Streitkultur: Lehrstellen oder Leerstellen?
In Kärnten gibt es viele Lehrstellen die nicht nachgefragt werden und offen bleiben, dabei kommen rein rechnerisch auf jede offene Lehrstelle zwei Personen, die eine Stelle suchen. Durch geburtenschwache Jahrgänge gibt es weniger Jugendliche, gleichzeitig geht die Zahl der ausbildenden Betriebe zurück.
Der Grund dafür: Einige Lehrjobs seien besonders gefragt, andere Jobs würden eher gemieden, sagt Peter Wedenig vom Arbeitsmarktservice. Im Tourismus etwa gibt es drei Mal so viele Lehrstelen wie Lehrstellensuchende. Im Handel wiederum kommen auf jede offene Lehrstelle sechs bis sieben Interessenten.
Firmen kritisieren Ausbildungsstand
Der Vertreter der Unternehmer, Klaus Peter Kronlechner, wiederum kritisieren den Ausbildungsstand der Lehrstellensuchenden. Bei einem Test in seiner Firma seien für die Bewerber einfache Additionen nicht lösbar gewesen: „Es ist nicht Aufgabe des Unternehmers, die Versäumnisse der Pflichtschule nachzuholen.“
Sendungshinweis:
Streitkultur, 6. Juni 2016
Der Verein Jugend am Werk betreut 180 Jugendliche, etwas mehr als die Hälfte aller Lehrstellensuchenden in Kärnten. Diese Jugendlichen hätten es oft besonders schwer, sagt Geschäftsführerin Elisabeth Niederer. Die Jugendlichen hätten oft keinen positiven Pflichtschulabschluss, meist weil sie keine Eltern haben, die sie unterstützen. Dabei seien diese Jugendlichen ganz sicher nicht zu dumm für eine Lehre, so Niederer.
Imageproblem der Lehre
Der Sprecher der Kärntner Berufsschüler, Peter Kollnitzer, sieht ein Imageproblem der Lehre. Es müsse deswegen in den Schulen Werbung für die Lehre und die verschiedenen Lehrberufe gemacht werden und den Schülern den Wert eines Praktikums erklären.
Zu wenig Anreiz für den Lehrberuf sei oft ein Problem, meinte Martin Klemenjak, Lehrender an der Fachhochschule Kärnten: Die Jugendlichen sieen der Meinung, dass man für eine Lehre zu wenig Anerkennung und Wertschätzung bekommen. AMS und Wirtschaft laden Jugendliche ein, Begabungen durch Tests heraus zu finden. Es gebe auch erste Veränderungen bei der klassischen Wahl der Lehrstellen: Etwa wenn vermehrt Mädchen zu technischen Berufen tendieren.