Grenzüberschreitende Gartenpracht in Görz
Der Giardino Viatori ist ein Meer an duftenden Blüten und Baumen am Stadtrand von Görz. Vier Jahre vergingen seit dem Tod des Gründers Lucio Viatori. Er wurde von seinen Weggefährten “il signore dei fiori”, “der Herr der Blumen”, genannt. Zeit seines Lebens verbrachte er fast jede freie Minute hier.
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Aus einem Maisacker wurde ein Garten
Paolo Bianchi, Vizepräsident des Vereins „Amici del Giardino Lucio Viatori“, kannte den „Hausherren“ persönlich und erinnert sich daran, mit wie viel Liebe zum Detail dieser bei der Sache war: „Lucio Viatori war eigentlich Buchhaltungs-Professor. Er hat sich sein gesamtes Wissen rund um die Pflanzen selbst beigebracht. Es war seine Mutter, die ihm ihre Neugier und Liebe für die Natur weitergegeben hatte.“
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1972 war es, als er zweieinhalb Hektar Grund erwarb. Er verpflichtete sich beim Kauf dazu, aus dem ursprünglichen Maisacker einen Garten zu machen. 1975 erbaute er hier sein Wohnhaus und in den 1980er-Jahren entstand der „Giardino Viatori“.
Lucio Viatori machte scheinbar Unmögliches möglich
Lucio Viatori hatte ein Faible für ausgefallene Pflanzen, die er auch von weither importieren ließ - wie Rhododendren, Magnolien und Azaleen. Die Sammlung dieser Gattung im „Giardino Viatori“ gilt mit 6.500 Exemplaren als eine der Umfassendsten in ganz Italien.
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„Leider ist der kalkhaltige Boden hier nicht unbedingt ideal, um Azaleen zu züchten. Gemeinsam mit ein paar Freunden fuhren wir die ganze Gegend ab, um bei den Tischlereien Sägespäne zu erbetteln. Mit diesen Sägespänen und auch mit Kompostmaterial füllten wir dann die Beete für die Azaleen“, erklärt Paolo Bianchi.
Verein pflegt Nachlass mit viel Liebe zum Detail
Die Tür zu seinem Garten stand immer offen. Lucio Viatori wollte, dass sich auch andere an seiner Blumen- und Pflanzenpracht erfreuen können.
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Heute ist der Giardino Viatori im Besitz einer Stiftung. Sie bemüht sich, das Projekt und die Lehre des Gründers am Leben zu erhalten. Tatkräftige Unterstützung gibt es vom Verein “Amici del Giardino Lucio Viatori” - die Mitglieder sind Freunde von Lucio Viatori, die nicht nur die botanischen Kenntnisse, sondern auch die menschlichen Werte, nach denen Viatori lebte, weiterhin für die Nachwelt erhalten möchten.
Entdeckungstouren für Gartenliebhaber
Egal ob für Spaziergänger oder Erholungsuchende oder aber für Fachvereine, Hobby- und Profigärnter aus verschiedenen europäischen Städten - jeder ist hier willkommen. Regelmäßig finden hier auch Kurse und Workshops für Schüler statt. Aber auch Spaziergänger oder Erholungsuchende erwartet eine besondere Entdeckungstour durch den Garten. Er kann von Ende März bis Ende Juni besichtigt werden. Führungen finden immer samstags und sonntags statt. Am 20. Mai ist der Giardino Viatori in Görz auch bei der Veranstaltung „Giardini aperti“ für Besucher geöffnet.
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Ausflug nach Slowenien: „Marinkas Cottage Garten“
In Solkan-Salcano, einem Ortsteil von Nova Gorica, nahe der ehemaligen Grenze befindet sich „Marinkas Cottage Garten“. Seit fast 30 Jahren verbringt Besitzerin Marinka Pellegrini-Mitič praktisch jede freie Minute in ihrem farbenfrohen Paradies.
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Als Gärntnern noch gefährlich war
Was heute nach einem ungetrübten Idyll aussieht war vor einigen Jahren noch eine mitunter gefährliche Leidenschaft, erinnert sich Marinka. Am Ende des Zweiten Weltkriegs war die Stadt Görz durch die Grenze in zwei Teile geteilt - auf einer Seite Italien und auf der anderen Seite Jugoslawien.
