Gefühlsmesser für Pflegepatienten

Lassen sich Gefühle bei Patienten, die rund um die Uhr gepflegt werden, tatsächlich maschinell messen?Wissenschaftler der Universität Klagenfurt arbeiten daran. Es geht dabei um den Erhalt der Würde des Menschen.

Die Pflege alter und bettlägriger Menschen ist eine große Herausforderung. Allein in Österreich werden derzeit rund 400.000 pflegebedürftige Menschen betreut und ihre Zahl steigt von Jahr zu Jahr. An der Universität Klagenfurt wurde nun ein spannendes Forschungsprojekt gestartet. Konkret geht es um die Frage, ob sich Gefühle wie Freude, Angst, Stress, Trauer bei Patienten mit Hilfe von Sensoren messen lassen. Langfristiges Ziel ist es, die Pflege- und Betreuungsmaßnahmen ideal anzupassen. Erste Tests mit Patienten sollen ab Mai stattfinden. Die Datenerfassung soll mit so wenig Eingriffen wie nur möglich - zum Beispiel über Armbänder - erfolgen.

Technik kein Ersatz für menschlichen Kontakt

"Wie geht es Dir? - das ist gerade bei Pflegepatienten eine sehr wichtige Frage. Sie soll, betont Kiandoghere Kiamakia von der Universität Klagenfurt, nie durch eine maschinelle Messung und Auswertung ersetzt werden. Die Technik soll unterstützen und nicht den menschlichen Kontakt ersetzen.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Mittagszeit, 17.3.2016

Biodataten wie der Puls oder die Atmung können heute leicht gemessen werden. Schwierig ist es allerdings, sie dann bestimmten Gefühlen wie Freude oder Angst zuzuordnen. Genau hier setzt die Forschung von Kiandogere Kiamakia vom Institut für Intelligente Systemtechnologien an. Dem technischen System wird zuerst einmal beigebracht, bestimmte Daten bestimmten Gefühlen zuzuordnen. Hat das System das gelernt, ist eine ganze Reihe von Anwendungen denkbar. Kyandoghere Kyamakya: „Das ist die erste Aufgabe, die Emotion zu einem Zeitpunkt so gut wie möglich zu messen. Die andere Fragestellung ist, dass wir Muster erkennen wollen, wie sich der Gemütszustand über die Zeit entwickelt. Wir beobachten und erkennen gewisse Muster und können sogar unter Umständen eine Prognose wagen oder eine Abweichung von einem Normalzustand erkennen.“

Frühwarnsystem wenn es Patienten schlecht geht

Später wäre mit diesen Daten auch die Entwicklung eines Frühwarnsystems denkbar, erläutert der Wissenschaftler. Liegen die Daten zu den Gefühlen eines zu Hause betreuten Pflegepatienten vor, stellt sich allerdings die Frage, wie mit ihnen umgegangen wird, betonte die Soziologin Oana Mitrea: "Es kann sein, dass es für manche Menschen wichtig ist, dass die Tochter oder Sohn immer weiß, wie sie sich in dieser Lage fühlt. Andere möchten bestimmte Momente vielleicht verbergen. Wir stehen erst am Anfang.“

Was die Patienten selbst wollen, ist dabei von entscheidender Bedeutung. Derzeit werden umfangreiche Interviews geführt. Kyandoghere Kyamakya: „Der Mensch ist sehr wichtig, wir reden in Europa immer von der Würde des Menschen. Alles was rund um einen Menschen passiert, sollte ihn nicht in negative Gefühlslagen treiben.“

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