„Frasca“-Besuch wie anno dazumal

Der Weinbau hat in der Gegend vom Tarcento eine lange Tradition. Besonders bekannt ist sie für den süßen Weißwein „Ramandolo“. Er kann - neben anderen lokalen Produkten - am 1. Mai in einigen Buschenschenken verkostet werden. Einige Winzer laden zu einem „Frasca“-Besuch wie anno dazumal.

Goldgelb, fast bernsteinfarben ist der Ramandolo. Sein Aroma erinnert an Mandeln und reife Bananen. Ausschließlich die Trauben des „Verduzzo Friulano" oder „Verduzzo Giallo“ werden dafür verwendet. Er wächst auf steilen Südhängen in etwa 500 Meter Seehöhe. Nach Norden und Nordosten hin wird das Gebiet vom Monte Bernadia vor Witterungseinflüssen geschützt, nach Süden ist es zum Meer hin offen.

SSC Wein Kulinarik Ramandolo

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Der Monte Bernadia

Späte Weinlese

Knapp 60 Hektar umfasst die Anbaufläche in den Gemeinden Tarcento und Nimis, nahe der Grenze zu Slowenien. Das Siegel „DOCG“ steht seit 2001 für hohe Qualitätsstandards bei der Verarbeitung der Trauben. Die Weinbaugeschichte und insbesondere die Erzeugung von Süßweinen reicht hier jedoch viel weiter zurück - zumindest bis ins frühe Mittelalter.

Die Azienda Agricola Micossi ist einer von 25 Betrieben in der Gegend, wo - neben anderen Weinsorten - seit 50 Jahren auch Ramandolo hergestellt wird. Die Weinlese beginnt Mitte Oktober und kann bis Mitte November, in idealen Jahren bis in den Dezember hinein, andauern. Die Trauben trocknen am Weinstock aus, was ihnen eine besondere Süße verleiht.

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Goldgelber Ramandolo-Wein

Lange Lagerung

Winzer Walter Revelant erklärt, dass die Trauben bei der Ernte sehr reif sein und danach gut trocknen müssen: „Sie werden in Barique-Eichenfässern vergoren und dort bleiben sie eineinhalb, zwei Jahre. Nach der Abfüllung in Flaschen muss er weitere sechs Monate ruhen, um dann sein volles Aroma entfalten zu können. Das ist der Ramandolo.“

Sendungshinweis:

„Servus, Srečno, Ciao“, 13.4.19

Weltweit gefragt

Gelungene Ramandolos gehören laut Experten zu den herausragendsten Süßweinen Italiens. Der Ramandolo gilt als „kleiner Bruder“ des Picolit, der meist zu weit höheren Preisen verkauft wird, auch wenn der Ramandolo qualitativ häufig über diesem steht.

Heute ist der Ramandolo bei Kunden aus aller Welt gefragt. Gerade erst erhielt Walter einen Großauftrag aus Dänemark. 450 Flaschen des „gelben Goldes“ müssen geliefert werden.

„Frasca“ für Bauern einst wichtige Einnahmequelle

Die Anfänge der Azienda Agricola Micossi gehen gut 150 Jahren auf eine „Frasca“ zurück. Es handelt sich dabei um eine Buschenschenke, wo die Weinbauern auch andere Lebensmittel aus eigener Produktion für einen beschränkten Zeitraum verkaufen durften. Vor zehn Jahren entschlossen sich einige Nachbarn im Dorfteil „Borgo Clotz“ dazu, Anfang Mai - wie in alten Zeiten - wieder ihre Häuser für Besucher zu öffnen.

Walter Revelant bietet Spezialitäten aus Friaul und ganz Italien an: „Ich kombiniere den Ramandolo zum Beispiel mit Gebäck aus Tolmezzo und Gorgonzola aus der Gegend um Mailand, wo er eigentlich herkommt. Der Wein passt auch gut zu Prosciutto aus San Daniele und porchetta, also gebratenem Spanferkel.“

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Diego Biasizzo beim Kochen

Ramandolo als Begleiter zu Käse und Deftigem

Nicht nur als Dessertwein oder als Begleitung zu lang gereiftem und zu Blauschimmelkäse ist der Ramadolo gefragt - auch zu bodenständigen Gerichten wird er in Tarcento serviert. Eine Station beim heurigen Fest am 1. Mai ist die „Ostarie Ogngjarut“. Wirt Diego Biasizzo war als Reisebusfahrer quer durch Europa unterwegs. Irgendwann zog es ihn dann zurück in seine Heimat. Hier verwöhnt er seine Gäste mit typischen Gerichten Polenta und Frico.

Ein Sternekoch sorgte unlängst in sozialen Medien mit seiner Variante für Diskussionen: Er serviert ihn mit Ei, „uva fragola“, also Erdbeertrauben, und Senf. Diego Biasizzo will an der kreativen Weiterentwicklung nichts aussetzen, gebe es doch zahlreiche Ausprägungen der Rezeptur. Seine Großmutter habe den „Frico“ immer mit geröstetem Zwiebel, Kartoffeln und viel geriebenem Käse gemacht und diese Tradition führe er fort.

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Gäste beim Frigga-Essen

Frico-Zubereitung braucht Geduld

Falsch machen könne man bei der Zubereitung im Prinzip nichts, sagt Biasizzo, der abwechselnd mit seiner Frau in der Küche steht: „Es braucht Übung, dass die Frigga nicht anbrennt - nicht zu viel und nicht zu wenig Hitze und genug Zeit, fast eine Stunde. Eigentlich ganz einfach. Wenn es nicht gelingt, macht nichts - dann macht man eben eine neue Frigga. So wie man als Kind das Gehen erlernt ist es auch mit den anderen Sachen im Leben.“

Nähere Informationen zum Veranstaltungsprogramm am 1. Mai und zu den teilnehmenden Produzenten:

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