Vinzibus: Menschliche Wärme gegen Armut

Obdachlosigkeit ist eines der letzten großen Tabus in unserer Gesellschaft. Dabei leben auch in Österreich etwa 1.000 Menschen auf der Straße. Während die Hilfsbereitschaft bei anderen Formen der Armut oft groß ist, wird diesen Armen oft mit Vorurteilen begegnet. In Kärnten werden diese Menschen seit sieben Jahren vom Vinzibus unterstützt.

Nur wenigen Obdachlosen sieht man ihre Armut auch an. Es sind Männer, viele jenseits der 50 - einige davon mit offensichtlichem Alkoholproblem, aber auch alte Frauen und einige Jugendliche, die sich beim Vinzibus um Essen anstellen. Jeden Abend, egal bei welcher Witterung. Auf einem Parkplatz in Klagenfurt, für Brot, Tee und vor allem menschliche Wärme, erklärt Irmgard Groier. Sie hat den Vinzibus in Kärnten vor sieben Jahren ins Leben gerufen. „Wenn wir mit dem Bus ankommen, wird jeder unserer Gäste mit Handschlag begrüßt. Das ist uns sehr wichtig, fast noch wichtiger als das Essen und Trinke. Jemandem die Hand zu geben ist ein Zeichen der Würde und Wertschätzung.“

Bis zu 35 Menschen werden auf diese Weise jeden Tag vom Vinzibus versorgt. Brot und Tee werden von ehrenamtlichen Helfern wie etwa den Elisabethinen aber auch Privatpersonen zubereitet. Gerade in Kärnten war die Hilfsbereitschaft von Anfang an groß. Innerhalb eines Tages meldeten sich 70 freiwillige Helfer, heute sind es 90 Ehrenamtliche.

Pfarrer: „Hässliche Armut“ nicht auf Distanz halten

Obdachlose und Hilfsbedürftige sollten von der Gesellschaft nicht auf Distanz gehalten werden, sagt der Pfarrer der Vinzenzgemeinschaft, Wolfgang Pucher. Er fordert dazu auf, der Armut auch in ihrer sogenannten „hässlichen Form“ offen zu begegnen. „Wenn jemand vom Äußeren her schon unangenehm wirkt und zusätzlich noch Eigenschaften hat, die sehr unsympathisch wirken - denken wir an Alkohol und Drogen oder auch an die Form der Armut, wie sie uns jetzt aus Osteuropa begegnet oder den Bettlern - dann wehren sich in uns irgendwelche Gefühle. Es heißt dann: Wer weiß, ob dieser Mensch wirklich arm ist, warum arbeitet er nicht, warum trinkt er? Dabei hat man gar keine Ahnung, welches Schicksal hinter jedem steht.“

Der Vinzibus: Nicht nur Brot und Tee, sondern auch eine Tankstelle menschlicher Wärme.