Hummer-Prozess: „Mit Vollgas losgefahren“

In Ungarn ist am Dienstag der „Hummer-Prozess“ fortgesetzt worden. Der Angeklagte, ein Kärntner, soll einen Polizisten im Zuge einer Verkehrskontrolle im Oktober 2012 absichtlich getötet haben. Laut einem Sachverständigen habe er Vollgas gegeben.

Mit einer Geschwindigkeit von 29 bis 33 km/h soll der unter Mordverdacht stehende Österreicher im Oktober 2012 einen ungarischen Polizisten überrollt haben. Das gab Richter Attila Joo auf der Grundlage des Berichtes eines Sachverständigen für Verkehrstechnik in Szeged bekannt. Aus der Bewegung des Geländewagens könne man schließen, dass der Angeklagte mit Vollgas losgefahren sei und den Polizisten Imre K. überrollt habe. Der „Hummer“ sei erst nach links, dann nach rechts ausgeschert. Laut dem Sachverständigen hatte der Polizist versucht, dem Auto mit einem Sprung zur Seite auszuweichen.

Ein Sachverständiger sagte aus, der Angeklagte hätte den Zusammenprall durch einen Vollbremsung verhindern können. Die errechnete Beschleunigung des Wagens könne nur mittels intensiven Gasgebens erreicht werden, so der Sachverständige. Der Angeklagte soll den Motorradpolizisten mit der rechten Seite des Fahrzeugs niedergestoßen haben. Hinsichtlich der Lenkung des „Hummer“ bestätigte der Experte ungewöhnliche Metallgeräusche. Dennoch habe eine Probefahrt belegt, dass die Lenkung des Wagens in Ordnung war. Laut Richter Attila Joo wurde nun der 30. Jänner als Verhandlungstag gestrichen, so dass nur noch am 28. Jänner für die Anhörung von medizinischen und Waffenexperten zur Verfügung steht. Eine neue Verhandlungsrunde soll Ende März beginnen.

Wegen Schnellfahrens gestoppt

Der Kärntner war in einer Gruppe von „Hummer“-Geländewagen-Lenkern unterwegs, als er wegen Überschreitens der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von zwei Polizisten gestoppt wurde. Der Kärntner soll davongerast sein und den vor seinem „Hummer“ stehenden Beamten niedergestoßen und tödlich verletzt haben. Nach vier Verhandlungstagen am Komitatgericht von Szeged war der Mordprozess Ende Oktober vergangenen Jahres vertagt worden.

Handyvideo wird gezeigt

Befragt werden Fahrzeugtechniker, die über den technischen Zustand des Hummer- Geländewagens berichten werden, auf dessen Reifen die Polizisten im Zuge der aus dem Ruder geratenen Verkehrskontrolle mehrmals geschossen haben sollen. Aussagen sollen auch medizinische Sachverständige, die klären sollen, ob die ungarischen Polizisten tatsächlich, wie vom Angeklagten angegeben wird, Pfefferspray eingesetzt haben. Eine Ärztin, die den Villacher nach der Einlieferung ins Spital untersucht hatte, sagte aus, dass sie bei ihm keinerlei Spuren eines Pfeffersprays festgestellt habe.

Ungarn Polizist von Geländewagen getötet

ORF

Im Gerichtssaal soll auch jenes Video gezeigt werden, das einer der deutschen Begleiter des 35 Jahre alten Villachers mit seinem Handy während der Polizeikontrolle gemacht hatte. Außerdem nominierte auch die Verteidigung noch weitere Sachverständige, die den Mechaniker entlasten sollen. Der Villacher sitzt seit Oktober 2012 in Ungarn in Untersuchungshaft. Bei der letzten Haftprüfung im Dezember wurde sie um weitere sechs Monate verlängert. Nach Plan des ungarischen Richters soll das Urteil am 31. Jänner fallen. Nach Angaben des Gerichtes dürfte es am 30. Jänner noch zu keiner Urteilsverkündung kommen. Der Prozess soll Ende März fortgesetzt werden. Wird der Villacher schuldig gesprochen, drohen ihm zehn bis 20 Jahre Haft, unter Umständen sogar lebenslänglich.

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