Dealen mit Drogen-Ersatz

Die Zahl der Drogentoten in Kärnten ist zuletzt stark angestiegen. Eine weitere Entwicklung gibt Anlass zur Sorge: immer mehr Süchtige nehmen Drogen scheinbar fast wahllos durcheinander. Auch mit rezeptpflichtigen Drogenersatzmitteln wird gedealt.

Drogen-Ermittler wissen, dass es den typischen Junkie, der mit ein oder zwei Substanzen auskommt, längst nicht mehr gibt. Süchtige nehmen alles, der Hochrisiko-Konsum in Kärnten ist - wie überall sonst - stark gestiegen, auch wenn die Anzahl an Drogentoten in anderen Bundesländern oft noch höher ist, als hier.

Methadon Drogenerstatz Subsitution

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Methadon-Verpackung

Fehlt Krankenakte fällt Überblick schwer

Vor allem Schlaf- und Schmerzmittel sind am Schwarzmarkt in rauen Mengen verfügbar. Auch Ärzte sind ungewollt ein Teil dieses Systems: Süchtige suchen viele Praxen hintereinander auf und lassen sich Benzodiazepine, Morphine oder Valium verschreiben. Diesen Praktiken sei schwer auf die Schliche zu kommen, wenn sich die Betreffenden vorher von der Gesundheitsakte Elga abgemeldet haben, sagt die Ärztekammer. Auf den Vorwurf, dass generell zuviel verschrieben werde, heißt es: Ohne Anzeige habe man keine Handhabe.

Die Abgabe des Drogenersatzmittels Methadon oder L-Polamidon ist relativ streng reglementiert. Aber auch hier gibt es Lücken, die sich Süchtige oder Dealer zunutze machen können. Normalerweise muss das Methadon vor dem Apotheker geschluckt werden. Schon hier wird manchmal getrickst und das Methadon mitgenommen.

Methadon Drogenerstatz Subsitution

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Substitutionsverschreibung

Ausgabe von Wochenrationen keine Seltenheit

Außerdem verschreiben auch Ärzte Rezepte für eine ganze Woche, wenn der Patient vertrauenswürdig scheint, sagt Hans Bachitsch, Sprecher der Apothekerkammer: „Das ist die Entscheidung des Arztes, wenn er meint, es sei dem Patienten zuzutrauen, dass er die Wochendosis mitbekommt.“ Meistens sei das aus persönlichen oder beruflichen Gründen der Fall, wenn jemand zum Beispiel für eine Woche auswärts arbeiten muss. „Dann bekommen wir eine Sondergenehmigung, dass wir das freigeben dürfen.“

Hinzu kommen die Methadongaben für Wochenenden, wenn Apotheken geschlossen haben. Nicht nur der Handel im Internet floriert, der 23-Jährige Drogentote in Bad St.Leonhard hatte den Drogenersatzstoff laut Polizei aus seinem eigenen Bekanntenkreis bekommen - mehr dazu in 23-Jähriger starb an Drogenersatzmittel (kaernten.ORF.at; 21.08.2018).