„Hummer“-Prozess auf Jänner vertagt

Der Prozess gegen einen 35 Jahre alten Villacher, der 2012 auf dem Heimweg von einer Offroad-Tour in Rumänien in der ungarischen Ortschaft Apatfalva mit seinem SUV „Hummer“ einen Polizisten überfahren getötet haben soll, ist am Donnerstag in Ungarn auf 21. Jänner 2014 vertagt worden.

Wie Richter Attila Joo mitteilte, sollen im Gerichtssaal die Videos gezeigt werden, die Begleiter des Angeklagten mit ihren Smartphones angefertigt hatten und die dokumentieren, wie eine ursprünglich lediglich wegen Schnellfahrens in die Wege geleitete Amtshandlung derart aus dem Ruder lief, dass am Ende ein toter Polizist neben der Fahrbahn lag - mehr dazu in Video zu „Amokfahrt“ in Ungarn aufgetaucht (kaernten.ORF.at; 19.11.2012). Außerdem müssen noch sämtliche beigezogene Sachverständige gehört werden.

Ob der Angeklagte bis zum nächsten Termin in U-Haft bleibt, entscheidet sich im Dezember. In Ungarn wird alle sechs Monate eine Haftprüfung durchgeführt, die letzte hat im Juni stattgefunden.

Amtshandlung lief aus dem Ruder

Zu der fatal verlaufenden Amtshandlung war es gekommen, nachdem der zuletzt in Salzburg wohnhafte Österreicher seinen „Hummer“ gezielt über die Fahrbahnmitte gelenkt und dabei beinahe einen Polizeiwagen touchiert haben soll. Das fasste der Beamte als Provokation auf, worauf er zwei Kollegen auf Motorrädern als Verstärkung anforderte. Diese verfolgten den 35-Jährigen, wobei ihn zunächst weder Blaulicht und Sirene noch auf seinen SUV abgegebene Schüsse zum Stoppen brachten. Als er endlich anhielt, soll er - so die Anklage - den rechts vor ihm positionierten Polizisten Imre K. vorsätzlich getötet haben, indem er auf diesen losfuhr.

„In Panik aufs Gas gestiegen“

Der Angeklagte bestreitet die Absicht und stellt das Geschehen als Unfall dar: Er sei „in Panik“ aufs Gas gestiegen, nachdem ihm der zweite Motorradfahrer durchs geöffnete Seitenfenster Pfefferspray ins Gesicht gesprüht hätte. Dazu wurden am mittlerweile vierten Verhandlungstag mehrere Ärzte und Sanitäter als Zeugen befragt, die den 35-Jährigen versorgt und ihren Aussagen zufolge bei diesem keine Spuren bemerkt hatten, die auf den Einsatz eines Pfeffer- oder Paprikasprays hingedeutet hätten. Ein Arzt, der zufällig mit seinem Pkw die Stelle passiert hatte, an der Imre K. niedergestoßen worden, schilderte zunächst, dass andere Beamte hätten den Angeklagte mit Handschellen an einen Baum gekettet, nachdem sie ihn überwältigt hatten. Als er sich um ihn kümmern wollte, habe ihn der 35-Jährige auf Englisch angewiesen, vorher den am Boden liegenden Polizisten zu untersuchen, da dieser „schwerer verletzt“ sei, so der Zeuge.

Villacher fünfmal angeschossen

Der „Hummer“-Fahrer, der von der Polizei mehrfach angeschossen wurde - er soll nach deren Darstellung mit einem Messer bewaffnet auf diese losgegangen sein, was er vehement abstreitet - , habe über Schmerzen an der Hand und am Bein geklagt und sei schließlich mit einem Notarztwagen ins Spital gebracht worden. Der Zeuge verneinte die Frage des Staatsanwalts, ob er bei dem Österreicher Spuren - etwa gerötete Augen, Atemnot oder eine laufende Nase - bemerkt hätte, die auf einen gegen ihn eingesetzten Paprikaspray hingedeutet hätten. Der Angeklagte habe ihm gegenüber auch keinen Spray erwähnt, sagte der Zeuge.

Die Spitalsärztin, die den 35-Jährigen im Krankenhaus aufgenommen hatte, stellte bei diesem ebenfalls keine Wirkungen eines Sprays fest. Der gebürtige Villacher wies insgesamt fünf Schussverletzungen auf. Auf ihre Frage, was passiert sei, habe dieser „Ich erinnere mich an nichts“ erwidert, schilderte die Ärztin.

Arzt: Patient nervös und verstört

Ein weiterer Spitalsarzt erwähnte, der Österreicher habe „nervös, gestört“ gewirkt, aber klare Angaben gemacht. Einen Spray habe er nicht zur Sprache gebracht. Den Sanitätern, die den 35-Jährigen transportiert hatten, fiel ebenfalls nichts auf, was für die Behauptung des Angeklagten gesprochen hätte, der einen Spray mitten ins Gesicht abbekommen haben will. Auf die Frage, wie es ihm gehe, habe der 35-Jährige geweint, berichtete eine Sanitäterin dem Gericht. Ihr Kollege erinnerte sich, der Mann sei „nicht aggressiv, aber auch nicht hilfreich“ gewesen.

Es wird zumindest drei weitere Verhandlungstage geben. Das Urteil könnte am 30. Jänner fallen.

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