Grauammer
APA/Birdlife Österreich/Samuel Schnierer
APA/Birdlife Österreich/Samuel Schnierer
Tiere

Grauammer: Gefährdeter Vogel des Jahres

Mit einer Körperlänge von bis zu 19 Zentimetern und einem Gewicht bis zu 67 Gramm ist die Grauammer die größte und schwerste Ammer. Der tagaktive Vogel kann von Laien beim kurzen Hinsehen auch mit einem Spatz verwechselt werden. Sie gehört zu den vom Aussterben bedrohten Vogelarten und steht auf der Roten Liste.

Für das heurige Jahr wurde die Grauammer zum Vogel des Jahres gewählt. Dieser Sieg sei aber nicht wirklich ein Grund zur Freude, wie Andreas Kleewein von BirdLife erklärt: " Ausgewählt wurde dieser Feld- und Wiesenvogel, weil auch diese Vogelart mittlerweile schon stark in ihrem Bestand gesunken ist und dadurch die Bevölkerung auf den Rückgang dieser Vogelart aufmerksam gemacht werden sollte."

Die Grauammer zähle zur Familie der Ammern und sei der größte Vertreter: „Weibchen der Grauammern sind zu verwechseln mit der Rohrammer oder der Goldammer. Insgesamt ist die Grauammer aber einer der kleinen, braun-grauen Vögel, die leicht verwechselt werden können und zum anderen auch schwer im Umfeld auszumachen sind.“ Man könnte die Grauammer mit einem Spatz verwechseln, so Kleewein.

Spätmähwiesen zum Brüten bevorzugt

„Die Grauammer ist in der West-Paläarktis (Paläarktis bezeichnet im wesentlichen die Region Europa, Nordafrika und Asien; Anmerkung der Red.) zwar weit verbreitet, aber es sind verstreute Vorkommen. So finden wir die Grauammer zum Beispiel in Frankreich, wir finden sie in Nordeuropa, in Zentraleuropa schon etwas weniger. Das sind dann die weißen Flecken, wo diese Vogelart nicht vorkommt.“ Sie könne bis hin nach Kasachstan vorkommen und südwestlich auch bis zu den Kanarischen Inseln oder Nordafrika.

Laut Kleewein besiedelt die Grauammer brache, extensiv bewirtschaftete Wiesen: „Das sind allen voran Spätmähwiesen, wo es noch einen großen Reichtum an Insekten, aber auch Samen gibt, die die Grauammer frisst.“ Kärnten liege generell am Rande des Verbreitungsgebietes der Grauammer, daher gebe es nur ein bis fünf Brutpaare im ganzen Bundesland. Vor 100 Jahren seien es noch mehr gewesen, in Österreich sei aber der Bestand innerhalb der letzten 25 Jahre um 91 Prozent gesunken.

Überwintern im Mittelmeerraum

In Kärnten komme sie im Gailtal, zum Teil auch im Rosental, im Krappfeld und im Klagenfurter Becken vor, allerdings nicht das ganze Jahr über: „Die Grauammer ist ein Kurz- und Mittelstreckenzieher. Das bedeutet, sie kann kürzere Strecken unter 2.000 Kilometer ins Überwinterungsgebiet zurücklegen.“

Über die Wintermonate finde sie dort ungünstige Bedingungen im Brutgebiet, das heißt, es gibt keine Nahrung. So sei sie gezwungen, in das Überwinterungsgebiet zu fliegen. „Sie kann aber auch weitere Strecken ziehen. Und an gewissen Standorten, wo die Witterung sehr milde ist, das ist aber in Kärnten nicht der Fall, bleibt sie sogar das ganze Jahr auf diesem Standort.“

Sendungshinweis:

Radio Kärnten „Erlebnis Natur“, 15.1.2024

Zum Teil kommt die Grauammer im März, meist aber im April nach Kärnten. Sie kann auch sehr spät brüten, im Mai oder Juni. Je nach Witterung verlässt sie Kärnten Richtung Überwinterungsquartier im Spätherbst, manchmal aber auch erst im Dezember. Überwinterungsgebiete sind zum Beispiel der Mittelmeerraum oder Nordafrika.

Auf der Roten Liste der Brutvögel

Kleewein sagte zur Gefährdung: „Die Grauammer wurde in Kärnten in der aktuellen Roten Liste der Brutvögel Kärntens als vom Aussterben bedroht eingestuft. Das ist eine Verschlechterung im Gegensatz zur vorherigen Roten Liste der Brutvögel Kärntens, denn da war die Grauammer noch unter stark gefährdet gelistet.“

Grauammer
Michael Dvorak
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Männchen sind standorttreu

Männchen seien standorttreu und verteidigen ihr Revier sehr heftig von Singwarten aus: „Das können höhere Bäume oder Sträucher sein oder auch Telegraphenmasten oder Hochspannungsmasten. Dort sitzen sie drauf und singen lautstark.“ Einerseits, um Konkurrenten abzuwehren, andererseits, um Weibchen aufmerksam zu machen. „Die Grauammern führen eine monogame Saisonehe. Sie bleiben innerhalb der Brutsaison zusammen und danach trennen sie sich wieder.“ Im nächsten Jahr könne es ein anderes Weibchen sein, das begeistert von den Gesängen des jeweiligen Grauammer-Männchens ist.

Die Männchen seien polygyn und können mehrere Weibchen zeitgleich haben. So seien zum Beispiel sechs bis zehn Weibchen in einem Revier gefunden worden, in dem ein Männchen das Revier verteidigte. Die Weibchen bauen das Nest alleine, legen die Eier und beginnen auch mit der Fütterung der Jungvögel alleine. Erst wenn Jungvögel etwas größer sind, schaltet sich das Männchen dazu und füttert etwas mit.

Spätere Mahd hilft Grauammern

Grauammern sind bodenbrütende Vögel und legen etwa vier bis sieben Eier pro Brut. Das Nest sei im höheren Gras versteckt, geschützt auch vor Fressfeinden, wie zum Beispiel Greifvögeln. „Das Grauammernnest ist relativ locker gebaut, wird aber nach innen hin immer fester und drin, wo sich die Eier befinden wird es mit Federn oder auch mit Fasern von Stoffen oder mit Tierhaaren ausgepolstert.“ Ideal für die Grauammern seien Büsche und Bäume, die sich als Singwarten eignen. Auch eine späte Mahd der Wiesen hilft den Grauammern. „Denn je früher ein Schnitt stattfindet, desto eher geht ein Nest und somit das Gelege verloren.“