„Piccolo Festival“ erobert Schlösser Friauls
Das „Piccolo Festival del Friuli Venezia Giulia“ bietet seinen Besuchern die Möglichkeit, gute Musik in schöner Umgebung zu genießen und dabei auch neue, bislang unbekannte Orte kennenzulernen. Heuer steht es unter dem Motto „Sempre Verdi Dimore“, zum Gedenken an den 200. Geburtstag des italienischen Komponisten Giuseppe Verdi (1813-1901). Die Bereiche „Oper“, „Verdi 200“ und Konzerte sind den Werken Giuseppe Verdis, Richard Wagners und Benjamin Brittens gewidmet.
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Einer der Austragungsorte ist die Villa Manin Guerresco. Sie befindet sich in Clauiano, unweit von Udine und wurde Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet.
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„Folador“ wird zu Konzertsaal
Marianna Spezzotti Guerresco: „Unsere Türe für eine Veranstaltung dieser Art zu öffnen, ist uns sehr wichtig. Sie passt einfach zu unserem Haus und der Umgebung von Clauiano mit seinem mittelalterlichen Flair. Es ist nett, dass die Leute hierher zu uns kommen, um in unserem Haus diese schöne Musik zu genießen.“
Seit den 1990er Jahren ist die Villa Manin Guerresco im Besitz der Familie Guerresco, die das Haupthaus einer aufwendigen Renovierung unterzogen hat. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf den Erhalt der mit kostbaren Fresken dekorierten Wände gelegt.
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Auch einen ehemaligen Geräteschuppen, in Friulano auch „Folador“ genannt, hat die Hausherrin, Marianna Spezzotti Guerresco, zu einem edlen Ambiente für Veranstaltungen umgestaltet. Wer einen außergewöhnlichen Rahmen für Geburtstags-, Firmenfeiern oder Hochzeiten sucht, kann sogar das ganze Anwesen tageweise mieten.
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Castello di Spessa: Austragungsort für „La Cecchina“
Auf einem sanften Hügel, im Herzen des Görzer Collio, erhebt sich majestätisch das Schloss „Castello di Spessa“. Seine Entstehung geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Nur zwei Türme waren es am Beginn, erst nach einem Zu- und Ausbau um 1880 entstand das Schloss in seiner heutigen Größe.
Sendungshinweis:
„Servus, Srečno, Ciao“, 20. Juli 2013
Jahrhundertelang war das Schloss Sitz adeliger Familien Friauls - seit dem 16. Jahrhundert mehrmals seinen Besitzer gewechselt: zuerst gehörte es der Familie Dorimbergo, dann den Rassauern und schließlich der Familie Della Torre Valsassina mit direkter Abstammung von Karl dem Großen. 300 Jahre lang war das Schloss dann in deren Besitz. Im Laufe der Jahrhunderte hielten sich zahlreiche berühmte Persönlichkeiten in diesem Herrschaftssitz auf - wie Giacomo Casanova, Lorenzo Da Ponte, der Librettist von Mozart oder Emanuele Filiberto d’Aosta.
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Leidenschaft für herrschaftliches Anwesen
Leidenschaft, Zeit und Geld - das waren die drei großen Investitionen von Schlossherr Loreto Pali, der eine Möbelfabrik besitzt. Als er das erste Mal das Schloss sah, wollte er etwas tun, um es zu erhalten. Es wäre sträflich gewesen, so ein Juwel weiter verfallen zu lassen, sagt er heute. Mit viel Liebe zum Detail wurden Schloss und Parkanlagen in den letzten Jahren restauriert.
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Die Atmosphäre, die auch heute noch das Schloss umgibt, erinnert an den Prunk von einst: an die Adeligen, die Künste, das hohe gesellschaftliche Ansehen. Heute kann im Castello di Spessa geheiratet werden, für große Feste und Kongresse wird ein Teil des Hauses vermietet. Jedes Jahr im Mai wird der „Premio Casanova“, ein Literaturpreis, verliehen.
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„Wollen junge Talente fördern“
Vor diesem malerischen Hintergrund wurde im Rahmen des „Piccolo Festival del Friuli Venezia Giulia“ „La Cecchina ossia la buona figliuola“, zu deutsch „Das Findelkind“, von Niccolo Piccinni aufgeführt. Giuseppe Verdi sagte einst, dies sei die erste „richtige“ komische Oper des italienischen Repertoires, während sie Piccinni als „spielerisches Drama“ sah. Die in Kooperation mit der Slowenischen Nationaloper vom Mitteleuropa Orchester entstandene Kooperation bildete den Auftakt für das Musikfestival.
