Essen und Lieder für die Toten

Während vielerorts zu Allerheiligen Halloween gefeiert wird ist es den Bewohnern von Rivignano Teor wichtig, althergebrachte Gepflogenheiten in liebevoller Erinnerung an die Verstorbenen zu bewahren. Dazu zählt das Totenessen und das Singen von nicht allzu ernst gemeinten Totenliedern.

Es ist die Nacht vom 31. Oktober auf 1. November, in der die Wassernixen, die Aganis, dem Volksglauben nach ihre Heimat, die Quellen des Flusses Stella verlassen, um die Menschen zu besuchen. Der Überlieferung nach wollen sie Ordnung schaffen, Ungerechtigkeit sühnen und die Guten belohnen.

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Der Verstorbene bekommt beim „Banchetto funebre“ symbolisch sein Lieblingsgericht serviert.

Ein Platz am Tisch bleibt frei für die Verstorbenen

Traditionsbewusste Familien veranstalten zu Allerheiligen noch heute das “banchetto funebre” - ein Mahl im Kreise der engsten Verwandten, um der Verstorbenen zu gedenken.

Gastro-Journalistin Fabiana Romanutti erklärt, wie es abläuft: „Die Hinterbliebenen - zum Beispiel die Schwiegertochter - bereiten dabei jene Gerichte zu, die auch der Tote zu Lebzeiten besonders gerne aß oder kochte. Am Tisch bleibt immer ein Platz frei für den Verstorbenen.“

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Neben der traditionellen „fave dei morti“ (hier nicht im Bild) werden in Rivignano-Teor auch Kekse in Form von Knochen serviert.

Totenlieder sollen Stimmung heben

Die Stimmung bei dem Familienessen ist heiter und positiv - und auf diese Weise wird auch das befristete Dasein auf Erden musikalisch thematisiert - mit nicht immer ernst gemeinten Totenliedern.

Musiker Enrico Tonazzi hat schon dutzende Totenlieder geschrieben: „Manche handeln von den schlechten Eigenschaften der Besungenen, manche gehen scherzhaft damit um, dass wir alle einmal das zeitliche segnen werden. Mein Wunsch wäre, dass diese Lieder bei Beerdigungen gesungen werden. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ich einmal ein Lied schreibe wie ‚happy birthday to you‘, das man dann auf der ganzen Welt kennt.“

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Die Stimmung beim „banchetto funebre“ ist alles andere als betreten - dafür sorgen auch „Totenlieder“, für die es in Rivignano ein eigenes Festival gibt.

Heuer Totenlieder-Festival mit Cabaret-Darbietungen

Bis es soweit ist erklingen seine Lieder beim „Festival der Totenlieder“, das es seit 20 Jahren gibt. Am 2. November ist es wieder soweit.

Sendungshinweis:

Servus, Srečno, Ciao, 27.10.2018

Musiker Rocco Burtone ist von Anfang an im Organisationskommitee dabei. Er bemerkte in den vergangenen Jahren eine Weiterentwicklung: „Am Anfang hatte das Totenlieder-Festival eher einen volkstümlichen Charakter. Es war wie ein Beisammensein in der Osteria. In den letzten drei, vier Jahren hat es sich zu einem Fixpunkt für wichtige Gruppen aus diesem Metier entwickelt. Heuer gibt es sogar erstmals auch Cabaret-Aufführungen.“

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Elya Ferrin

Jedes Jahr zieht es tausende Besucher nach Rivignano-Teor, um bei der „fiera dei santi“ dabei zu sein.

Jahrmarkt der Heiligen bis 4. November

Gefeiert wird in Rivignano-Teor insgesamt von 31. Oktober bis 4. November. Bei der „fiera dei santi“, dem „Jahrmarkt der Heiligen“, handelt es sich dabei um eines der ältesten Brauchtumsfeste in der Region.

Mario Anzil, Bürgermeister von Rivignano-Teor: „Es ist einer der ältesten Jahrmärkte Friauls. Seit Jahrhunderten wird damit eine Brücke zwischen der Welt der Lebenden und der Toten hergestellt. Es soll auch an die schönen Momente, die wir gemeinsam mit ihnen verbringen durften, zurückgedacht werden.“ Das mache man am besten beim Feiern, Tanzen, Essen und Trinken, ist der Bürgermeister überzeugt.

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