Dokumentarfotografie in der Stadtgalerie

Anlässlich des 100. Geburtstages von Werner Bischof zeigt die Stadtgalerie Klagenfurt eine große Retrospektive. Bischof gilt als einer der bekanntesten Reportagefotografen des 20. Jahrhunderts.

Werner Bischof wusste es, Kunst mit Reportage zu verbinden. Mit seinen tragischen schwarz-weiß-Aufnahmen vom Zweiten Weltkrieg und der Hungersnot in Indien erfüllte er sowohl einen künstlerischen, als auch einen dokumentierenden Zweck.

Werner Bischof Fotografie Ausstellung Stadtgalerie Klagenfurt

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Vom Maler zum Fotografen

Der Künstler aus Zürich galt als Multitalent. Ursprünglich wollte er Maler werden und ein Studio in Paris eröffnen. Als 1939 der zweite Weltkrieg ausbrach, wurde er gezwungen, zurück in die Schweiz zu gehen, um seinen Militärdienst zu absolvieren. Zwischendurch arbeitete Bischof in seinem Studio.

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Kärnten Heute, 9.8.16

Er publizierte Abstraktionen, Naturformen, Sach- und Modeaufnahmen. Ab 1943 fing er mit seinen ersten größeren Reportagen zu sozialen Themen an. Internationale Magazine wurden auf ihn aufmerksam. Am Ende des Krieges bekam Bischof den Auftrag, die katastrophalen Ausmaße des Holocausts zu dokumentieren. Er trat in diesem Rahmen sieben Reisen an. Seine Aufnahmen zeigen das Leid und Elend der Menschen deutlich.

Sensibel und kritisch

Dabei machte er eine Wandlung vom Künstler zum Journalisten. 1949 wurde Werner Bischof Mitglied der Pariser Fotografengruppe Magnum. Er sollte Fotoreportagen aus dem Fernen Osten liefern.

Er war überzeugt davon, dass Fotografie in der Lage sei, positiv auf die Gesellschaft zu wirken. Laut seinem Sohn Marco Bischof war der Fotojournalist sehr sensibel: „Er musste immer alles hinterfragen. Seine Sensibilität beinhaltet, dass er mit sich und mit der Welt extrem kritisch war. Das heißt, er war ein schaffender Künstler und er wollte gestalten.“

Werner Bischof Fotografie Ausstellung Stadtgalerie Klagenfurt

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Marco Bischof, Sohn von Werner Bischof, erinnert sich an seinen Vater

Unfalltod im Alter von 38 Jahren

Seine legendären Aufnahmen fremdartiger Kulturen, Schreckensbilder von Hungersnöten und Kriegsschauplätzen führten Werner Bischof in nur zehn Arbeitsjahren um die halbe Welt geführt.

Erschöpft von den Anforderungen der Sensationspresse, wollte er jedoch wieder zu seinen eigenen künstlerischen Maßstäben zurückfinden. Er begab sich auf Fototour durch Nord- und Südamerika, wo er in den Anden von Peru im Alter von nur 38 Jahren - knapp vor der Geburt seines zweiten Sohnes - tödlich verunglückte.

Visuelles Gedächtnis des Weltgeschehens

Werner Bischofs sensible Aufnahmen im Spannungsfeld zwischen Kunst und Reportage zählen zum visuellen Gedächtnis der Weltgeschichte. Am 1. Oktober, der Langen Nacht der Museen, kann man die Ausstellung zu seinen Ehren bis 24.00 Uhr besuchen. Zu den regulären Öffnungszeiten kann sie bis 18. Dezember in der Stadtgalerie besucht werden.