Teileinigung im Ärztestreit

Seit Monaten wird über die künftige Arbeitszeit für Krankenhausärzte und ihre Entlohnung verhandelt. Am Donnerstag wurde eine Teillösung bei der Erlaubnis für Nebenbeschäftigungen erzielt, die Ärztekammer fordert aber weiter die Anhebung des Grundgehalts um 30 Prozent.

Werden Kärntens Krankenhausärzte in Zukunft weniger arbeiten, aber mehr verdienen? Auf der Betriebsversammlung vor einem Monat wurden jedenfalls 30 Prozent mehr Grundgehalt und das Recht auf uneingeschränkte Nebenbeschäftigung gefordert, darüber hinaus auch ein Paket für Jungärzte und Frauen, wie bezahlte Zusatzausbildungen und mehr Teilzeit-Arbeit vorsieht. Seither wurde hinter den Kulissen verhandelt, mit Erfolg.

Ärzte-Proteste vor einem Monat

Noch vor einem Monat mussten im Klinikum Klagenfurt Operationen verschoben werden. 300 der 500 Mediziner taten in einer Betriebsversammlung ihren Protest gegen angeblich niedrige Löhne und lange Arbeitszeiten kund.

Notarztkurs wird im Klinikum bezahlt

Im Klinikum Klagenfurt gab es laut Ärztekammerpräsident Josef Huber erste Entwicklungen, was die Turnusausbildung betrifft: "Hier wird angeboten, dass die jungen Kollegen den Notarztkurs bezahlt bekommen, der für die spätere Berufslaufbahn sehr wichtig ist. Ein weiteres Beispiel wäre auch das Schmerzdiplom.“

KABEG-Chef: Annäherung in vielen Punkten

Bisher konnten Ärzte vom Land am hausärztlichen Bereitschaftsdienst und dem Notarztdienst teilnehmen. Auf der anderen Seite dürfe keine eigene Ordination geführt werden, kritisierte Huber. Dabei könne die Ordination eines Arztes eine „Win-Win-Situation für allen Beteiligten darstellen“.

Auch hier gab es am Donnerstag Fortschritte. KABEG-Vorstand Arnold Gabriel: „Grundsätzlich kann ich sagen: Die Verhandlungen waren sehr konstruktiv. Wir haben uns in vielen Punkten annähern können, vor allem was schwierige Themenkomplexe wie die uneingeschränkte Nebenbeschäftigungsmöglichkeit anbelangt. Hier konnten wir eine Einigung erzielen, da wir sehr differenziert vorgehen können. Das ‚uneingeschränkt‘ fällt weg aber selbstverständlich wird es im Rahmen der Möglichkeiten weiterhin Nebenbeschäftigungsmöglichkeiten geben.“

Ärzte drohen mit Abwanderung

Nicht genug für die Ärzte - denn mit Jahresbeginn werden die Überstunden schrittweise abgebaut, der Nationalrat hat am Donnerstag die Erfüllung einer entsprechenden EU-Richtlinie beschlossen. Ab 2021 darf die maximale Wochenarbeitszeit nur noch 48 und nicht mehr 72 Stunden betragen. Einkommensverluste wären damit vorprogrammiert. Die Ärzte verlangen einen höheren Stundenlohn. Das Land hat die Mehrkosten von 25 bis 30 Millionen Euro bisher abgelehnt. Aus dem Büro von Gesundheitsreferentin Beate Prettner gab es dafür ein klares Nein. Die Ärzte beharren und drohen mit der Abwanderung, da anderswo mehr gezahlt würde.

Huber: Steirische Ärzte verdienen 37 Prozent mehr

In der Steiermark gebe es für Krankenhausärzte bis zu 37 Prozent mehr Gehalt - ein Umstand, durch den sich Ärztekammer-Präsident Josef Huber in seiner Haltung bestätigt sieht. Denn immer mehr Ärzte würden die Krankenhäuser verlassen und dorthin gehen, wo mehr Gehalt geboten werde. Bei der KABEG ist man sich des Ärztemangels bewusst, schuld seien Zugangsbeschränkungen beim Medizinstudium. Der Bund solle Schluss machen mit Beschränkungen und damit mehr Ärzte ausbilden lassen. Arnold dazu: „Diese erachte ich nicht als zweckmäßig und bin daher der Meinung, dass diese abgeschafft gehören.“

Mehr Geld: „Kategorisches Nein nicht zu halten“

Die Verhandlungen ums Geld dürften also härter ausfallen. Eine erste Runde mit Landeshauptmann Peter Kaiser, der auch Personalreferent ist, wurde für 4. November vereinbart. Die Ärzte wollen von 30 Prozent Plus für das Grundgehalt nicht heruntersteigen. Huber: „Ich glaube das kategorische Nein wird nicht zu halten sein, man muss dafür nur in die Nachbar-Bundesländer schauen.“ Donnerstagabend wurden die Krankenhausärzte im Casineum über den Verhandlungsstand informiert - vor allem was die EU-Richtlinie über künftige Dienstzeiten betrifft.

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