Kärnten hat zweithöchste Armutsrate

Hinter Wien liegt Kärnten an zweiter Stelle bei der Armutsrate, sagten die Verantwortlichen des Netzwerks gegen Armut und soziale Ausgrenzung am Dienstag. 108.000 Menschen sind in Kärnten von Armut betroffen, vor allem allein erziehende Frauen.

Armut sei Teil des politischen Systems, sagte Elisabeth Niederer vom Kärntner Armutsnetzwerk. Folglich könne das Phänomen Armut und die Frauenarmut im Speziellen, nur dann in Angriff genommen werden, wenn der Wille der Politik vorhanden sei, etwas am System zu ändern: „Es handelt sich bei Frauenarmut nicht um ein individuelles Problem, das eine Frau hat, weil sie selbst daran schuld ist, sondern etwas, das gesellschaftlich und politisch so definiert ist.“

„Junge müssen sparen lernen“

Dabei wäre es so einfach, eine Veränderung herbeizuführne, sagte Michaela Slamanig, die Frauenbeauftragte des Landes. Nach Vorbild der skandinavischen Länder, die ein völlig anderes, familienfreundlicheres Bildungssystem hätten. Armut werde sich in Hinblick auf die kommende Generation auch noch verstärken: „Für die Menschen, die jetzt in Pension gehen schaut es so aus, dass sie nie so einen hohen Lebensstandard hatten, dass sie in der Jugend gelernt haben, zu sparen. Wenn man an die heute 20-Jährigen denkt, die oft in gut situierten Familien aufwachsen, die nicht gelernt haben, zu sparen, sie werden ihren Standard mit ihrer Pension nicht halten können.“ Es sei wichtig, die Jungen darauf vorzubereiten und sie nicht in Sicherheit zu wiegen, dass die staatliche Pension reichen werde, denn sie werde nicht reichen, so Slamanig.

Laut Statistik sind Personen die weniger als 1.077 Euro netto im Monat verdienen, als armutsgefährdet einzustufen. Jede siebte Frau in Kärnten ist demnach von Armut betroffen. Heinz Pichler sagte zur Statistik: „19,6 Prozent der Bevölkerung, 108.000 Menschen, leben in armutsgefährdeten Haushalten. Das ist einer der höchsten Werte seit 2005.“

Aufwertung von Familienarbeit gefordert

Hohe Kinderbetreuungskosten und Wohnungsmieten sind nicht zuletzt auch ausschlaggebend für die finanzielle Belastungen, die die Schulden ansteigen lassen. Tagesmütter würden bezahlt, für ihren Job auf Kinder anderer aufzupassen. Daher auch die Forderung des Kärntner Armutsnetzwerks, nach einer Aufwertung der Familienarbeit und Kindererziehung.

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