Immer mehr Unternehmer mit 65+
Der Beruf ist für die Klagenfurter Unternehmerin Renate Sandhofer aus ihrem Leben nicht wegzudenken: Auch wenn sie vor kurzem ihren 75. Geburtstag feierte, läutet bei ihr jeden Tag um 4.00 Uhr der Wecker.
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Nach dem Morgensport geht es um 5.00 Uhr in die Firma, ein Unternehmen für Transporttechnik in Klagenfurt, das sie mit ihrem Mann vor 35 Jahren aufbaute. Der Ruhestand ist für die 75-Jährige kein Thema, sagte Sandhofer: „Das Wort Pension habe ich mein ganzes Leben nicht im Sinn gehabt, weil ich einfach immer sage, man muss etwas unternehmen. Man sieht, wenn die Leute in Pension gehen, dass man dann nach zwei Jahren fast nichts mehr mit ihnen reden kann. Um 9.00 Uhr aufstehen und bis zwölf Uhr frühstücken - nein, das wäre nichts für mich.“ Sandhofer arbeitet mit Mann, Tochter, Enkel und 35 Mitarbeitern.
Hilfe für Nachfolger-Suche
Auch Tischlermeister Johann Tscharre aus Klagenfurt, der seit 45 Jahren aktiv ist, wird in ein paar Jahren seinen Betrieb komplett seinem Sohn überlassen. Bis es soweit ist, bringt er sich gerne ein: „Ich mache es aus Leidenschaft - bei mir ist kein finanzieller Grund gegeben. Ich bin ein Mitarbeiter, der den Betrieb nichts kostet, der dem Betrieb nur hilft. Mir ist es wichtig, dass mein Betrieb auch in der Zukunft weiterläuft.“
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Doch nicht in jeder Unternehmer-Familie finden sich geeignete Nachfolger. Eine Internetseite der Wirtschaftskammer hilft, auch persönliche Beratungen sind möglich, sagt Jutta Steinkellner vom Unternehmer-Service der Kammer: „Von der rechtlichen, steuerrechtlichen, aber auch persönlichen Situation beraten wir unsere Betriebe umfassend und wir raten allen Betrieben wirklich rechtzeitig mit der Suche nach einem Nachfolger zu beginnen, damit die Übergabe reibungslos verläuft.“ Gleichzeitig soll das Wissen erfahrener Unternehmer jungen Wirtschaftstreibenden zu Gute kommen - zum Beispiel durch Expertenpool.
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Insgesamt beantragen in Kärnten 2.000 Unternehmer pro Jahr ihre Pension, weil sie das entsprechende Alter haben, dann entscheiden sich zehn Prozent von ihnen für die Weiterarbeit, sagt Walter Lunner, Direktor der SVA Kärnten. Die Pension kann ungekürzt bezogen werden: „Die parallele Erwerbstätigkeit ist grundsätzlich überhaupt kein Problem, jedoch müssen weiterhin Pensionsbeiträge bezahlt werden.“
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Laut Wirtschaftskammer sind ältere Selbstständige vorwiegend in den Branchen Tourismus, Handel, Handwerk und Gewerbe zu finden.