Kärntner Kirche vor spannender Wahl

Mit dem Wechsel von Bischof Alois Schwarz nach Niederösterreich, beginnt in Kärnten am Sonntagnachmittag die wahrscheinlich monatelange „Bischofsvakanz“. Schon am Montag wird ein vorübergehender Leiter der Kärntner Kirche gewählt.

Kurz nach 15.00 Uhr wird in der Domkirche von St. Pölten das päpstliche Dekret zur Ernennung von Alois Schwarz als Diözesanbischof verlesen – mehr dazu in Alois Schwarz ist neuer Bischof in St. Pölten (noe.ORF.at). Ab dann ist die Diözese Gurk- Klagenfurt vakant. „Das bedeutet, die Diözese ist ohne bischöfliche Leitung“, sagt der Kärntner Ordinariatskanzler und Kirchenrechtsexperte Jakob Ibounig.

Die Entscheidung für den neuen Kärntner Bischof fällt nach Vorschlägen aus Kärnten letztlich im Vatikan. Dieser Prozess kann Monate oder noch länger dauern. Bis dahin muss es einen interimistischen Leiter, einen Diözesanadministrator, geben. Dafür sorgt schon Montagvormittag das achtköpfige Gurker Domkapitel, das engste Beratungsgremium des Bischofs. In maximal drei Wahlgängen soll der neue Leiter gewählt sein, bei Stimmengleichheit kommt der älteste Kandidat zum Zug. Der vorübergehende Leiter muss mindestens 35 Jahre alt sein, der Diözese muss er nicht angehören.

Abschiedsgottesdienst Alois Schwarz Dom

ORF

Bischof Schwarz bei seiner letzten Messe in Klagenfurt

Mögliche Kandidaten

Wer Administrator werden könnte, darüber wird seit Wochen heftig spekuliert, als nicht unwahrscheinlich gilt, dass ein Mitglied des Domkapitels dieses Amt antreten wird. Als möglicher Kandidat wurde unter anderem Dompropst Engelbert Guggenberger genannt, weil er mit den Abläufen in der Diözese gut vertraut ist. Auch Ordinariatskanzler Ibounig, Dompfarrer Peter Allmaier und Stiftspfarrer Gerhard Kalidz wurden genannt. Weitere Mitglieder des Domkapitels sind Michael Kristof, Karl Heinz Frankl, Josef-Klaus Donko und Matthias Hribernik.

Interimistischer Leiter darf (fast) alles

Mit der Annahme der Wahl und einem Treueversprechen übernimmt der Diözesanadministrator sein Amt. Eine Bestätigung von außen sei nicht nötig, sagt Ibounig. Der vorübergehende Leiter der Katholischen Kirche in Kärnten hat alle Rechte und Pflichten eines Bischofs. Mit einer Ausnahme, sagt Ibounig: „Er darf keine Grundsatzentscheidungen treffen, die dem künftigen Bischof vorgreifen.“

Nach einem Jahr hat der Administrator mehr Rechte, dann kann er auch Pfarrer ernennen und Ämter in der Diözese besetzen. Am Sonntag läuten um 18.00 Uhr im ganzen Land die Kirchenglocken. Ein Dank für Bischof Schwarz, sagt Ibounig.

Theologe: Kirche braucht keinen Bremser

Bis zur Bestellung eines neuen Bischofs wird sicher noch viel über geeignete Kandidaten diskutiert werden. Jedenfalls sollte der neue Bischof „eine treibende Kraft und kein Bremser“ sein, sagt Patoraltheologe Paul Zulehner. Auch müsse der neue Bischof modern sein: „Schon der Mailänder Kardinal Martini hat gesagt, dass die Kirche 300 Jahre hinter der modernen Kultur zurück ist.“ Kärnten brauche einen Kirchenmann, der bereit sei, mutige Vorschläge zu machen. Generell brauche die Katholische Kirche „einen Aufbruch mit Augenmaß, aber nicht mit Übermaß.“

Und soll der neue Bischof aus Kärnten oder von außerhalb kommen? Zulehner: „Für beides gibt es positive Beispiele. Vielleicht sollte man ein Risiko eingehen und prüfen, ob es in der Diözese einen Kandidaten gibt, der weiß mit welchem Ochsen man ackern muss.“

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