Pflege: Herausforderung der Zukunft

Knapp 35.000 Kärntner beziehen Pflegegeld und brauchen Unterstützung. Am Donnerstag, dem Internationalen Tag der Pflege, werden viele kritische Stimmen laut, das Pflegesystem sei in der Krise, nicht mehr zeitgemäß und müsse neu aufgestellt werden.

Das Hilfswerk warnt etwa, dass das Pflegesystem an der Kippe stehe und das Rote Kreuz fordert einen runden Tisch ein, um das Thema Pflege völlig neu und zeitgerecht zu organisierten. Weil die Menschen immer älter werden, braucht man mehr Pflegekräfte, denn schon jetzt ist die Situation in den Pflegeheimen und bei der Pflege Zuhause alles andere als optimal.

„Pflegeberuf im Wandel begriffen“

Die Pflegeanwältin des Landes Kärnten, Christine Fercher-Remler sagte, Krisen seien dazu da, um sie zu bewältigen. Man werde einige Dinge dazu brauchen, einerseits in der Ausbildung, in behindertengerechten Neubauten, damit Menschen so lange wie möglich Zuhause bleiben können, aber auch in neuen Pflegekonzepten.

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Der Umgang mit alten Menschen braucht Zeit, Zuwendung und viel persönlichen Einsatz

„Im Augenblick scheint es zu sein, dass es Zeit ist, mehr Pflegepersonal auszubilden. Der Pflegeberuf ist derzeit im Wandel begriffen. Die Ausbildung zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegefachkraft erstmals an die FH geholt“, so Fercher-Remler. Es seien auch die neuen Sozialbetreuungsberufe bekommen. Pflege seien Berufe der Zukunft, man müsse aber auch die Rahmenbedingungen schaffen, damit Menschen den Beruf auch ausüben, so die Pflegeanwältin.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Mittagszeit, 12. Mai 2016

„Pflegekräfte müssen sich organisieren“

Pflege brauche auch ein bisschen „Berufung“, man müsse es können und wollen. Das sei ein intimer Beruf, man müsse mit Dingen leben können, vor denen man sich ekle. Man müsse auch mit der Endlichkeit der Menschen leben können, so Fercher-Remler. Zur Bezahlung der Pflegekräfte sagte sie, sie sei unterbezahlt. Die Pflegekräfte müssten sich besser organisieren, nach Vorbild der Ärzte. Es gebe Diskussionen, eine Pflegekammer zu schaffen, die gebe es noch nicht. Viele der Pflegemitarbeiter seien helfend, sehr sozial, vielleicht liege es daran, dass sie nicht auf die Straße gehen, so Fercher-Remler.

Rund 8.500 Menschen arbeiten in Kärnten in Pflegeberufen, vorwiegend sind es Frauen, die diese sensible und schwierige Arbeit leisten. Auf eine Fachkraft kommen 2,5 Pflegebedürftige in den Heimen, das ist der Betreuungsschlüssel im Land. Dieser Betreuungsschlüssel soll gesenkt werden - mehr dazu in Land hat kein Geld für mehr Pflegepersonal (kaernten.ORF.at; 15.4.2016). Das werde alles nicht ausreichen, sagte Fercher-Remler. Vor allem die Betreuung von dementen Menschen sei arbeitsintensiv.

Kleine Wohneinheiten personalintensiv

In Kärnten gebe es ein Spezifikum, nämlich neu gebaute Pflegeheime mit kleinen Wohngruppen. Diese müssen mit demselben Personal abgedeckt werden. Der Überblick sei hier völlig anders. Für die Bewohner sei es schöner und intimer, aber es sei ein Unterschied, ob man Wohnbereiche mit 25 Menschen und drei bis vier ständigen Pflegern habe oder vier klein Einheiten mit demselben Personal. Die finanzielle Situation im Land sei schwierig und eine Anhebung des Pflegeschlüssels koste einfach extrem viel Geld, sagte Fercher-Remler: „Ich glaube aber, dass es notwendig sein wird, um alte Menschen qualitativ hochwertig betreuen und pflegen zu können.“

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