Analyse der Wahl aus Kärntner Sicht

Kärnten hat - wieder einmal - anders gewählt als der Rest Österreichs. Was bedeutet das Wahlergebnis für die bevorstehende Landtagswahl am 4. März 2018? ORF-Kärnten-Chefredakteur Bernhard Bieche mit einer Analyse.

Die Gewinner aus Kärntner Sicht sind die Freiheitlichen. Der Erfolg gibt sicherlich Motivation im blauen Lager für die Landtagswahl, wie wohl auch die FPÖler wissen, dass die Wahl im März ein anderes Paar Schuhe ist. Denn viele ehemalige BZÖ- und Team- Stronach-Wähler sind diesmal wieder zur FPÖ zurückgekehrt, was den Erfolg in Kärnten mit ausmacht. Bei der Landtagswahl ist dann aber wieder das Team Kärnten als Nachfolger des Team Stronach mit im Spiel und die landespolitischen Anliegen decken sich nicht eins zu eins mit den bundespolitischen. Aber ein Comeback der FPÖ war der Wahltag am Sonntag auf jeden Fall angesichts des Debakels bei der letzten Landtagswahl.

Radio Kärnten: Dürfen die Schwarz/Türkisen auf Landesebene nach der Nationalratswahl auch in Kärnten auf mehr hoffen?

Bernhard Bieche: Die ÖVP hat sicherlich auch in Kärnten vom Kurz-Effekt profitiert. Er war ja laut Wahlforschung der Hauptgrund für viele, ihr Kreuz bei der ÖVP zu machen. Und genau da liegt jetzt die Herausforderung im Hinblick auf die Landtagswahl. Wie sehr wird es dem Kärntner Spitzenkandidaten Christian Benger gelingen, diesen Kurz-Effekt mit in den Landtagswahlkampf zu nehmen und das als Teil einer Koalition mit der SPÖ und den Grünen. Sicherlich eine Herausforderung.

Radio Kärnten: Enttäuschung bei der SPÖ, sie haben sowohl im Bund als auch in Kärnten bei der Nationalratswahl Platz eins verloren. Müssen sich die Roten fürchten?

Bernhard Bieche: Eines ist klar, es wird im März sicher kein Spaziergang für die Roten. Auch wenn am Sonntag nicht primär die Landes-SPÖ zur Wahl stand, so haben doch einige Themen bei der Konkurrenz mehr gezogen, wie Asyl und Sicherheit. Möglicherweise ist eine künftige Schwarz/Blaue Bundesregierung ein Turbo für die Landes-SPÖ. Aber auch wenn die SPÖ im März vorne bleiben sollte, muss sie in einer neu zu bildenden Koalition erst einen Partner finden. Die Grünen drohen nach dem gestrigen Wahltag als Koalitionpartner abhanden zu kommen. In unseren ORF-Kärnten-Sommergesprächen haben jedenfalls sowohl Landeshauptmann Peter Kaiser als auch FPÖ-Chef Gernot Darmann klargemacht, dass der Stimmenstärkste den Landeshauptmann stellen soll - es spitzt sich in Kärnten also auf ein rot-blaues Duell zu.

Radio Kärnten: Die Grünen kämpfen auch in Kärnten ums Überleben.

Bernhard Bieche: Das war wohl das politische Drama des Abends. Sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene würden die Grünen nach derzeitigem Stand aus dem Parlament bzw. dem Landtag fliegen. Die Wahlkarten werden erst das bundespolitische Überleben der Grünen entscheiden. Die internen Streitigkeiten sind wohl mit einer der Hauptgründe für den Niedergang und da werden sich die Kärntner Grünen sehr rasch konsolidieren müssen, um nicht auch im März eine böse Überraschung zu erleben. Noch ein Wort zu NEOS, das auch in Kärnten angekommen scheint. Zumindest ist es zur stärksten der Kleinparteien in Kärnten aufgestiegen. Ob sich das dann auch bei der Landtagswahl umsetzen wird lassen, wird wohl maßgeblich vom Spitzenkandidaten abhängen.

Zur Wahl aus Kärnten Sicht wird in Radio Kärnten am Montag ab 20.03 diskutiert. In der „Streitkultur“ sind Journalisten und die Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle zu Gast - mehr dazu in Radio Kärnten Streitkultur.

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