Barbara Borraccia, Schlossherrin des „Castello di Spessa“: „Wir arbeiten heuer schon zum zweiten Mal mit dem ‚Piccolo Festival‘ zusammen. Wir wollen die Beziehung zu den jungen Künstlern, die voller Tatendrang stecken, pflegen. Es sind viele junge Talente darunter, die wir gerne unterstützen.“
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Bühne direkt im Schloss-Innenhof
Für das Ensemble, das sich aus internationalen Künstlern - darunter Candice Hoyes aus den USA, Rodica Vica aus Rumänien, Veronica Yoo aus Japan, sowie Felipe Oliveira aus Brasilien und die Italiener Giorgia Cinciripi, Silvia Aurea Aurelia De Stefano, Riccardo Fioratti und Matteo Mezzaro - zusammensetzt, stellte dies eine gewisse Herausforderung dar.
Regisseurin Elisabetta Marini: „In einem normalen Theater hat man gewöhnlich etwas mehr Vorbereitungszeit, weil ja das Bühnenbild meistens schon vorher fertig ist und man gleich zu proben beginnen kann. Hier hatten wir nur zwei, drei Tage, um alles, was wir für unsere Inszenierung brauchen, den Gegebenheiten vor Ort anzupassen. Es ist schön zu sehen, wenn alles immer mehr Gestalt annimmt und genau so ist, wie wir es uns vorgestellt haben.“
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Kostüme im Stil der 1920er Jahre
Kostümbildnerin Emmanuela Cossar, die auch bei Produktionen am Stadttheater Klagenfurt mitwirkt, konnte bei der Auswahl der Garderobe für die Künstler ihrer Fantasie freien Lauf lassen: „Dieses Stück spielt in den 1920er Jahren. Ich habe nach viele Vintage-Kostümen ausschau gehalten, aber einige Kleider sind auch Neuinterpretationen.“
Als Dirigent des FVG Mitteleuropa Orchestra fungierte Maestro Filippo Maria Bressan, das Bühnenbild entwarf Guia Buzzi, die Kostüme wurden von Emmanuela Cossar entworfen und für die Ausleuchtung zeichnete Claudio Schmid verantwortlich.
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Oper als kulturelle Visitenkarte Italiens
Künstlerischer Leiter des Festivals ist der gebürtige Friulaner Gabriele Ribis. Als Bariton gastierte er schon auf vielen großen Bühnen in aller Welt - zuletzt in Italien, in der Schweiz, in Frankreich und in Israel.
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Gemeinsam mit seinem Team versucht er, hochkarätige Musikveranstaltungen in seiner Heimatregion auf die Beine zu stellen.
„Für mich prägt die Oper die italienische Kultur wesentlich. Wir können stolz darauf sein und wir sollten sie in die Welt hinaus tragen. Die Aufführungen in den Villen und Schlössern Friauls sind sozusagen eine Art ‚Visitenkarte‘, die die Leute zu einem Besuch bei uns einladen soll“, erzählt Ribis.
Gemeinsame Projekte im Alpen-Adria-Raum geplant
Auch wenn die Wirtschaftskrise wesentliche Einschränkungen der Mittel für kulturelle Veranstaltungen in der Region mit sich gebracht hat, hegt Ribis für die nächsten Jahre große Pläne: „Ich hoffe, dass es uns gelingen wird, bei unserem Festival - ausgehend von Friaul - in Zukunft auch unsere Nachbarn in Kärnten, Slowenien und vielleicht auch Kroatien einzubeziehen.“
Die Oper soll dabei sozusagen als kulturelles Bindeglied dienen. Künftig möchte Ribis gemeinsame Opern-Aufführungen im gesamten Alpen-Adria-Raum realisieren.
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Heuer noch einige Termine
Wer heuer selbst beim Piccolo Festival del Friuli Venezia Giulia dabei sein möchte hat noch bis Ende Juli Gelegenheit dazu:
- am 22. Juli um 21.30 Uhr mit „Verdi in Castello“ im Schloss von Tricesimo
- am 23. Juli um 21.00 Uhr beim Konzertabend „Verdi und Wagner in Salotto“ in der Villa Manin Guerresco in Clauiano
-am 25. Juli um 21.30 Uhr mit „Verdi, Wagner e Visconti“ im Castello di Buttrio
oder
- am 27. Juli um 21.30 Uhr mit „Verdi e Wagner als Piano“ in der Villa Dormisch in Reana del Rojale
- als „krönender Abschluss“ steht am 29. Juli um 21.30 Uhr „Verdi sul Lido“ im Schloss von Duino auf dem Programm.