Volksgruppe befürchtet Verschwinden

Fünf Jahre nach dem Durchbruch bei der Ortstafellösung hat am Montag der Rat der Kärntner Slowenen eine ernüchternde Bilanz gezogen: Die Slowenische Volksgruppe in Kärnten befürchtet ihr langsames Verschwinden.

Obmann Valentin Inzko brachte bei der Pressekonferenz seine Enttäuschung zum Ausdruck: „Das Klima ist besser geworden, aber der Volksgruppe geht es schlechter.“ Er sagte, es seien Versprechen gemacht aber nicht eingehalten worden. Die für ihn wichtigsten Bereiche seien ein neues, modernes Volksgruppengesetz, sowie eine systematische Lösung für die slowenische Musikschule in Kärnten, wo von 700 300 Schüler verloren gingen.

Außerdem habe es beim Dialogforum in fünf Jahren nur fünf Sitzungen gegeben und in den letzten 14 Monaten keine einzige, kritisiert Inzko.

„30 Ortstafeln fehlen“

Umgesetzt worden sei ein „Minimalkompromiss“ bei den Ortstafeln, 30 zugesagte topografische Hinweisschilder fehlten aber nach wie vor, bemängelten die Volksgruppenvertreter. Über den Ortstafelkompromiss hinaus gehende Versprechungen seien nicht eingehalten worden. Die slowenische Wochenzeitung „Novice“ kämpfe ums Überleben, die Volksgruppenförderung - rund 1,2 Millionen Euro jährlich - sei seit 20 Jahren nicht erhöht worden.

Vouk: Sprachkompetenz schwindet

Die Sprachkompetenz in der Volksgruppe schwinde und damit auch die Zahl jener, die sich zur Volksgruppe bekennen. 2001 waren dies noch 12.000 Menschen, seither werde die Sprache nicht mehr abgefragt. Vor 100 Jahren gab es noch zehn Mal so viele Kärntner Slowenen. Irgendwann werde eine „kritische Menge“ erreicht, ab der das Aussterben des slowenischen Sprachgebrauchs in Kärnten nicht mehr aufzuhalten sei, warnte Rechtsanwalt Rudi Vouk. „Die Politik hat das Thema abgehakt - vor allem auf Wiener Ebene.“ Bei der Reform des Bildungswesens spielten die Volksgruppen keine Rolle mehr. „Wir werden mittlerweile mit Migranten in einen Topf geworfen. Es geht nur mehr darum, Deutsch zu lernen.“

Gleichzeitiges Angebot von Slowenisch und Englisch

Dabei müssten inzwischen auch zweisprachige Kindergärten im gemischtsprachigen Gebiet - im Wesentlichen ist das Südkärnten - flächendeckend angeboten werden, erklärte Vouk. Durch den verpflichtenden Besuch gehöre der Kindergarten nämlich nun zum Elementarschulwesen.

In der Sekundarstufe müsse die Auswahlmöglichkeit Slowenisch oder Englisch aufgehoben und stattdessen beides gleichzeitig angeboten werden, fordert Vouk. Es seien auch viele zweisprachige Volksschulen in Kärnten geschlossen worden, wie etwa am Radsberg oder in Ebriach, fügte Inzko hinzo.

Der Rat der Kärntner Slowenen ist eine von drei Volksgruppenorganisationen, in Kärnten gibt es außerdem den Zentralverband der slowenischen Organisationen Kärntens und die Gemeinschaft der Kärntner Slowenen. Alle drei hatten vor fünf Jahren dem Kompromiss zugestimmt.

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