit den Schmetterlingen schreibt, schreibt besser, weil er natürlich auch schöner ist. Die Frage dahinter ist, wie weit sehen wir nur das Äußere und wie weit dringen wir zum Wesentlichen vor. Zum Wesentlichen des Bleistifts, der ja die Mine ist und nicht unbedingt Schmetterlinge außen herum.“ Beim wesentlich werden müsse man in sich selbst hineinhorchen und ein bisschen nachforschen.

Kaffeebetrachtungen als Impuls

Auch der Kaffee, den man jeden Tag trinkt, bekommt im Buch eine besondere Bedeutung: „Kaffee ist sowieso etwas ganz Wichtiges. Da ging es eigentlich um die Tasse. Nämlich einfach, wenn ich die ganz normale Tasse in die Hand nehme, was bedeutet diese Tasse für mich? Womit lasse ich mich selber füllen? Was gieße ich aber auch aus an andere? Was belebt mich, wenn ich an den Kaffee denke?“ Das seien alles kleine Impulse.

Es helfe, ein Stück achtsamer und bewusster zu werden. „Ich glaube, dass Achtsamkeit ganz wesentlich ist, damit wir uns nicht selbst verlieren. Auf einer zweiten Ebene ist Achtsamkeit, glaube ich, eine Vorausbedingung für Respekt. Ich kann Menschen nur dann auch respektvoll begegnen, wenn ich zutiefst achtsam bin. Also meiner selbst bewusst, aber auch des anderen bewusst.“ Achtsamkeit öffne auch Türen, etwas Fremdes ganz anders wahrnehmen zu können.

Eine neue Ebene erreichen

Das betreffe auch Vorurteile und das brauche die Gesellschaft im Moment: „Auf der dritten Ebene ist Achtsamkeit dieses Tor in die Transparenz hinein oder in die Immanenz hinein. Also dahin, wo ich eine Ebene erreiche, die mein menschliches Leben auch übersteigt. Ich nenne das religiös geprägt Gott. Andere mögen es anders bezeichnen. Aber eine Möglichkeit, mit etwas in Verbindung zu treten, das größer ist als ich selber.“