Südstrecke: Tunnel derzeit zu teuer

50 Mio. Euro wollen die ÖBB bis 2018 in den Lärmschutz entlang der Wörtherseetrasse von Klagenfurt bis Villach investieren. Die von der Landespolitik gewünschte Untertunnelung würde bis zu sieben Milliarden Euro kosten und dürfte derzeit unfinanzierbar sein.

Am Dienstag wird im EU-Parlament beschlossen, dass die Südbahn Teil der baltisch-adriatischen Achse wird und damit von der EU mitfinanziert wird, die Rede ist von 20 bis 30 Prozent. Dazu gehört neben der Koralmbahn auch der Wörtherseeabschnitt zwischen Klagenfurt und Villach. Am Montag gingen in Kärnten bei einer Konferenz die Beratungen über den Ausbau der Südstrecke weiter, teil nahmen auf Einladung der Wirtschaftskammer Vertreter der Landesregierung, Bürgermeister, Touristiker und ÖBB.

Die „Radio Kärnten Streitkultur“ befasst sich Montagabend mit diesem Thema - mehr dazu in Radio Kärnten Streitkultur.

Bei der Konferenz ging es um eine gemeinsame Position, mit der Kärnten bei der Bundesregierung auftreten wird. Es gibt ein klares Bekenntnis zur Bahn-Infrastruktur im Zentralraum Kärnten, aber auch die Sorge über eine künftige, noch stärkere Lärmbelästigung. Fahren derzeit rund 160 Züge auf der Wörthersee-Strecke zwischen Klagenfurt und Villach, werden es laut Schätzungen ab 2025 rund 220 Züge täglich sein, wobei sich die Anzahl der Güterzüge beinahe verdoppeln soll. Und das entlang von Wohn- und Tourismusgebieten. Ursprünglich gab es Pläne, die Trasse Richtung Norden näher zur Autobahn zu verlegen, doch diese wurden schon vor Jahren verworfen.

Anrainer und Politik wollen Tunnel

Umso wichtiger sei es für die Kärntner Landesregierung, mit einer Stimme die ins Stocken geratene Planung voranzutreiben, so Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Kaiser will eine rasche und konsequente Umsetzung der Koralmbahn erreichen, damit der Bund die entsprechende EU-Mitfinanzierung sicherstellen könne. Eine dahingehende Resolution an den Bund wird am Dienstag in der Landesregierung beschlossen.

Es werde die sogenannte Variante W2, die Wörtherseetrasse, forciert. Sie sieht eine Tunnelkette am Nordufer vor. Laut Kaiser sei dies eine Einigung zwischen 52 Bürgerinitiativen, der Landespolitik und Gemeinden. Nun gehe es darum, die Planung in die langfristige Vorschau der ÖBB für die Jahre 2025 bis 2040 aufzunehmen. Das habe laut Kaiser und EU-Parlamentarier Hubert Pirker besondere Bedeutung, weil am Dienstag mit dem EU-Beschluss zu rechnen sei.

Vorerst 50 Millionen für den Lärmschutz

Eine teilweise Untertunnelung der Strecke von Klagenfurt bis Villach würde bis zu sieben Milliarden Euro kosten und sei daher für die ÖBB - zumindest mittelfristig - nicht finanzierbar, so Franz Hammerschmid von der ÖBB Infrastruktur. Er glaube aber auch an ein „mittel- bis langfristige Perspektive“: „Eisenbahninfrastruktur ist kein Geschäft von heute auf morgen, wir sind langsamer, aber nachhaltiger unterwegs.“ Insgesamt würden die ÖBB elf Milliarden Euro in die neue Südbahn investieren.

In Abstimmung mit dem Land würden die ÖBB allerdings als ersten Schritt 50 Mio. Euro bis 2018 entlang des Wörthersees investieren. Abgesehen von der langfristigen Planung, die bis zum Jahr 2040 reicht, soll ein ganzes Bündel von Maßnahmen zum Anrainerschutz und zum Schutz der Tourismusregion ab sofort umgesetzt werden. Es geht um umfassenden Lärmschutz, der die Errichtung von Lärmschutzwänden, das Schleifen von Schienen und ein Bonus-Malus-System für den Güterverkehr vorsieht. Das heißt, je leiser ein Güterzug ist, umso weniger muss für ihn Schienenmaut bezahlt werden. Die Bahnhöfe Krumpendorf, Pörtschach und Velden sollen barrierefrei werden. Auch soll der Güterverkehr zwischen 22.00 Uhr und 5.00 Uhr reduziert werden.

Untertunnelung für Kärnten nicht vom Tisch

Die neue europäische Anbindung sei überlebenswichtig für die Kärntner Wirtschaft, betonte Wirtschafts- und Tourismuslandesrat Wolfgang Waldner (ÖVP). Lärm und Tourismus würden aber nicht zusammenpassen. Umso wichtiger sei es, die langfristige Planung nicht aus den Augen zu verlieren. In der Raumplanung habe man in Österreich und in Kärnten in der Vergangenheit „viel vergurkt“, meinte Landesrat Rolf Holub (Grüne). Allein schon 20 bis 30 Prozent der Planungskosten könne man von der EU an Unterstützung erhalten, so Holub.

Auch WK-Präsident Franz Pacher betonte, es sei wichtig, die Planung für eine Untertunnelung selbst bei einem Realisierungszeitraum von 30 Jahren weiter voranzutreiben. Immerhin würden von der EU künftig auch Maßnahmen zum Lärmschutz mitfinanziert. Gleichzeitig müsse man sicherzustellen, dass bis dahin die Lärmbelastung so gut wie möglich eingedämmt werde. Auch von der Stadt Klagenfurt wurde am Montag erneut betont, dass man sich für eine Untertunnelung der Strecke einsetzt.

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