Tilo Berlin: Bayern wollten Hypo-Bank nicht

Mit Tilo Berlin hat am Montag eine der prominentesten Figuren im Skandal um die Kärntner Hypo-Bank in München als Zeuge im Prozess gegen ehemalige BayernLB-Vorstände geladen. Die BayernLB habe die Bank zuerst nicht haben wollen, sagte Berlin aus.

Berlin war ursprünglich bereits im März als Zeuge geladen, hatte sich aber wegen anderer Termine entschuldigen lassen und damit den Vorsitzenden Richter Joachim Eckert verärgert. Denn gleichzeitig berichteten österreichische Medien, dass Berlin dort beim Golfspielen gesehen worden war. Der Richter schickte ihm wenig später erneut eine Zeugenladung.

Der damalige BayernLB-Chef Werner Schmidt und sein damaliger Vize Rudolf Hanisch sind die letzten Angeklagten aus der ehemaligen Vorstandsriege, die sich wegen des Fehlkaufs wegen Untreue verantworten müssen. Für vier weitere Ex-Vorstände war der Prozess Ende August gegen Geldauflagen eingestellt worden – mehr dazu in BayernLB-Prozess: Vier Verfahren eingestellt.

BayernLB hatte zunächst kein Interesse

Noch im Jahr 2006 habe die BayernLB keinerlei Interesse an einem Einstieg bei der Hypo gehabt, sagte der früherer Vorstandschef Berlin am Montag aus. Werner Schmidt habe die Hypo damals abblitzen lassen und gesagt, dass ein Einstieg für ihn überhaupt nicht infrage komme. Kurze Zeit später änderte sich das aber schlagartig: Als die BayernLB im Bieterwettstreit um die österreichische Bank Bawag scheiterte, fand sie die Hypo doch interessant. Im Mai 2007 kaufte sie für rund 1,6 Milliarden Euro die Mehrheit am Kärntner Institut. Die Übernahme endete in einem Desaster für die bayerische Landesbank und die Steuerzahler in Bayern und brachte Schmidt und seine Kollegen wegen Untreue vor Gericht.

Aussage teilweise vergweigert

Die Aussage von Berlin war in dem Prozess mit Spannung erwartet worden, da er als eine der Schlüsselfiguren in dem Drama um die Hypo Alpe Adria gilt. Er hatte mit seiner Firma für Vermögensanlagen 2006 wesentliche Teile der Bank mit Sitz in Klagenfurt erworben und später mit hohem Gewinn an die BayernLB weiterverkauft. An einem Verkaufsgespräch auf seinem Bio-Bauernhof nahe der Kärntner Landeshauptstadt hatte auch der verstorbene Landeshauptmann Jörg Haider teilgenommen, den Schmidt und Hanisch laut Anklage bestochen haben sollen, um die Zustimmung zu dem Geschäft zu erhalten.

Berlin nutzte in entscheidenden Punkten aber sein Recht zur Verweigerung der Zeugenaussage, da auch gegen ihn noch immer Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft laufen. In Österreich war er im Frühjahr wegen Nebenabreden mit Investoren zu 26 Monaten Haft verurteilt worden. Dagegen legten seine Anwälte aber Berufung ein, sodass das Urteil noch nicht rechtskräftig ist.

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