ÖVP-Waldner: Seebühne zusperren

Kulturlandesrat Wolfgang Waldner (ÖVP) will die Klagenfurter Seebühne zusperren. Es gebe ein krasses Missverhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben, sagte Waldner. Am kommenden Montag tagt der Seebühnen-Ausschuss.

Das Land Kärnten hat sich offiziell bereits 2010 von der Wörthersee-Bühne zurückgezogen. Die Verwaltung liegt seither bei den Kärntner Messen. Dennoch kommt für rund 600.000 Euro jährlich nach wie vor der Steuerzahler auf. Den Ausgaben standen zuletzt Einnahmen von etwas mehr als 40.000 Euro gegenüber, sagte Waldner.

Waldner: Geschlossene Verträge einhalten

Waldner hatte noch bis vor kurzem keinen Einblick in die Gebarung der Bühne. Er bekam erst jüngst vom Verfassungsdienst des Landes bescheinigt, dass die Seebühne in seine Kompetenz als Kulturlandesrat - und nicht in die von „Volkskulturreferent“ Harald Dobernig (FPK) - falle. Seit ihrem Bau im Jahr 1999 bis vor Kurzem lag die Seebühne in der Kompetenz von Landespolitikern der FPK (vormals BZÖ, vormals FPÖ).

Wörtherseebühne Klagenfurt

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„Eine politische Entscheidung ist längst überfällig - und die kann nur Zusperren lauten“, sagte Waldner. An bereits geschlossene Verträge - etwa Konzerte im kommenden Sommer - will er sich allerdings halten. Als ersten Schritt will Waldner mehrere Gutachten in Auftrag geben. Damit sollen der bauliche und wirtschaftliche Zustand der Bühne sowie rechtliche Fragen geprüft werden.

Land muss Abgang zahlen:

Rechtlich bindend ist für die Seebühne nach wie vor einer Vereinbarung aus dem Jahr 2000 zwischen Land, Stadt und Kärntner Messen. Dem Vertrag ist zu entnehmen, dass das Land „den entsprechenden Betriebsabgang“ zu 100 Prozent übernehmen muss.

Turbulentes Kapitel der Kulturpolitik

Mit der Schließung der Seebühne könnte ein äußerst turbulentes Kapitel der Kulturpolitik endgültig zu Ende gehen. Zuerst gab es Troubles mit dem Stadttheater. Der künstlerische Erfolg war da, die Kosten waren aber hoch, was zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen dem damaligen Intendanten Dietmar Pflegerl und LH Jörg Haider führte.

Nach einigen künstlerischen Flops engagierte Haider 2004 Ex-Staatsopernballettchef Renato Zanella als Intendanten. Dieser brachte ein Musical von Lucio Dalla auf die Seebühne. „Tosca: amore disperato“ erhielt gute Kritik, die Produktion verbrannte aber Millionen. Die 2004 für fünf Jahre gewährte Subvention des Bundes von 1,6 Millionen Euro musste zur Gänze zur Verlustabdeckung herangezogen werden, zusätzlich schoss das Land noch eine halbe Million nach.

Untersuchungsausschuss prüfte Seebühne

Als dann noch der hochdotierte Vertrag Zanellas mit einer Jahresgage von knapp 190.000 Euro plus Zusatzleistungen bekannt wurde, gingen die Wogen hoch. Im Jänner 2005 war die Ära Zanella vorbei, bevor sie noch richtig begonnen hatte, sein Wirken wurde Gegenstand eines Untersuchungsausschusses im Landtag. Die Rechtmäßigkeit der Verwendung der Bundessubvention wurde in Frage gestellt, die Finanzprokuratur fand aber keine Möglichkeiten für eine Rückforderung.

In den vergangenen Jahren wurde die Seebühne für diverse Events und Konzerte - wie etwa die „Starnacht am Wörthersee“ verwendet. Am kommenden Montag tagt der Seebühnen-Ausschuss. Ihm gehören neben Waldner noch die FPK-Politiker Finanzlandesrat Harald Dobernig, der Bürgermeister von Klagenfurt, Christian Scheider sowie Finanzstadtrat Albert Gunzer an.

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