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Grenze verlief unmittelbar hinter dem Garten
Marinka Pellegrini-Mitič erzählt, dass während ihrer Kindheit die Grenze unmittelbar hinter dem Garten verlief: „Es herrschte große Armut - aber auf der anderen Seite war Görz. Auch wir fuhren dorthin und kauften Pflanzen, Sachen für den Garten oder was wir halt so gebraucht haben. Dann versteckten wir sie am Feld und in der Nacht, wenn die Soldaten weg waren, haben wir sie hierher gebracht. Das war bis in die 1990er Jahre noch so.“
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Gräfin ließ Grenze durch Garten versetzen
Viele Landgüter teilten dieses Schicksal und wurden einfach geteilt bzw. von der neuen Landesgrenze durchzogen. Eine, die es schaffte, ihr Grundstück davor zu bewahren, war Gräfin Ljubica De Nordis Hornik. Es befindet sich an einem versteckten Ort, an jener Stelle, wo Gorizia endet und Salcano - Solkan beginnt.
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„Hoch zu Ross“ eine imposante Erscheinung
Die Leidenschaft der Gräfin war das Reiten. Sie war als Kind mit dem Fahrrad schwer gestürzt und hatte seit diesem Unfall ein kürzeres Bein. Sie ließ die Pferde all das machen, wozu sie körperlich nicht fähig war. Mit der Stimme kommandierte sie die Tiere und war „hoch zu Ross“ eine imposante Erscheinung.
Als Reiterin knüpfte sie bei Veranstaltungen Freundschaften zu Soldaten und einflussreichen Persönlichkeiten. Man munkelte im Ort auch von einer besonderen Freundschaft mit Winston Churchill. In der Villa sollen auch immer wieder geheime Partys für die Amerikaner veranstaltet worden sein.
Ihre Kontakte kamen ihr in einer ihrer „Herzensangelegenheiten“ sicher zu Gute, erzählt Romano Facca: „Die Villa und der umliegende Garten waren dazu bestimmt, in die neu gegründete Republik von Tito aufgenommen zu werden. Die Gräfin überredete aber die britischen Offiziere, die Grenzlinie um ihr Grundstück herum zu ändern, damit es zu Italien gehörte. Am Eingang sieht man noch die Grenzsteine. Entlang unserer Grundstücksmauer befand sich also jahrelang auch die Staatsgrenze.“
Sendungshinweis:
Servus Srecno Ciao, 12.5.2018
Alte Rosensorten sind heute der ganze Stolz
Romano Facca kümmerte sich zu Lebzeiten der Gräfin jahrelang um deren geliebte Pferde und war auch für ihren Garten zuständig. Als seine Tochter Chiara geboren wurde, sah sie in ihr die im eigenen Lebenslauf vermisste Kontinuität und vermachte kurzerhand ihren Besitz an Romano, der sich seither gemeinsam mit seiner Frau Enrica der Instandhaltung angenommen hat.
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Heimatlandschaft als Bezugspunkt
Ein Lindenbaum, den die Gräfin einst setzen ließ, schmückt den liebevoll gestalteten Park der Villa. Der Sommer war eindeutig ihre bevorzugte Jahreszeit, erzählt Romano: „Sie verbrachte ihn hier in Solcano und wenn es in ihrer Heimat kälter wurde wanderte sie nach Nairobi aus, um dort den Sommer zu erleben. Wenn sie aber hier war, wollte sie die Hügel des Umlandes sehen können, die sie an ihre Kindheit erinnerten. Sie war ein echter ‚Lausbub‘ und liebte es, auf Bäume zu klettern und an der Mündung des Isonzo-Flusses zu spielen.“ Bei ihren Auslandsreisen vermisste die Gräfin die Landschaft ihrer Heimat immer besonders.
Besonders stolz sind Romano und seine Familie auf den Garten voller historischer Rosen, den die Gräfin einst anlegte und der noch heute prächtig gedeiht. Das restliche Anwesen wird mit dem bewirtschaftet, was auf dem kargen Boden wächst, wie zum Beispiel Olivenbäume und Gewächse der "macchia mediterranea”.