Land hat kein Geld für mehr Pflegepersonal

Nach massiven Beschwerden über unzumutbare Arbeitsbedingungen in Pflegeheimen sollten der Pflegeschlüssel gesenkt und 110 neue Posten geschaffen werden. Die Mehrkosten von fünf Mio. Euro kann sich das Land aber nicht leisten.

Im Sommer 2014 versprach Soziallandesrätin Beate Prettner (SPÖ), dass das Verhältnis von Pflegepersonal zu Heimbewohnern aufgestockt werden sollte - mehr dazu in Pflegeheime bekommen mehr Geld (kaernten.ORF.at; 11.7.2014). Es hatte massive Beschwerden über unzumutbare Arbeitsbedingungen gegeben - mehr dazu in Seniorenheim: Schwere Vorwürfe von Mitarbeitern (kaernten.ORF.at; 16.1.2014). Der Pflegeschlüssel lautet zwei Pfleger auf fünf Heimbewohner.

Gemeinden und Land müssen Kosten teilen

Zwei Jahre später ist aber immer noch alles beim Alten. Es gebe zwar mehr Schulungen, das Land kann aber die fünf Mio. Euro Mehrkosten für 110 zusätzliche Pflegekräfte derzeit nicht stemmen, so Prettner: „Die Kostenteilung würde zwischen Gemeindebund und Land erfolgen. Im Jahr 2016 ist die Umsetzung nicht möglich." Im Budget für 2015 sei das zusätzliche Pflegepersonal vorgesehen gewesen, da habe der Gemeindebund nicht zugestimmt. Und heuer habe sich die Situation durch die Causa Heta „drastisch geändert.“ Für die Heimbetereiber heißt es also weiter „Bitte warten“ und mit dem bestehenden Personal auskommen.

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Eine Verbesserung der Situation bleibe für sie aber ein wichtiges Thema, so Prettner. Das würden auch die Ausgaben im Pflegebereich belegen: 200 Mio. Euro, zehn Prozent des Gesamtbudgets, fließe in die Pflege. Die Hälfte des Sozialbudgets würde laut Prettner für die Pflege verwendet. Prettner zitierte auch eine Studie, wonach sich die Zufriedenheit der Heimbewohner und deren Angehörigen in den letzten Jahren verbessert habe.

„Mitarbeiter gehen an ihre Grenze“

Die Mitarbeiter in den Pflegeheimen würden an ihre Grenzen gehen, sagte Gewerkschafter Valid Hanuna. Ein Normalbetrieb mit menschlichen Bedingungen mit Zeit für Bewohner sei mit diesem Pflegeschlüssel nicht möglich. Wie lange diese Arbeitssituation noch zu bewältigen sei, lässt er ebenso offen wie die Möglichkeit von gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen.

Die Caritas beschäftigt derzeit in Kärnten 350 Mitarbeiter. Man habe zumindest auf 20 zusätzliche Pflegekräfte gehofft, sagt Caritas-Direktor Josef Marketz: „Dass man gerade bei den Alten und Pflegebedürftigen spart, freut uns überhaupt nicht.“ Jetzt müsse man eben das Beste daraus machen, so der Caritas-Direktor. Auch er sagt, dass die Mitarbeiter „manchmal zu viel leisten müssten. Es kommt auch zu Burn-outs.“

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Vor einem „Pflegekollaps“ warnte Team Kärnten-Landesrat Gerhard Köfer in einer Reaktion. Durch die Überalterung der Gesellschaft seien die Pflegekosten „ein Thema, das endlich einer nachhaltigen Lösung zugeführt werden muss.“ Das Team Kärnten Stronach pocht auf eine bundeseinheitliche Pflegefinanzierung und die Einführung einer Pflegeversicherung.