Kaleda Brauch Vorderberg
Herta Maurer Lausegger
Herta Maurer Lausegger
Chronik

Doku zeigt Dreikönigsbrauch in Vorderberg

Das traditionelle Dreikönigsbrauchtum, das sich in Vorderberg im gemischtsprachigen Unteren Gailtal am 5. und 6. Jänner vollzieht, steht im Mittelpunkt eines aktuellen Dokumentarfilms von Wissenschaftlerin und Filmemacherin Herta Maurer-Lausegger. Die Wurzeln des Brauchtums reichen bis ins beginnende 17. Jahrhundert zurück.

Am 5. Jänner um die Mittagszeit und am Nachmittag ziehen nach alter Tradition mehrere Kindergruppen, die als die Heiligen Drei Könige verkleidet und jeweils mit einen Holzsäbel in der Hand ausgestattet sind, durch den Ort. Sie gehen von Haus zu Haus, singen das altertümliche slowenische Dreikönigslied, das ausschließlich in Vorderberg angesungen wird und wünschen den Bewohnern ein gutes neues Jahr.

In der Abenddämmerung übernehmen ihre Rolle drei ledige Burschen der Vorderberger Burschenschaft. Sie verkleiden sich als die Heiligen Drei Könige, tragen beleuchtete hohe Kappen und treten, ebenfalls jeweils mit einem Säbel ausgestattet auf. Gemeinsam mit den örtlichen Kaleda-Sängern (Dreikönigssängern) ziehen sie in den Abendstunden und in der Nacht von Haus zu Haus. Die Drei Könige betreten das jeweilige Haus und zelebrieren mit ihren Säbeln ein stummes Stubenspiel.

Kaleda-Brauch Dreikönigsbrauch in Vorderberg
Herta Maurer-Lausegger
Drei ledige Burschen verkleiden sich als Heilige Drei Könige

Dreikönigslied über Friaul nach Kärnten gebracht

Die Sänger singen vor dem Hauseingang abwechselnd drei Strophen des altertümlichen slowenischen Dreikönigsliedes „Sen so prišli krale trija“. Im italienisch-slowenischen Wörterbuch „Vocabolario Italiano, e Schiauo“ von Alasia da Sommaripa (Udine 1607) findet sich unter geistlichen Texten u. a. auch ein slowenisches Lied für den Weihnachts- und Dreikönigstag.

Sendungshinweis:
Slovenski Spored 5.1.2024

„Es wurde vermutlich in oder um Duino in Friaul aufgezeichnet. Die 7. und die 8. Strophe dieses Liedes findet sich als Variante im Vorderberger Dreikönigslied wieder. Nach mündlicher Überlieferung wurde das Lied vor langer Zeit von einem Geistlichen nach Vorderberg gebracht“, so die Dokumentarfilmerin Maurer-Lausegger.

Kaleda-Brauch
Herta Maurer-Lausegger

Base-Brauch: Burschen sammeln Würste

Am Nachmittag des Dreikönigstages setzt sich das Brauchtum in Vorderberg mit dem Base-Brauch fort. Verkleidete, maskierte Burschen ziehen als Perchten durch den Ort und sammeln bei den Häusern Würste, die sie gegen Abend in Jutesäcken ins örtliche Gasthaus bringen. Hier werden sie gekocht und mit Sauerkraut serviert. Zum festlichen Mahl werden auch Mädchen vom Ort, die beim Kufenstechen mitgewirkt haben, und andere Einheimische eingeladen.

Das Kaleda-Singen und das Base-Brauchtum liegen seit jeher in männlicher Hand. Früher wurden in Vorderberg das Kaleda-Singen und das Sammeln der Würstel von Haus zu Haus am Vorabend des Dreikönigstages gemeinsam ausgeübt. Laut Maurer-Lausegger wurde das Fest im Laufe der Zeit auf zwei Tage ausgeweitet, um auch bei jenen Häusern, die beim Dreikönigssingen in der Nacht nicht offen halten, zu den begehrten Würsteln zu gelangen.

Vorbereitungen auf Base-Brauch
Herta Maurer-Lausegger
Die Burschen haben die Aufgabe Würste zu sammeln

Auch Kaleda-Lied filmisch dokumentiert

Die filmische Dokumentation des Kaleda-Brauchtums in Vorderberg soll zur Bewahrung des altüberlieferten Untergailtaler Kulturgutes beitragen, so Herta Maurer-Lausegger: „Dokumentiert werden die spontan gesprochene, lokale Mundart, sowie das traditionelle und einzigartige slowenische Kaleda-Lied Vorderbergs ‚Sen so prišli krale trija‘, um es vor dem Verstummen zu bewahren.“

Der Dokumentarfilm ist in zwei Originalfassungen „Kaleda bei uns in Vorderberg: Kaleda – Base“ und „Kaleda p nas v Bvačah: Krale pa base“ erschienen. In einer Begleitbroschüre wird Wissenswertes über die spontan gesprochene lokale Mundart festgehalten.

Produktionsleitung: Herta Maurer-Lausegger, Kooperationspartner: ARTIS Filmproduktions-GmbH., Kamera: Ivan Klarič, Valentin Čertov, Filmschnitt: Valentin Čertov