„Streitkultur“: Mehr Personal für Heime

Permanente Überbelastung, unbezahlte Überstunden und ständig verfügbar sein, so beschreiben Pflegekräfte die Arbeit in vielen Pflegeheimen. In der „Streitkultur“ am Montagabend wurde darüber diskutiert; einig war man sich darüber, dass mehr Personal benötigt werde.

Wie schlimm die Situation für viele Pflegefachkräfte tatsächlich sein muss, zeigte der Anruf von Petra Geier während der Sendung. Sie arbeitete in der Kursana Seniorenresidenz in Villach: „Wenn man sieht, wie die Mitarbeiter in die Firma kommen, weinen, weil sie nicht mehr können, und es wird trotzdem noch das letzte herausgeholt und noch im Krankenstand angerufen. Das war der Grund, dass ich nach 15 Jahren gekündigt habe.“

„Keine Würde mehr“

Auch im Hinblick auf die Bewohner hat Nicole Gallob, Betriebsrätin des Kursana Pflegeheims ganz klare Forderung: „Die Fließbandarbeit muss aufhören. Dass man die Leute in der Früh abfertigt, wie auf einem Fließband, das hat keine Würde mehr.“ Für Valid Hanuna von der Gewerkschaft der Privatangestellten das Ergebnis reiner Kostenkalkulation und Gewinnorientierung privater Heimbetreiber: „Wo lässt sich am meisten einsparen, beim Personal. Indem man sie unter Druck setzt, indem man ihnen Recht vorenthaltet. So können Gewinne entstehen.“

Pflegeheime wollen mehr Geld

Otto Scheiflinger, selbst Pflegeheimbetreiber, widersprach. Ein Gewinn sei unter den derzeitigen Voraussetzungen gar nicht möglich. Im Gegenteil - mit den vom Land gewährten Sockelbeträgen könne kaum kostendeckend gearbeitet werden. Scheiflinger gab aber auch zu, dass „ein zukünftiger besserer Personalschlüssel viele Arbeitsbelastungen und Stresssituationen bei den Mitarbeitern entschärfen würde. Es wäre nötig, dass die finanzielle Abgeltung seitens des Landes gesichert wird.“

Peter Gunhold, Leiter der Altenpflege in der Diakonie de la Tour, schlug einen bundesweit einheitlichen Pflegeschlüssel vor und nannte ein Beispiel: „Wenn wir in Kärnten Wiener Verhältnisse hätten, würde ein Mitarbeiter vier Bewohner grundpflegerisch versorgen. Daneben würde Zeit zur Verfügung stehen für die echte Pflege und das wäre Konversation mit den alten Menschen.“

Info-Veranstaltung für Pflegekräfte

Beate Prettner, die zuständige Sozialreferentin der SPÖ, lehnte eine Einladung zur Diskussion ab, da sie gerade in Verhandlung mit den Heimbetreibern stehe. Stellvertretend kündigte Christine Fercher, Pflege-Sachverständige des Landes, eine Änderung des Pflegeschlüssels an und: „Es wird eine Arbeitsgruppe tagen, in der versucht wird, herauszufinden, was braucht es, um die Situation zu verbessern.“

Prettner habe auch zusammen mit Arbeitsinspektorat und Arbeiterkammer vereinbart, dass es für Mitarbeiter eine Info-Veranstaltung geben solle. Dort sollen die Angestellten aufgeklärt werden, welche arbeitsrechtlichen Bedingungen bestehen und eingehalten werden müssen.

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